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# taz.de -- Vorschau Frauenfußball-EM-Finale: Norwegens frühe Emanzipation
> Even Pellerud trainierte das Team schon beim WM-Sieg der Norwegerinnen
> 1995. Nun steht er erneut im Finale. Die Deutschen planen schon ihre
> Siegesfeier.
Bild: Célia Okoyino da Mbabi (r.) und Marita Lund im EM-Vorrundenspiel Deutsch…
SOLNA/NORRKÖPING taz | Malerischer geht es kaum: Nirgendwo auf schwedischem
Terrain ist die deutsche Delegation zur Frauen-EM bislang mit so prächtigen
Perspektiven verwöhnt worden wie im Royal Park Hotel von Solna. Die
ausladende Terrasse eröffnet einen unverstellten Blick auf Haga Park und
Brunnsviken See. Und doch hat am Freitagmorgen fast das gesamte
Nationalteam eine Shoppingtour in die Stockholmer Innenstadt vorgezogen.
Den freien Vormittag hatte Silvia Neid bewusst eingeräumt, ehe die
Bundestrainerin am Nachmittag wieder zum Training bat. Für das EM-Finale
gibt sie eine so pragmatische wie lockere Losung vor: „Wenn man im Finale
steht, will man auch gewinnen. Es wäre schön, jetzt auch den achten Titel
zu holen.“ Für Neids Mentalcoach Markus Hornig ist die meiste Arbeit getan
– noch einmal voll Power, lautet die simple Vorgabe.
Das soll fünf Kilometer nördlich passieren. An der Stadtgrenze steht die
hochmoderne Arena von Solna, die Musiker wie Loreen oder Roxette im
vergangenen Oktober einweihten. Für die Uefa, die mitunter immer noch ein
verkrampftes Verständnis für den Frauenfußball erkennen lässt, war es keine
Selbstverständlichkeit, die 50.000 Plätze freizugeben. Erst nach und nach
kamen alle Tickets in den Verkauf.
Dabei könnten Kulisse und Schauplatz nicht deutlicher machen, welche Bühne
das weibliche Segment zu solchen Hochzeiten betritt. „Alles ist
professioneller geworden“, sagt Nationalmannschaftsmanagerin Doris
Fitschen, „und dieses Finale hilft uns, die Marke Frauenfußball zu
stärken.“ Die 44-Jährige saß vor 18 Jahren im alten Rasunda-Stadion von
Stockholm bei strömendem Regen mit kaputtem Kreuzband auf der Tribüne und
musste die Niederlage der DFB-Auswahl im WM-Finale gegen Norwegen mit
Birgit Prinz und Heidi Mohr ansehen.
„Damals hat es ausgereicht, zwei-, dreimal die Woche zu trainieren“,
erzählt Fitschen. Genau wie Silvia Neid hat sie noch jene Zeiten miterlebt,
in denen die Europameisterschaft als wenig beachtetes Miniturnier über die
Bühne ging und alle danach eine Riesenfete feierten. Pia Sundhage, die so
bitter aus dem Turnier geschiedene schwedische Nationaltrainerin, erzählt
mit leuchtenden Augen von einer legendären Sause nach der EM 1989 in der
Sportschule Kaiserau.
## Fanparty in Frankfurt
Damit wäre es für die deutsche Delegation 2013 nicht getan. Nach dem
Endspiel wird es im Hotelbereich auf jeden Fall eine Abschlussfeier mit der
gesamten DFB-Spitze geben. Ist auch die Trophäe im deutschen Besitz, käme
es am Montag nach der Landung um 13.45 Uhr am Frankfurter Flughafen auch zu
einer Fanparty auf dem Frankfurter Römer.
Den Wandel der Zeit kann auch Even Pellerud erzählen, der in den 90er
Jahren kurzzeitig einen Gegenpol zur deutschen Dominanz zu setzen wusste.
Das mittlerweile ergraute Mastermind beglückte Norwegen mit dem EM-Sieg
1993 und dem WM-Titel 1995. Seit 2013 ist er, nach 17 Jahren Pause, wieder
Trainer der Norwegerinnen. Als der 60-Jährige nach dem Halbfinale gegen
Dänemark (5:3 im Elfmeterschießen) auf die früheren Titel angesprochen
wird, lächelt er herzlich. „Seitdem hat sich viel verändert. Ich glaube
nicht, dass uns diese alte Geschichte noch hilft.“
Der Finaleinzug Norwegens kommt – trotz des Vorrunden-Aus bei der WM 2011 –
nicht ganz überraschend. Wie in Deutschland bedingen sich in Norwegen
Stellenwert und Erfolge des Frauenfußballs gegenseitig; ein Viertel der
Fußballer in Norwegen ist weiblich, 106.000 Frauen und Mädchen verteilen
sich auf 6.811 Teams – immerhin fast halb so viele wie in Deutschland. „Wir
hatten früher die Emanzipation, in der Gesellschaft, in der Politik und im
Sport“, erklärt Pellerud, „ich fände es traumhaft, wenn wir diese
Geschichte im Frauenfußball fortschreiben.“
28 Jul 2013
## AUTOREN
Frank Hellmann
## TAGS
Fußball
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Finale
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