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# taz.de -- Fußball-WM 2014: Pannen und Verschwendung
> Zwei Wochen vor dem Confed Cup darf Brasilien nun doch in der Baustelle
> Maracanã spielen. Ein Jahr vor der WM ist die Stimmung schlecht.
Bild: Baustelle Maracana-Stadion: Nur eines von vielen Problemen des brasiliani…
RIO DE JANEIRO taz | Die Liste der Pannen bei der Vorbereitung der WM 2014
ist um eine Kuriosität reicher geworden. Wegen „Sicherheitsbedenken“
verfügte ein Gericht am Donnerstag, dass das Freundschaftsspiel Brasilien
gegen England im renovierten Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro am Sonntag
nicht stattfinden darf. Moniert wurden das Fehlen von Gutachten zu den
Sicherheitsvorkehrungen sowie Bauschutt, der von den Fans bei
Ausschreitungen missbraucht werden könnte.
Nur wenige Stunden später wurden die Gutachten nachgereicht, und die
nächste Instanz gab grünes Licht für das Spiel. Doch der Schaden war
bereits angerichtet. Von einer „Schande für Brasilien“ ist die Rede.
Romario, einst Held der Seleção und heute Abgeordneter der
Mittel-links-Partei PSB, holte auf Facebook zum Rundumschlag aus: „Es war
vorauszusehen – die politisch Verantwortlichen vor Ort haben die Planung
der Sportevents amateurhaft angegangen, vollkommen unverantwortlich.“
Seit zweieinhalb Jahren wird der legendäre Fußballtempel modernisiert. Die
Kosten, die sich im Verlauf des Bauvorhabens auf 450 Millionen Euro
verdoppelten, werden allein von der öffentlichen Hand getragen. Obwohl
schon im April eine erste Eröffnung geprobt wurde, sind die Arbeiten im und
vor dem Maracanã immer noch nicht abgeschlossen. Mehrfach mahnte die Fifa
Brasilien, den vereinbarten Zeitplan zur Fertigstellung der sportlichen
Infrastruktur einzuhalten. Gebetsmühlenartig wiederholt Präsidentin Dilma
Rousseff, alles laufe nach Plan.
## „Das Maracanã gehört uns“
Es bleiben nur noch zwei Wochen bis zum Beginn des Confederation Cups, der
Generalprobe für die WM im Juni 2014. Nicht nur in Rio de Janeiro gibt es
Patzer bei der Vorbereitung. Auch in der Hauptstadt Brasilia gab es
Probleme. Lange Schlangen vor umständlichen Sicherheitskontrollen und
mangelhafte Beschilderung verhinderten den pünktlichen Beginn der Spiele.
Allerdings ist der Skandal in Brasilia nicht die bauliche Verzögerung,
sondern das Stadion selbst. Noch teurer als das Maracanã, wird das
Mané-Garrincha-Stadion schon jetzt als weißer Elefant bezeichnet. Es fasst
71.000 Zuschauer, obwohl es in der Stadt nicht einmal einen Zweitligaverein
gibt. Das letzte Lokalderby lockte 970 Fans an.
In Brasilien mehren sich die Stimmen, die den Bau von zwölf WM-Stadien als
Verschwendung öffentlicher Gelder kritisieren. Im Fall des Maracanã brachte
Mitte Mai eine Gerichtsentscheidung zur anstehenden Privatisierung des
Stadions die fragwürdige Haltung der Regierenden auf den Punkt: Der
Lizenzvertrag sei ungültig, da er die wirtschaftlichen Interessen des
Staates nicht ausreichend berücksichtige. Allerdings kassierte die nächste
Instanz auch dieses Urteil.
Anwohner, Fans und Aktivisten der Bewegung „Das Maracanã gehört uns“
kritisieren seit Langem die Kommerzialisierung des Fußballs unter der Regie
der Fifa und des brasilianischen Verbands CBF, in deren Folge die Fans ihre
Nationalelf wegen der hohen Eintrittspreise nur noch am Fernseher verfolgen
können.
31 May 2013
## AUTOREN
Andreas Behn
## TAGS
Maracana
Brasilien
Fußball
Stadion
Brasilien
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Confederations Cup
Brasilien
WTO
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