# taz.de -- Hospiz für Bremerhaven: Ein Ort zum Sterben | |
> Auch vor Bremerhaven macht der demografische Wandel nicht halt – jetzt | |
> werden Stimmen aus der Politik laut, die ein stationäres Hospiz fordern. | |
Bild: Zum prallen Leben gehört der Tod. Paul Cézanne wusste das noch. | |
BREMEN taz | In Bremerhaven wächst die Alterspyramide und damit der Wunsch | |
nach dem ersten stationären Hospiz. Die politische Seite scheint sich bei | |
der Debatte in ungewohnter Einigkeit zu befinden: So ziehen die CDU und die | |
Linke auf der Suche nach einer Lösung an einem Strang. Beide Parteien sehen | |
den großen Bedarf an Pflegeplätzen. „Es ist an der Zeit, eine Diskussion | |
anzustoßen“, so Thorsten Raschen, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender | |
der CDU im Stadtrat. | |
Petra Brand, Kreissprecherin der Linken in Bremerhaven, bezeichnet die | |
aktuelle Lage sogar als einen „Skandal“. Sie zeige, „dass das Recht auf e… | |
würdevolles Sterben offensichtlich keinen Platz in einem auf Profit | |
orientierten Gesundheitssystem hat“. | |
Würdevoll sterben – das ist das Hauptziel der intensiven Betreuung in einem | |
stationären Hospiz. Wenn der Pflegebedarf eines kranken Menschen die | |
Fähigkeiten seiner Angehörigen übersteigt, findet man in Hospizen | |
unterstützende Ansprechpartner. Sie übernehmen die Aufgaben, die an anderer | |
Stelle nicht mehr erfüllt werden können. So stehen in Bremen-Walle zurzeit | |
acht Plätze zur Verfügung – in Bremen-Schönebeck kommen demnächst noch | |
einmal genauso viele dazu. | |
Damit wird versucht, der seit Jahren bekannten Unterversorgung an | |
Hospiz-Plätzen zumindest teilweise entgegenzuwirken: 2009 baten 222 | |
Menschen vergeblich um eine Aufnahme in das Pflegeheim Walle. Die | |
Unterversorgung ist nicht nur in der Stadt Bremen ein Problem. Auch in | |
Bremerhaven fehlt es an Plätzen. Dort aber ist ein stationäres Hospiz weder | |
vorhanden noch in Planung. Und das, obwohl die Nachfrage schon lange da ist | |
– bisher werden pflegebedürftige Bremerhavener in Buchholz und Falkenberg | |
untergebracht. „Gerade in der letzten Lebensphase ist eine Verlegung nicht | |
schön“, findet dagegen Raschen. | |
Besonders im hohen Alter seien eine gewohnte Umgebung und die Nähe zu den | |
Angehörigen wichtig, meint auch Doris Steinkamp, Koordinatorin des Vereins | |
HOMBRE, Hospizmodell Bremerhaven. Der begleitet die Menschen dort, wo sie | |
leben: „Zwar kommen viele genau aus dem Grund zu uns, dass sie zu Hause | |
versorgt werden möchten, aber der Bedarf an stationären Plätzen ist | |
trotzdem ganz klar da“, so Steinkamp. Manchmal könne eine ambulante | |
Betreuung nicht leisten, was ein Pflegebedürftiger braucht. | |
Um über Umsetzungsmöglichkeiten zu diskutieren, wurde der runde Tisch | |
„Hospiz und Palliativversorgung“ gegründet. „Zu konkreten Plänen kam es | |
aber bisher nicht“, berichtet Steinkamp: „Es ist völlig unklar, wer das | |
Ganze initiieren soll.“ Zwar wisse man, dass die Krankenkassen für 90 | |
Prozent der Finanzierung aufkommen müssten, wer aber beispielsweise den Bau | |
eines Hospizes übernehmen könnte, stehe in den Sternen. Dass die | |
Verhandlungen so schleppend vorangehen, komme einer politischen | |
Bankrotterklärung gleich und lasse Betroffene und Träger allein mit ihren | |
Problemen. Das Sozialdezernat hüllt sich bei dem Thema bis jetzt in | |
Schweigen. Auf Anfrage gibt man sich ahnungslos. In naher Zukunft ist | |
offenbar keine Veränderung zu erwarten. | |
Von Planung kann also noch nicht die Rede sein. Mitte August wird der runde | |
Tisch erneut zur Beratung zusammen kommen – ob die Realisierung der | |
Forderung dann konkretere Formen annimmt, bleibt abzuwarten. | |
29 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Wiebke Brenner | |
## TAGS | |
Bremen | |
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