# taz.de -- ARD-Hörspiel-Reihe „Radiotatort“: Richtige Zutaten, falsch ver… | |
> Der neue, vom RBB produzierte "Radiotatort" widmet sich prekären | |
> Existenzen in der Wissenschaft. Und wirkt arg konstruiert - leider. | |
Bild: Auch als Podcast nachzuhören: die aktuelle Folge des „Radiotatorts“. | |
Die "Alchemistin" ist tot: Physikerin Eva Weißbach liegt erschlagen im | |
Institut für Nanotechnologie. Jemand hat der 44-jährigen Forscherin im den | |
Kopf eingeschlagen. Sie hatte in Berlin an der "Entwicklung von | |
Werkstoffen, die die Luft und Raumfahrt revolutionieren werden", | |
gearbeitet. | |
Eigentlich hat der neue ARD-Radiotatort des rbb, "Du bist tot" (22.04 Uhr, | |
kulturradio)", alles, was ein aktueller Wissenschaftsthriller braucht: | |
Eifersüchtige Kollegen, verprellte Industrielle und prekäre Existenzen an | |
der Uni. Da ist Weißbachs Untergebener, Dr. Steiner (zu lustlos: Peter | |
Lohmeyer), der sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag hangelt und | |
Arbeitslosengeld kassiert, während die Chefin Karriere macht. Frau Steiner | |
(zu überdreht: Christiane Paul) tobt deswegen: "Schau dich um. Seit zwölf | |
Jahren hängen wir in dieser Scheiß-Platte fest". | |
Da ist der wütende Firmenvertreter Pigur, dessen Geld Weißbach nahm, um ihn | |
kurz danach auszubooten. Und schließlich taucht der Ex-Mann der Professorin | |
auf, der, obwohl auch Akademiker, nur als Hausmeister im Institut jobben | |
darf. | |
Motive ohne Ende, doch der Versuch von Autor Wolfgang Zander, daraus einen | |
spannenden, die existenziellen Nöte des Uni-Personals vermittelnden | |
Hörkrimi zu basteln, schlägt fehl. Das 54-minütige Stück ist solide | |
gemacht, aber perspektivisch und thematisch überladen. | |
Der ermittlende Kommissar Polanski, den Alexander Khuon fein in Szene | |
setzt, kommt mit dem Wirrwarr nur schwer zurecht. Zumal sich der | |
Einzelgänger noch mit einer möglichen Vaterschaft beschäftigen muss, deren | |
Hintergrund dann auch noch entscheidend zur Lösung des Falls beiträgt. | |
Ebenso wie die Tote "genial" Atome übereinander geschichtet hat, bemüht | |
sich sich Regisseur Nikolai von Koslowski darum, Erzählstränge übereinander | |
zu stapeln. Doch der daraus entstehende Berliner Mikrokosmos zwischen | |
überhitzem Ionenbeschleuniger und Rastertunnelmikroskop schafft nur ein | |
"Hochvakuum" – schade. | |
ARD-Radiotatort: "Du bist tot", Kulturradio RBB, 22.04 Uhr | |
1 Jan 1970 | |
## AUTOREN | |
Jan Scheper | |
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