# taz.de -- Hungerstreik am Brandenburger Tor: Flüchtlinge im Krankenhaus | |
> Am Brandenburger Tor wird Situation kritisch – die ersten der Hunger- und | |
> Durststreikenden sind im Krankenhaus. | |
Bild: Rettungseinsatz am Brandenburger Tor | |
Keine Schreie sind zu hören, keinerlei Anzeichen von Panik, als dann am | |
Dienstag eine Durststreikende auf dem Pariser Platz kollabiert. Rasch | |
umgibt sie eine Traube anderer Durststreikender. Sanitäter und Polizisten | |
kommen hinzu. Nur zehn Meter weiter lässt sich eine Touristin vor dem | |
Brandenburger Tor fotografieren. Sie schaut in Richtung des Durststreiks, | |
ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. | |
Seit Mittwoch vergangener Woche befinden sich unter dem Brandenburger Tor | |
28 Flüchtlinge im Hungerstreik. Am Montag haben sie aufgehört zu trinken. | |
„Wir werden weitermachen, bis das Gesetz verändert wird“, sagt Hamed R., | |
einer der Durstreikenden. Sie fordern die kompromisslose Anerkennung der | |
Asylanträge aller Teilnehmenden des Protests. Hamed R. ist vor zwei Jahren | |
nach Deutschland gekommen. Im Juni war er schon am Hungerstreik von | |
Flüchtlingen in München beteiligt. | |
## Kaum Schutz vor Regen | |
Um Hamed R. herum versuchen die Non-Citizens, wie die Protestierenden sich | |
selbst nennen, sich vor dem Regen zu schützen. Das Wasser sammelt sich in | |
Planen, die über Schlafende gelegt sind. Auf einer Liste steht, was | |
gebraucht wird: Gummistiefel, Regenschirme, Schlafsäcke und Möglichkeiten | |
zum Trocknen. Noch immer dürfen keine Zelte aufgestellt werden. Noch immer | |
gibt es keine Reaktion von denen, an die sich die Durststreikenden in ihren | |
Statements wenden: Innenminister Hans-Peter Friedrich und Präsident des | |
Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Manfred Schmidt. | |
Gestern Mittag appellierte dagegen Berlins Innensenator Frank Henkel an die | |
Flüchtlinge, sich nicht länger den gesundheitlichen Risiken auszusetzen. | |
Derweil wies ein Sprecher der Berliner Landesregierung die Kritik zurück, | |
der Senat beschäftige sich nicht ausreichend mit dem Thema. „Es muss eine | |
vernünftige Lösung her“, sagte Senatssprecher Richard Meng, „da hilft nic… | |
immer das öffentliche Geklingel.“ Letztlich seien die Flüchtlinge für ihre | |
Aktionen selbst verantwortlich. | |
„Was ist das für eine Gesellschaft, die nicht weiß, ob ihr Menschen oder | |
Papiere wichtiger sind?“, fragt Hamed R. Er versucht, Worte zu finden, die | |
beschreiben, was er fühlt. Aber er wird dabei wütend und wendet sich ab. | |
„Die Realität sagt alles“, sagt er und zeigt auf das durchnässte Lager um | |
sich. | |
Bei Redaktionsschluss befanden sich neun von 28 Durststreikenden im | |
Krankenhaus. | |
LEONIE SONTHEIMER | |
15 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Leonie Sontheimer | |
## TAGS | |
Flüchtlinge | |
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