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# taz.de -- Rauswurf: Berliner Ensemble will bleiben, wo es ist
> Neuer Streit am Schiffbauerdamm: Der Dramatiker und Hausbesitzer Rolf
> Hochhuth kündigt dem Theater den Mietvertrag.
Bild: Oliver Reese, neuer Intendant des Berliner Ensembles
Was für ein Theater: Der Dramatiker Rolf Hochhuth will das Berliner
Ensemble (BE) und seinen Direktor Claus Peymann rauswerfen. Als Eigentümer
des Theaters am Schiffbauerdamm hat Hochhuth über seine
Ilse-Holzapfel-Stiftung dem Land Berlin, Mieter der Bühne, wegen
angeblicher Vertragsverletzungen „außerordentlich und fristlos“ den
Mietvertrag gekündigt. Das Haus müsse „geräumt und besenrein“ an die
Stiftung übergeben werden, so Hochhuths Drohung.
Die Kulturverwaltung bestätigte gestern das 25-seitige Kündigungsschreiben,
reagierte aber gelassen. Man sehe „keine Gefahr, dass das BE nicht weiter
spielen kann“, sagte Günter Kolodziej, Sprecher im Hause von
Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD), zur taz. Einen Grund für eine
Kündigung sehe er bislang nicht. Die Verwaltung sei trotzdem dabei, die
Kündigung gründlich zu prüfen. BE-Anwalt Peter Raue erklärte ebenfalls am
Montag, es habe keine Vertragsverletzungen gegenüber Hochhuth gegeben, wie
dieser unterstelle.
## Bis zur Weißglut
Der Ilse-Holzapfel-Stiftung, benannt nach Rolf Hochhuths Mutter Ilse,
gehört das Theater. Das Land ist Mieter der Immobilie, die seit 1998 von
Berlin an Peymanns Berliner Ensemble GmbH weitervermietet und von dieser
bespielt wird. 240.000 Euro beträgt die Miete, nicht eben übermäßig, dafür
werden Hochhuth bestimmte Rechte an der Bühne im Vertrag gewährt – was
Claus Peymann nicht immer gefällt und was er auch öffentlich kundtut. Das
wiederum bringt Hochhuth ab und zu zur Weißglut. Womit das Problem benannt
ist.
Im Mietvertrag steht der Passus, dass Hochhuths Drama „Der Stellvertreter“
an drei Abenden im Jahr am Berliner Ensemble aufgeführt werden muss. Zudem
sollen während der Theaterferien im Sommer Hochhuths Stücke auf der Bühne
inszeniert werden. Diese „vertragsgemäße Pflicht“, so steht es in der
Kündigung, sei nicht eingehalten worden. Insgesamt hätte es „kumulierte
Verletzungen“ der im Mietvertrag verabredeten Rechte gegeben – zum Schaden
der Stiftung.
Bislang waren Peymann und Hochhuth – oft sehr unterhaltsam –
schaukampfmäßig aufeinander losgegangen. Neu ist, dass der Vertrag mit
Berlin nun zum Zankapfel wird, ein weiterer Schachzug Hochhuths gegen das
BE. Kolodziej sagte, die Kulturverwaltung sei sich zwar keiner
Vertragsverletzung bewusst, nehme das Schreiben aber nicht auf die leichte
Schulter – und hoffe auf eine Lösung mit dem 82 Jahre alten Dramatiker.
ROLF LAUTENSCHLÄGER
10 Jun 2013
## AUTOREN
Rolf Lautenschläger
## TAGS
Berliner Ensemble
Wiener Festwochen
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