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# taz.de -- Vertriebene: Schlesier zurück in Niedersachsen
> Erstmals seit den Neunzigern findet das Treffen der Schlesischen
> Landsmannschaft in Hannover statt. Kritiker bemängeln, dass
> Ministerpräsident Wulff dort mit Vertretern der"Preußischen Treuhand"
> spricht
Bild: Fernab der Avantgarde: Rübezahls Zwerge
HANNOVER taz Dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff
(CDU) steht am Sonntag ein schwieriger Auftritt bevor: Er wird auf der
politischen Hauptkundgebung des Deutschlandtreffens der Landmannschaft
Schlesien sprechen. Dabei wird er zusammen mit dem Vorsitzenden der
Landsmannschaft, Rudi Pawelka, auftreten.
Pawelka ist auch Vorsitzender der "Preußischen Treuhand". Die "Treuhand",
die durch Klagen etwa vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte
angebliche Eigentumsansprüche von Vertriebenen durchsetzen möchte, gilt
nicht nur in Polen als Hort des Revanchismus.
Das Schlesiertreffen findet zum ersten Mal seit den 80er-Jahren wieder in
Hannover statt. 1990 hatte die rot-grüne Landesregierung die Zusammenarbeit
mit den Schlesiern beendet. Zuvor hatte die Landsmannschaft ein
Deutschlandtreffen in Hannover unter das Motto "Schlesien bleibt unser"
gestellt. Den bis heute bestehenden Partnerschaftsvertrag mit der
Schlesischen Landsmannschaft kündigte allerdings auch Rot-Grün in
Niedersachsen nicht. Schließlich hatte das Land nach dem Zweiten Weltkrieg
700.000 Schlesier aufgenommen.
Die Landsmannschaft zog in den 90er-Jahren mit dem Deutschlandtreffen nach
Bayern um. Die von Wulff geführte CDU-FDP-Koalition setzte es sich dann
2003 in ihrem Koalitionsvertrag zum Ziel, das Treffen nach Hannover
zurückzuholen. Für die Veranstaltung in den Messehallen bekommen die
Schlesier nun einen Zuschuss von 30.000 Euro. Zudem müssen sie keine Miete
zahlen.
Wulff betonte schon vor seinem gemeinsamen Auftritt mit "Treuhand"-Chef
Pawelka, die Landeregierung habe sich immer von allen Aktivitäten der
sogenannten "Preußischen Treuhand" distanziert. Die Landsmannschaft musste
zudem vorab schriftlich versichern, dass sie alle rechtsextremen
Aktivitäten auf ihrem Treffen unterbinden wird. Nach Angaben von
Landesinnenminister Uwe Schünemann wird der niedersächsische
Verfassungsschutz darüber wachen, dass diese Zusicherung eingehalten wird.
Eine Aufwertung der "Preußische Treuhand" ist mit Wulffs Auftritt dennoch
verbunden. Der Vorsitzende der niedersächsischen Grünen-Fraktion, Stefan
Wenzel, verlangte daher, der Ministerpräsident solle seinen Auftritt
absagen: "Wulff muss jeden Anschein vermeiden, dass er Forderungen nach
Gebiets- oder Eigentumsansprüchen gegen Polen auch nur indirekt
unterstützt."
30 Jun 2007
## AUTOREN
Jürgen Voges
## TAGS
Stephan Weil
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