# taz.de -- Hapag-Lloyd: Senat in schwerer See | |
> Die Auflösung des Hauptanteilseigners überrascht selbst Hamburgs | |
> Regierungsfraktion SPD. Grüne und Linke befürchten existenzielle | |
> Bedrohung. | |
Bild: Heimathafen Hamburg - aber nicht mehr lange? Containerfrachter der Reeder… | |
HAMBURG taz | Das Hapag-Lloyd-Konsortium „Albert Ballin“ aufzulösen, hat | |
der Hamburger Senat im Alleingang beschlossen. Nicht einmal die | |
Regierungsfraktion sei eingeweiht gewesen, räumte der haushaltspolitische | |
Sprecher der SPD, Jan Quast, am Montag ein: „Ich wusste davon nichts.“ Eine | |
Information des Parlaments wäre aber „schon angezeigt gewesen“, sagt der | |
Abgeordnete. Immerhin fielen Haushaltsfragen unter die Budgethoheit des | |
Parlaments, und bei Hapag-Lloyd stehe mehr als eine Milliarde Euro auf dem | |
Spiel. | |
Die taz hatte am Montag berichtet, dass das Konsortium, Hauptanteilseigner | |
an der weltweit fünftgrößten Frachtreederei Hapag-Lloyd, still und heimlich | |
zum 30. September aufgelöst worden ist. In „Albert Ballin“ hatten neben dem | |
Land Hamburg der Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne und vier kleinere | |
Eigner ihre Anteile von zusammen 78 Prozent gebündelt. Diese Aktien können | |
jetzt frei verkauft werden – auch an die Konkurrenzreederei Neptun Orient | |
Lines (NOL) aus Singapur. | |
Die Verhinderung einer feindlichen Übernahme von Hapag-Lloyd eben durch NOL | |
hatte 2008 hinter der Gründung des Konsortiums gestanden. Im vergangenen | |
Jahr dann stockten das Land und Unternehmer Kühne ihre Anteile weiter auf. | |
Insgesamt hat Hamburg 36,9 Prozent an der Containerreederei erworben – für | |
1,145 Milliarden Euro. | |
„Kritisch“ nennt Norbert Hackbusch von der Hamburger Linksfraktion die | |
Situation: Ein Verkauf der Hapag-Lloyd-Mehrheit sei „eine existenzielle | |
Bedrohung“. Dazu könnte es kommen, wenn Kühne und der dritte große Eigner, | |
der Hannoveraner Tui-Konzern, sich einig wären. Zusammen halten sie 50,2 | |
Prozent an der Reederei, und zumindest Tui ist zum Verkauf entschlossen. | |
Es könnte also „genau das eintreten, was man verhindern wollte: Ein | |
ausländischer Investor würde Hapag-Lloyd übernehmen“, sagt der Hamburger | |
Grünen-Abgeordnete Anjes Tjarks. Auch müsse die SPD-Regierung erklären, | |
warum das Konsortium überhaupt aufgelöst wurde. „Dass das Parlament diese | |
Informationen aus der Presse erfährt und nicht direkt bekommen hat“, empört | |
den Grünen. Er hat eine detaillierte parlamentarische Anfrage an den Senat | |
eingereicht, um zu erfahren, wann und warum das Konsortium aufgelöst wurde. | |
Zudem will er wissen, welche Risiken der Senat im Hinblick auf andere | |
Investoren sieht und ob es bereits Verkaufsverhandlungen gibt. Hapag-Lloyd | |
sei „in schwerer See“, sagt Tjarks, und „der Senat handelt planlos“. | |
Immerhin will die Regierung demnächst ihr Schweigen brechen: Am 26. | |
November informiert der Senat den Bürgerschafts-Ausschuss für öffentliche | |
Unternehmen – mit nur zwei Monaten Verspätung. | |
28 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
Hamburg | |
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