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# taz.de -- Kolumne Die rätselhafte Welt des Sports: Unfassbarer Uns Uwe
> Besinnungslose Unlogik im TV: Ein Werbespot mit Seeler gehört zu den
> Ikonen des Trash. „Nicht nur im Fußball weiß ’Uns Uwe‘, wo der Hammer
> hängt.“ Oh Gott!
Bild: Hübsch anzusehen: Uwe Seeler am Strand
Ist eigentlich irgendwem diese unfassbare Werkzeug-Werbung mit der
Spielerlegende „Uns Uwe“ Uwe Seeler aufgefallen, die immer während der
Sportschau kommt? Der TV-Spot dauert zwar nur 21 Sekunden, zeichnet sich
aber durch eine dermaßen besinnungslose Unlogik aus, dass man gar nicht
umhinkommt, sich dieses Meisterwerk des Trash immer und immer wieder auf
YouTube anzuschauen.
Totale. Ein terrassenförmig gebauter Campingplatz irgendwo in
Norddeutschland. Von hinten sieht man Uwe Seeler mit einem zartrosa
Pullover in seinem Vorgarten sitzen, etwa 100 Meter vom Meer entfernt, er
blickt runter auf die Ostsee. Schnitt. Drei Camper rufen: „Moin, Uwe!“
Schnitt. Uwe winkt und sagt freundlich: „Moin, Moin!“ Schnitt. Ein vierter
Camper mit Schlapphut steht auf einer Leiter direkt am Meer und bringt an
einem Pfosten „zufällig“ gerade ein Schild mit der Aufschrift „Uns Uwe W…
(!) an. (Alleine das schon: Die ersten Nackenhaare stellen sich auf.)
Nun dreht sich der Schlapphutcamper um und sagt ganz freundlich zu Uwe
Seeler (der sich ja – das sollten wir an dieser Stelle nicht vergessen –
ca. 100 Meter entfernt befindet): „Und Uwe – Tipp für Samstag?“ Schnitt.
Uwe, sitzt nach wie vor in seinem Vorgarten, neben sich eine blaue
Werkzeugkiste mit der Aufschrift „Diese Werkzeugkiste gehört Uns Uwe.“
(Aargh!) Und Uns Uwe antwortet geistreich: „1 zu 0 und endlich das richtige
Werkzeug“, und reicht – Gegenschnitt – dem Camper (100 Meter entfernt!!)
spontan einen Hammer.
Der nimmt ihn und sagt: „Danke, Uwe!“ (Na klar, wer würde sich nicht bei
einem Menschen, der entweder 100 Meter lange Arme hat oder über
persönlichen Warp-Antrieb verfügt, höflich bedanken.) Schnitt. Eine
Hundertstelsekunde später sitzt Uns Uwe schon wieder tiefenentspannt in
seinem Gartenstuhl, lächelt ölig in die Kamera und patscht sich dabei etwa
zehn Mal mit dem Hammer in die linke Hand. Dazu der Text aus dem Off:
„Nicht nur im Fußball weiß ’Uns Uwe‘, wo der Hammer hängt.“ Ende.
Der Spot ist wirklich der Hammer! In diesem Zusammenhang muss man noch mal
den feinen Humor der St.-Pauli-Fans loben. Es gab einmal ein Hamburger
Lokalderby zu einem Zeitpunkt, als HSV-Vorstand Uwe Seeler (zu Unrecht) im
Verdacht stand, Geld unterschlagen zu haben, da hing ein Transparent in der
St.-Pauli-Kurve mit dem gleichermaßen spekulativen wie genialen Text: „Euch
Uwe klaut!“
Wie es richtig geht mit der Werbung, das macht uns Franz Beckenbauer seit
47 Jahren vor, seit der Fernsehwerbung für Knorr-Fleischklößchensuppe, die
noch bei ihm zu Hause gedreht wurde („Kraft in den Teller, Knorr auf den
Tisch!“). Seitdem wirbt er – ja gut, ja sicherlich – für praktisch alles,
von E-Plus bis O 2 („Ja, is denn schon wieder Weihnachten?!“), von
Mitsubishi bis Mercedes. Zur WM 2006 trieb er es auf die Spitze, da war er
als Testimonial für vier verschiedene Biermarken gleichzeitig im Einsatz:
Als Privatmann warb er für Erdinger Weißbier. Als Bayern-Präsident für
Paulaner. Als DFB-Vizepräsident für Bitburger. Und als
WM-Organisations-Chef für Budweiser. Prost!
Apropos DFB: Nutella® hat nach vielen Jahren die Zusammenarbeit eingestellt
und das ist gut so. Denn auf den Nutella®-Botschaftern lag ein Fluch. Für
viele Nationalspieler begann mit dem Werbejob der Karriereknick:
Ex-Schokokonsul Andreas Hinkel musste soeben mit 31 seine Karriere beenden,
Ex-Kakao-King Tobias Weis war in die sogenannte „Trainingsgruppe 2“ (ist
gleich ABM-Maßnahme) von Hoffenheim verbannt, die jetzt aufgelöst wurde.
Kevin Kuranyi verließ das Nationalteam während einer Halbzeit, Tim Borowski
kennt keiner mehr und Ex-Nutella-Boy Benny Lauth backt in der zweiten Liga
kleinere Brötchen, wo entsprechend weniger Nutella® draufgeht. Die einzige
Hoffnung, die viele haben: Vielleicht gibt es ja 2014 endlich mal wieder
einen Weltmeistertitel dank Nutella®-Aus.
Den absoluten Zucker-Flash bekamen in den 90ern Lothar Matthäus und Anthony
Yeboah, die damals für Schoko- und Vanillepudding (frei nach dem Motto
„Ebony and Ivory“) von Dany mit Sahne© warben. In dem TV-Spot stehen beide
vor Pyramiden von Bechern, die sie ausgelöffelt haben.
Beide singen in dem Werbespot „Davon krieg ich nie genug“ und rasen wie
besessen durch die Wohnung auf der Suche nach Nachschub, bis sie vor dem
Haus „zufällig“ einen Sattelschlepper randvoll mit Sahnepudding finden.
Darauf Yeboah: „Komm, eina gehd noch!“ Lothar: „Loggisch!“
9 Oct 2013
## AUTOREN
Achim Bogdhan
## TAGS
Franz Beckenbauer
Werbung
Deutsche Fußball-Nationalmannschaft
Fußball
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