# taz.de -- Das Teeni-Team vom VfL Sindelfingen: „Abstieg ist keine Katastrop… | |
> Niko Koutroubis, Trainer des VfL Sindelfingen, beteuert zum Saisonstart, | |
> er wolle mit seinem Teenager-Kader die Ergebnisse „so fußballerisch wie | |
> möglich“ halten. | |
Bild: Akkordarbeiterin beim VfL Sindelfingen: Torhüterin Simone Holder im Flug… | |
taz: Herr Koutroubis, Sie haben jüngst gesagt, dass Sie für die kommende | |
Bundesligasaison beim VfL Sindelfingen nur über drei bundesligataugliche | |
Fußballerinnen verfügen. Eine davon, Natalia Mann, ist vor wenigen Tagen | |
erst auch noch zur Konkurrenz nach Essen gewechselt. Was nun? | |
Niko Koutroubis: Sie hat immer angedeutet, dass sie unseren Kader für viel | |
zu jung hält und dass sie sich so nicht weiterentwickeln kann. Das macht es | |
für uns jetzt natürlich noch deutlich schwieriger. | |
Der VfL Sindelfingen war vergangene Saison schon abgestiegen und ist nur | |
aufgrund des Lizenzentzugs von Bad Neuenahr noch dabei. | |
Aus dem Team haben uns dann sieben, acht Spielerinnen verlassen. Verstärken | |
konnten wir uns quasi nicht. Wir haben aktuell zwölf Jugendspielerinnen im | |
Kader und sieben davon könnten eigentlich noch in der B-Jugend spielen. Die | |
sind noch nicht einmal 17 Jahre alt. | |
Vom DFB bekommt jeder Verein immerhin 180.000 Euro TV-Gelder. Warum müssen | |
Sie jetzt mit einem nicht konkurrenzfähigen Teenie-Team antreten? | |
Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Da müssen Sie den Vorstand fragen. | |
Für die Entwicklung der Spielerinnen wäre die zweite Liga besser. | |
Andererseits sind die 180.000 Euro natürlich wirtschaftlich wichtig für den | |
Verein. Und wir wussten erst acht Tage vor Transferschluss, dass wir doch | |
in der ersten Liga bleiben. Da waren viele Spielerinnen schon unter | |
Vertrag. | |
Was ist mit denen, die noch zur Verfügung standen? | |
Es ist natürlich schwierig. Es kommen keine Spielerinnen nach Sindelfingen, | |
wenn sie den unerfahrenen Kader sehen. | |
Rechnen Sie nun mit einem Debakel nach dem anderen? | |
Man geht ja eigentlich in ein Fußballspiel, um es zu gewinnen. Und ich kann | |
versprechen, dass die Mannschaft alles geben wird. Wie gut uns das gelingt, | |
kann ich natürlich noch nicht sagen. Ich hoffe, dass die Spielerinnen sich | |
so schnell wie möglich weiterentwickeln. | |
Wenn das nicht gelingt und sie oft zweistellig verlieren, ist das | |
imageschädigend für die Liga. | |
Diese zweistelligen Ergebnisse sind natürlich eine Katastrophe. Deshalb | |
habe ich auch gesagt, dass wir die Ergebnisse so fußballerisch wie möglich | |
halten wollen. Wenn es ein 1:4 oder ein 0:4 ist, dann ist es noch ein | |
Fußballergebnis. | |
Eine 0:4-Niederlage werten Sie in dieser Saison als Erfolg? | |
Das hört sich jetzt doof an. Wir sind eben in einer schwierigen Lage. Vor | |
allem am Anfang wird sich die Mannschaft schwertun. | |
Welche Ziele verfolgen Sie in dieser Saison? | |
Ich möchte die Mannschaft weiterentwickeln. Ein Abstieg ist kein Beinbruch. | |
Dann werden wir fast alle mit dieser Erstligaerfahrung halten können, die | |
gehen ja alle noch in die Schule. Vielleicht können wir dann in der Zweiten | |
Liga oben mitspielen. | |
Vom Abstieg gehen Sie sicher aus? | |
Das will ich nicht sagen. Man hat es immer wieder erlebt, dass der Sport | |
ganz komische Geschichten schreibt. | |
Im Falle von Sindelfingen ist da aber jetzt viel Fantasie gefragt. | |
Das wäre schon ein Fußballwunder. | |
Was müsste anders gemacht werden, um dieses Leistungsgefälle in der | |
Frauen-Fußballbundesliga zu verhindern? | |
Zuerst einmal stehen die Vereine selbst in der Verantwortung. Wir haben ja | |
eine Wirtschaftsregion in Sindelfingen. Irgendwie interessiert sich keiner | |
für den Frauenfußball. Wir müssen da mehr ins Marketing gehen. Uns fehlen | |
nur auch die Leute dazu. | |
Ihre Selbstkritik ist ehrenhaft. Andererseits haben Sie es zunehmend mit | |
Konkurrenten wie Wolfsburg, dem FC Bayern, Freiburg und nun dem Aufsteiger | |
Hoffenheim zu tun, die auf ihre Männerprofistrukturen zurückgreifen können. | |
Das sind sicherlich die Vereine, die sich in den nächsten Jahren dauerhaft | |
oben halten werden. Vereine wie Sindelfingen und Cloppenburg müssen immer | |
auf den großen Hauptsponsor hoffen. Springt der ab, fällt alles wie ein | |
Kartenhaus zusammen. | |
Was kann man dagegen tun? | |
Wir haben schon vor acht Jahren versucht, uns dem VfB Stuttgart | |
anzuschließen. Wir hätten da ganz andere Möglichkeiten. Schon allein wegen | |
dem Namen. Ich weiß, Leonie Maier, unsere Exspielerin [Nationalspielerin | |
und Europameisterin 2013; die Red.], hat immer gesagt: Wenn ihr VfB | |
Stuttgart heißt, werde ich zurückkommen. Der VfB ist ihr absoluter | |
Traumverein. Bei Kim Kulig verhält es sich ähnlich. | |
Woran scheiterte der Anschlussversuch? | |
Irgendwie ist das Interesse nicht da. Das muss man aber auch respektieren. | |
7 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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