# taz.de -- Froome gewinnt die Tour de France: Der Sonnenkönig trägt Gelb | |
> Während wie erwartet der Brite Christopher Froome den Gesamtsieg in Paris | |
> perfekt macht, holt Marcel Kittel seinen vierten Sprinterfolg. | |
> Dopingfälle gab es bisher nicht. | |
Bild: Fand seinen Gesamtsieg bei der Tour „einfach unlaublich“: Christopher… | |
PARIS dpa | Marcel Kittel wähnte sich wie in einem Traum, als er auf das | |
überdimensional große Siegerpodest auf den Champs Elysées kletterte und als | |
neuer Sprinterkönig der 100. Tour de France gefeiert wurde. Im Hintergrund | |
leuchtete der Arc de Triomphe im grellen Licht, dazu applaudierten | |
Hunderttausende Radsport-Fans. Kittel erlebte Momente für die Ewigkeit, | |
nachdem er zu seinem vierten Etappensieg gerast war. „Ich bin absolut | |
sprachlos und überglücklich, dass das geklappt hat. Das waren harte Tage, | |
aber dafür gab es eine große Belohnung“, sagte Kittel nach seinem Coup in | |
Paris. | |
Wenig später musste Kittel auf dem Podest Platz machen für Christopher | |
Froome, den neuen Tour-Regenten. Der „Sonnenkönig“ aus Großbritannien, wie | |
die L'Équipe am Sonntag titelte, hatte der Konkurrenz in 23 Tagen über 3404 | |
Kilometer nur Statistenrollen zugestanden. „Es ist ein Traum, in Gelb auf | |
den Champs Elysées zu fahren – einfach unglaublich“, sagte Froome, der die | |
Nachfolge seines Lansmannes Bradley Wiggins antrat. Die große Entdeckung | |
der 100. Tour de France, der 23-jährige Nairo Quintana aus Kolumbien, und | |
der Spanier Joaquin Rodriguez folgten in gebührendem Abstand. | |
Neben Froome zählten in erster Linie die deutschen Radprofis bei der – bis | |
jetzt – dopingfreien Dauerparty in Frankreich zu den strahlenden Siegern: | |
Insbesondere Kittel, der in Paris den britischen Ex-Weltmeister Mark | |
Cavendish erneut in den Schatten stellte. Damit gewann Kittel, der zum | |
Auftakt Gelb trug, die erste und letzte Etappe bei der Tour. „Der Sprint | |
lief perfekt. Meine Beine waren gut, ich konnte richtig durchziehen. Ich | |
bin stolz darauf, was wir hier zusammen geschafft haben“, sagte Kittel nach | |
seinem nächsten Coup. | |
In Paris gab es durch den Zweitplatzierten André Greipel gar einen | |
Doppelsieg. Greipel hatte zuvor in Montpellier genauso wie der wie im | |
Vorjahr früh gestürzte Weltmeister Tony Martin beim ersten Zeitfahren in | |
Mont Saint-Michel für weitere deutsche Siege gesorgt, womit das Jubiläum | |
fast zur Tour d'Allemagne wurde. Denn unter dem Strich standen sechs | |
deutsche Etappensiege, womit der Rekord aus dem Jahr 1977 eingestellt | |
wurde. | |
## Sagan in Grün | |
Beim prunkvollen Finale auf den Champs Elysées, zum ersten Mal eine | |
Abendveranstaltung unter Flutlicht, hatte Kittel am Ende der letzten 133,5 | |
Tour-Kilometern das größere Stehvermögen gegenüber Greipel und Cavendish. | |
Am Sprinttrikot fuhr Cavendish wie im Vorjahr auch vorbei. Das begehrte | |
Kleidungsstück in Grün sicherte sich wie 2012 der Slowake Peter Sagan. Das | |
gepunktete Trikot für den besten Bergfahrer und das Weiße für den besten | |
Nachwuchsmann ging an Quintana, der auf 2800 Meter Meereshöhe aufwuchs und | |
deshalb gewisse Ausdauer-Vorteile gegenüber der Konkurrenz hatte. | |
Froomes Triumphfahrt begann auf der ersten Pyrenäen-Etappe in | |
Ax-3-Domaines, auf der er sich das Maillot Jaune sicherte und bis Paris | |
nicht mehr hergab. Den nächsten Schlag mussten seine Herausforderer – unter | |
ihnen auch der auf Rang vier gelandete Alberto Contador, der in diesem Jahr | |
nach seiner Dopingsperre zurückkehren durfte – auf dem Mont Ventoux | |
verkraften. Die nächsten Sekunden- und Minuten-Portionen bekamen sie bei | |
beiden Zeitfahren serviert. Der angriffslustige Contador musste dazu auf | |
der Königsetappe nach L'Alpe d'Huez und noch einmal am Samstag beim | |
Aufstieg nach Semnoz „bluten“, wo Quintana seinen ersten Etappensieg | |
einfuhr. | |
Froome hatte fast beiläufig drei Etappensiege einkassiert und souverän die | |
Nachfolge seines aus Verletzungsgründen fehlenden Sky-Teamkollegen Bradley | |
Wiggins angetreten. Viel spricht dafür, dass der in Kenia geborene Brite, | |
kaum 67 Kilo schwer, die Tour auf eine Einbahnstraße führt, in der der | |
28-Jährige die Richtung bestimmt. | |
Mit einem bösen Erwachen nach der Frankreich-Rundfahrt, wie so mancher | |
Sieger vor ihm, rechnet Froome nicht. „Ich bin sicher, dass meine Resultate | |
auch in zehn oder 20 Jahren noch Bestand haben werden“, erwiderte der fast | |
zerbrechlich wirkende Profi auf ständig wiederkehrende Fragen zum | |
Dauerthema Doping und möglichen Nachkontrollen. „Meine Leistung ist | |
sauber.“ | |
## Erfolgloser Kämpfer | |
Die imposante Siegesserie der deutschen Profis – am Samstag hatte sich der | |
älteste Tourteilnehmer Jens Voigt (41) als eindrucksvoller, aber letztlich | |
erfolgloser Kämpfer in Szene gesetzt – konnten die deutschen Fans live im | |
TV nur beim Privatsender Eurosport verfolgen. ARD und ZDF haben seit 2011 | |
abgeschaltet und berichten nur nachrichtlich mit kurzen Beiträgen oder | |
süffisant unter Hinweis auf das grundsätzliche Glaubwürdigkeitsproblem des | |
Radsports. Ähnliche Bedenken bei anderen Sportarten haben ARD und ZDF | |
offensichtlich nicht. | |
Verbandspräsident Rudolf Scharping sei überzeugt, das die | |
öffentlich-rechtlichen Anstalten ihre Haltung „überdenken“ werden. „Die | |
100. Tour de France hat gezeigt, dass sich im Radsport etwas verändert hat, | |
und das sollten auch die Medien registrieren.“ | |
22 Jul 2013 | |
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