# taz.de -- Hafengeschäfte: Millionendeal unter der Lupe | |
> Hamburg hat über 100 Millionen Euro für Hafenflächen an dortige Firmen | |
> gezahlt. Was die Stadt dafür bekam, ist unklar. | |
Bild: An Containern ist kein Mangel in Hamburg - 3,5 Millionen sollen am Steinw… | |
HAMBURG taz | Eine dubiose Millionenzahlung der Hafenbehörde Port Authority | |
(HPA) an das Logistikunternehmen Buss wird der Landesrechnungshof unter die | |
Lupe nehmen. Das beschloss die Bürgerschaft auf Antrag der Linksfraktion | |
mit Zustimmung von SPD und Grünen; CDU und FDP enthielten sich. | |
Es geht um 128,1 Millionen Euro, die im Jahr 2009 gezahlt wurden – wofür | |
genau, ist allerdings unklar. Damals sollten Unternehmen entschädigt | |
werden, die Flächen auf Steinwerder im mittleren Freihafen (siehe Kasten) | |
verlassen sollten, um dort den Bau des Containerterminals Steinwerder (CTS) | |
zu ermöglichen. Das größte betroffene Unternehmen ist Buss, nach HHLA und | |
Eurogate der drittgrößte Logistiker im Hafen. Buss allerdings betreibt dort | |
noch immer zwei Terminals. Nun will die Bürgerschaft wissen, wofür die | |
Entschädigungszahlungen flossen, von denen Buss den Großteil erhalten haben | |
soll. | |
Denn die HPA nennt keine Details, sondern weist die Gesamtsumme unter | |
„sonstige betriebliche Aufwendungen“ aus. Deshalb seien die Zahlungen | |
„ökonomisch nicht plausibel“, heißt es in dem Auftrag, den der Rechnungsh… | |
nun vom Parlament erhielt. | |
Zudem gibt es eine zweite Ungereimtheit. 2009 schrieb die HPA ein | |
Markterkundungsverfahren für den Containerterminal Steinwerder aus, dessen | |
Ergebnisse erst 2010 vorlagen. Unklar ist mithin, auf welcher Grundlage | |
bereits vorher Zahlungen geleistet wurden. Den Abgeordneten seien bislang | |
trotz mehrfacher Nachfragen keinerlei Unterlagen vorgelegt worden, | |
begründete Norbert Hackbusch, Haushaltsexperte der Linken, den Antrag. | |
Zudem gebe es den Verdacht, dass Unterlagen aus dem Aufsichtsrat der HPA | |
verschwunden oder nicht auffindbar seien. Deshalb sei der Rechnungshof die | |
richtige Institution, „um Licht ins Dunkel zu bringen“, sagte Hackbusch. | |
Auch aus Sicht der SPD handelt es sich um einen „nicht zu 100 Prozent | |
transparenten Vorgang“, der aufgeklärt werden sollte. Verantwortlich | |
seinerzeit war allerdings der schwarz-grüne Senat, | |
Aufsichtsratsvorsitzender der HPA war 2008 CDU-Wirtschaftssenator Axel | |
Gedaschko. Deshalb hält der CDU-Hafenexperte Olaf Ohlsen den Prüfauftrag | |
für einen „Popanz“. | |
Die Liberalen unterstützen den Antrag der Linken zwar im Grundsatz: „Wer so | |
viel Geld in die Hand nimmt, muss auch erklären können, was er damit | |
macht“, findet Thomas-Sönke Kluth (FDP), enthielt sich aber dennoch. Für | |
die Grünen hingegen forderte der Abgeordnete Anjes Tjarks das „Ende der | |
Geheimniskrämerei“. | |
Beifall zollt da auch der Bund der Steuerzahler: „Es wird höchste Zeit, | |
dieses fragwürdige Geschäft aufzuklären“, findet dessen Finanzexpertin | |
Sabine Glawe: „Wenn es gute Gründe für diese hohe Summe gab, sollte niemand | |
ein Problem damit haben, sie auf den Tisch zu legen.“ | |
7 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
Hafenpolitik | |
Hafen | |
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