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# taz.de -- Revanchismus-Vorwurf: Schlesiertreffen ohne Ehrengäste
> Niedersachsens Innenminister Pistorius und Landtagspräsident Busemann
> sagen beim Schlesier-Treffen ab – weil sie erfuhren, was deren Chef Rudi
> Pawelka sagen wollte.
Bild: Hat den Bogen mal wieder überspannt: Ober-Schlesier Rudi Pawelka.
HANNOVER taz | Niedersachsens Landespolitik boykottiert das
Deutschlandtreffen der Schlesier, zu dem an diesem Wochenende mehrere
tausend Vertriebene in Hannover erwartet werden. Freitagabend sagten
Innenminister Boris Pistorius (SPD) wie auch Landtagspräsident Bernd
Busemann (CDU) ihre Teilnahme als Ehrengäste ab – und begründeten dies mit
dem geplanten Auftritt des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft
Schlesien, Rudi Pawelka.
Bei den alle zwei Jahre in Hannover stattfindenden Schlesiertreffen sorgt
Pawelka regelmäßig mit revanchistischen Tönen für Eklats. Zuletzt 2011, als
er von einer polnischen Beteiligung am Holocaust sprach und eine
Entschuldigung Polens forderte. Der damalige Ministerpräsident David
McAllister (CDU) verließ daraufhin den Saal.
In diesem Jahr sorgt Pawelkas Rede schon im Vorfeld des Treffens für Unmut:
Aus Missfallen über den Redeentwurf legte der Präsident der
Bundesdelegiertenversammlung der Schlesischen Landesvertretung Michael
Pietsch am Donnerstag sein Amt nieder. Auch Niedersachsens Innenminister
Pistorius und Landtagspräsident Busemann zogen Konsequenzen, nachdem
Pawelkas Manuskript ihnen intern bekannt wurde.
## Versöhnung kommt "nicht zum Ausdruck"
Der „Versöhnungsgedanke zwischen Deutschen und Polen“, für den gemäßigte
Funktionäre wie Pietsch stünden, komme darin „nicht zum Ausdruck“, heißt…
zur Begründung ihrer Absage. „Wenn selbst Führungspersönlichkeiten des
Verbandes den Kurs von Herrn Pawelka nicht mehr mittragen können, dann
müssen Landesregierung und Landtagspräsident davon Abstand nehmen, bei dem
Verband aufzutreten“, sagte Pistorius.
Mit 50.000 Euro aus Landesmitteln fördert Niedersachsen die
Schlesiertreffen in Hannover. Die Landtagsgrünen fordern seit Jahren, die
Zuschüsse zu streichen. Nach dem letzten Eklat 2011 forderte auch die
SPD-Fraktion, die Gelder einzustellen, sollte sich der Schlesierverband
nicht von seinem umstrittenen Vorsitzenden Pawelka trennen.
## Irritationen im Wahlkampf
Für Irritationen sorgte unterdessen noch vor dem Regierungswechsel in
Niedersachsen der damalige SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil, heute
Ministerpräsident. Im Wahlkampf traf er Vertreter der Landsmannschaft
inklusive Pawelka zum „Gedankenaustausch“.
Weil erklärte zwar, er habe die Verbandsführung dabei „gebeten, in ihrem
Auftreten die berechtigten Gefühle der polnischen Bevölkerung zu achten und
in dieser Hinsicht keine Missverständnisse entstehen zu lassen". Bei den
Grünen wünschte man sich dennoch „eine deutlichere Distanzierung".
Ein Ende der Förderung , erklärte Weil damals auf Nachfrage, sei für ihn
„derzeit kein Thema“. 1990, bei der ersten Auflage von Rot-Grün in
Niedersachsen, strich die Regierung unter dem damaligen
SPD-Ministerpräsidenten Gerhard Schröder die Landesmittel für die
Schlesier. Das Deutschlandtreffen wanderte daraufhin nach Bayern ab. Erst
Ex-CDU-Ministerpräsident Christian Wulff holte es 2007 zurück nach
Niedersachsen, Patenland der Landsmannschaft, wohin 1947 rund 700.000
Schlesier flohen.
21 Jun 2013
## AUTOREN
Teresa Havlicek
## TAGS
Stephan Weil
Polen
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