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# taz.de -- Hamburger Zeltdorf: Punks auf Kuschelkurs
> Die Bewohner der Brachfläche an der Stresemannstraße wollen dort bleiben,
> dürfen aber nicht. Jetzt sollen Verhandlungen mit dem Altonaer
> Sozialausschuss helfen.
Bild: Unterkunft mit Küche: im Zeltdorf an der Stresemannstraße.
HAMBURG taz | Ein Bauzaun trennt das kleine Dorf von der Stadt. Die Hütten
und Zelte an der Ecke von Stresemannstraße und Kieler Straße sind
versteckt, hohes Gras erschwert die Sicht. Erst wer hinter den Zaun tritt,
der sieht ein Paar Punks um eine Feuerstelle sitzen, dem Treffpunkt des
Dorfes.
Seit rund zwei Jahren wohnen obdachlose Punks auf dem Baugrundstück. Am
Anfang waren sie zu viert. „Jetzt sind wir rund 30“, sagt Headbanger.
Am vergangenen Donnerstag gab es in der Bezirksversammlung Altona Streit
zwischen Politikern und Punks. Es ging unter anderem um die Frage, ob sie
da sein durften und wie viel sie mitreden dürfen. „Die Linke hat uns alle
zur Versammlung eingeladen“, sagt Headbanger. Robert Jarowoy von der
Linksfraktion im Bezirk Altona sagt, er habe die Gruppe auf diesen
öffentlichen Termin hingewiesen. Dabei wollen die Punks eigentlich weder
Randale noch Aufstand machen, sagen sie. Die Gruppe sei mit Unterstützern
zu dem Termin gegangen, am Ende seien es rund 60 Personen gewesen, sagt
Casi. „Das ist dann ein bisschen ausgeartet.“ Wie kam es zum Streit? „Das
waren Kommunikationsprobleme“, sagt Headbanger.
Casi erzählt, dass sie einen Verein gründen wollen. „Damit wir ernster
genommen werden“, sagt er. Ihm ist eigentlich nicht so wichtig, ob die
Gruppe nun an der Stresemannstraße bleibt oder weiterzieht: „Hauptsache,
wir werden nicht wieder auseinander gerissen.“ Denn gerade zum Winter hin
sei das Leben auf der Straße gemeinsam leichter zu meistern.
Am heutigen Dienstag wollen fünf von ihnen noch mal das Gespräch mit den
Bezirkspolitikern suchen. Der Sozialausschuss der Bezirksversammlung hat
sie eingeladen, dort dürfen sie ihr Anliegen erklären.
Dabei ist eigentlich längst klar, was die Punks wollen: Zusammen bleiben.
Am liebsten auf dem Platz an der Stresemannstraße. Aber sie wüssten auch,
dass das nicht so einfach gehe. Schließlich soll auf dem Grundstück wieder
gebaut werden. Das spricht auch Mark Classen an, der baupolitische Sprecher
der SPD in Altona. Er ist zum montäglichen Plenum der Gruppe gekommen, um
sie auf den Ausschuss vorzubereiten.
Die Stimmung scheint bedrückt, während Classen spricht. Man spürt deutlich
die Angst davor, einfach verdrängt zu werden. Immer wieder fragt jemand, ob
die Gruppe nicht zusammen in ein Winterquartier gehen könne. Die
Gemeinschaft ist aneinander gewöhnt, die Hunde werden von jedem
gestreichelt. Bier und Tabak wird geteilt, ebenso die gesammelten
Pfandflaschen.
Sie seien bereit auf die Politiker zuzugehen, sagt Headbanger vor dem
Termin beim Sozialausschuss. „Solange man uns nicht in den Sachsenwald
schickt.“ Sie wollen nicht nach Friedrichsruh.
30 Sep 2013
## AUTOREN
Friederike Falkenberg
## TAGS
Obdachlosigkeit
Hamburg
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