# taz.de -- Prozess um fragliche Vergewaltigung: Haftstrafe wegen falscher Vorw… | |
> Das Landgericht Darmstadt verurteilt die Exlehrerin Heidi K. wegen der | |
> Vorwürfe gegen ihren Ex-Kollegen. Sie soll eine Vergewaltigung erfunden | |
> haben. | |
Bild: Die Angeklagte Heidi K. im April 2013 vor dem Landgericht in Darmstadt. | |
DARMSTADT taz/afp | Aktuell: Im Prozess um den falschen | |
Vergewaltigungsvorwurf einer Lehrerin gegen einen früheren Kollegen hat das | |
Landgericht Darmstadt die Angeklagte Heidi K. zu einer Haftstrafe von fünf | |
Jahren und sechs Monaten verurteilt. Das Gericht sprach sie der | |
Freiheitsberaubung für schuldig. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass | |
die Pädagogin den mittlerweile verstorbenen Horst A. zu Unrecht der | |
Vergewaltigung bezichtigt hatte. | |
Auch einer notorischen Lügnerin kann eine Vergewaltigung widerfahren. Ob | |
die Exlehrerin Heidi K. vor zwölf Jahren Opfer eines Kollegen wurde oder ob | |
sie bis heute Märchen erzählt, prüft das Darmstädter Landgericht seit | |
viereinhalb Monaten. | |
Der Sportpädagoge Horst Arnold galt der Justiz zehn Jahre als Täter, bis er | |
in einem Wiederaufnahmeverfahren 2011 freigesprochen wurde. Das Landgericht | |
entscheidet nun, ob sich Heidi K. durch ihre Anschuldigungen der | |
Freiheitsberaubung schuldig gemacht hat. | |
Vermeintlicher Tatort war ein Gymnasium in Reichelsheim im Odenwald. Nach | |
dem Schuldspruch 2002, ergangen ebenfalls vor dem Landgericht Darmstadt, | |
musste Arnold fünf Jahre Haft bis zum letzten Tag absitzen, weil er nie | |
gestand. Ein Berliner Anwalt erreichte danach das Wiederaufnahmeverfahren. | |
Heidi K. habe alles von vorn bis hinten erfunden, befand das Kasseler | |
Landgericht. Angeschlagen und ohne neue Anstellung fiel der 53-jährige | |
Arnold im Sommer 2012 im saarländischen Völklingen tot vom Rad. | |
Von den Abenteuergeschichten, die die heute 48-jährige Heidi K. Bekannten | |
erzählt hatte, hielt im Prozess keine einer Überprüfung stand. 60 Zeugen | |
traten auf, darunter ein Polizist, dem K. einer Freundin gegenüber einen | |
tödlichen Kopfschuss angedichtet hatte. Auch den Tod von Heidi K.s Tochter | |
betrauerten Bekannte sinnlos, das Mädchen existierte nie. Dutzende | |
Lügenkonstruktionen der Angeklagten stürzten ein. | |
## „Das war schlecht“ | |
Unter ihrer roten Langhaarperücke verborgen hatte Heidi K. zum | |
Prozessauftakt abermals Arnold der Vergewaltigung beschuldigt. Tatort soll | |
ein Laborraum der Schule gewesen sein, wo der Kollege Analsex erzwungen | |
habe. In dem Meer der von K. erzählten Lügen ist es diese eine Schilderung, | |
die zu beweisen oder widerlegen so schwer ist. Zeugen gab es wie in den | |
meisten Vergewaltigungsfällen nicht. | |
„Ich würde die Angeklagte nicht mal nach der Uhrzeit fragen“, sagte | |
Staatsanwalt Andreas Kondziela am Montag dieser Woche und forderte | |
siebeneinhalb Jahre Gefängnis für Heidi K., die ihre Lügengeschichten | |
eingesetzt habe, um beruflich voranzukommen. Die Arbeit seiner Darmstädter | |
Kollegen vor zwölf Jahren ließ Kondziela nicht unkommentiert. „Wir sind | |
nicht so loyal, als dass wir nicht sagen: Das war schlecht“, sagte der | |
Staatsanwalt. | |
Verteidiger Torsten Rock wolltel einen Freispruch für seine Mandantin, weil | |
sie trotz ihrer häufigen Lügen „stringent bei ihrer Aussage zur | |
Vergewaltigung“ geblieben sei. Das Verfahren habe gezeigt, dass Heidi K. in | |
den vergangenen 29 Jahren letztlich 60-mal die Unwahrheit erzählt habe. Das | |
sei ein durchschnittlicher Wert. Mit dem Argument „Die Frau war attraktiv!“ | |
versuchte der Anwalt eine Vergewaltigung nicht auszuschließen. | |
In dubio pro reo hieße: Freispruch für Heidi K. Mit der Konsequenz, dass | |
der tote Horst Arnold dann ein Vielleichtvergewaltiger wäre. Das hielt das | |
Kasseler Landgericht in dem Wiederaufnahmeverfahrens von 2011 für absurd. | |
13 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Stefan Höhle | |
## TAGS | |
Vergewaltigung | |
Vergewaltigung | |
Knast | |
Vergewaltigung | |
Vergewaltigung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Erfundener Vergewaltigungsvorwurf: Lehrerin muss Schmerzensgeld zahlen | |
Fünf Jahre saß Horst Arnold unschuldig im Gefängnis. Die Kollegin, die ihm | |
Vergewaltigung vorwarf, muss jetzt 80.000 Euro zahlen. | |
Wahlrecht für Häftlinge: Ein Mörder hat die Wahl | |
Er sitzt lebenslänglich im Knast. Trotzdem will Uwe Kros unbedingt seine | |
Stimme abgeben. Für seine Kinder und um im Leben zu bleiben. | |
Gefängnis für die Biolehrerin: Eine erfundene Vergewaltigung | |
Das Landgericht Darmstadt verurteilt Heidi K. zu fünfeinhalb Jahren Haft | |
wegen falscher Aussagen gegen ihren Kollegen. Ihr Opfer ist längst tot. | |
Aufgehobenes Vergewaltigungsurteil: Zahlreiche Ungereimtheiten | |
Heidi K. bezichtigt ihren Kollegen der Vergewaltigung. Nach der Haft | |
beweist er seine Unschuld. Nun ist das vermeintliche Opfer angeklagt. |