# taz.de -- WM-Qualifikation im Frauenfußball: Bedenkliche Ergebnisse | |
> Die deutsche Auswahl fegt in der WM-Qualifikation sämtliche Gegner vom | |
> Platz. Diese Dominanz wird so langsam zum Problem. | |
Bild: Beinahe beschäftigungslos: die deutsche Keeperin Almuth Schult | |
Man darf Almuth Schult ruhig abnehmen, dass sie sich auf das | |
WM-Qualifikationsspiel des deutschen Frauen-Nationalteams am Mittwoch in | |
Osijek (15 Uhr/live ZDF) freut. Die viertgrößte Stadt Kroatiens, von | |
Österreichern gerne Essegg genannt, liegt direkt an der Drau, die später in | |
die Donau mündet. | |
Von dort, aus Österreichs Kapitale Wien, ist am Dienstag der DFB-Tross per | |
Charter eingeflogen. Gegen Kroatien steht erneut Ersatztorhüterin Almuth | |
Schult zwischen den Pfosten. Kapitänin Nadine Angerer reiste erst gar nicht | |
für die beiden letzten Länderspiele des Jahres an: Die 34-Jährige bat | |
darum, doch lieber bei ihrem neuen Klub Brisbane Roar in der australischen | |
W-League Punktspiele bestreiten zu dürfen. Dort werde sie mehr gefordert. | |
Und wie recht sie hat. | |
„Jedes Spiel bringt einen weiter“, redete sich Almuth Schult vorher ein, | |
ehe die 22-Jährige am Samstag in Zilina nach ihrem zwölften Länderspiel | |
feststellte: „Ich habe nicht einen Schuss aufs Tor bekommen.“ Bislang lief | |
jede Qualifikationspartie nach demselben monotonen Muster ab: Die Deutschen | |
erobern spätestens kurz hinter der Mittellinie den Ball, versuchen sich | |
irgendwie durchzuspielen, und irgendwann fällt die ungeordnete Gegenwehr in | |
sich zusammen. | |
So war es gegen Russland (9:0), in Slowenien (13:0), gegen Kroatien (4:0) | |
und eben auch in der Slowakei (6:0) – „obwohl wir da kein gutes Länderspiel | |
gemacht haben“, wie Doppeltorschützin Anja Mittag anmerkte. | |
## Sich mit den Großmächten messen | |
Und selbst Bundestrainerin Silvia Neid monierte: „Wir haben uns teils sehr | |
schwer getan, vor allem in unserem Kombinationsspiel.“ Das Dilemma: Ihr | |
Team kann im Grunde nur schlecht aussehen. | |
Zudem scheint es dem Werbewert fürs weibliche Segment wenig dienlich, dass | |
alle Qualifikationspartien aufgrund der Vereinbarungen aus dem | |
Länderspielvertrag zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und den | |
öffentlich-rechtlichen Anstalten live gezeigt werden. Immerhin 2,69 | |
Millionen Zuschauer sahen Ende Oktober in der ARD das zähe Hinspiel gegen | |
die kroatischen Fußballerinnen. | |
Teammanagerin Doris Fitschen verhehlt nicht, „dass es in unserem Interesse | |
wäre, gegen möglichst gleichstarke Gegner zu spielen“. Und in kleineren | |
Gruppen, „um mehr Termine für Freundschaftsspiele zu haben“. Doch ähnlich | |
wie bei den Männern verweigert sich die Dachorganisation Uefa auch bei den | |
Frauen einer Vorqualifikation. Gerade für weite Teile Osteuropas, wo die | |
Entwicklung des Frauenfußballs oft noch in den Kinderschuhen steckt, sei es | |
wichtig, sich mit den Großmächten zu messen. | |
## Zum Glück gibt's den Algarve-Cup | |
Für die Frauen-WM 2015 in Kanada qualifizieren sich erstmals 24 Teams, ein | |
Drittel davon stellt Europa. 42 europäische Mannschaften, so viel wie nie | |
zuvor, hatten für die Qualifikation gemeldet und wurden auf sieben | |
Sechsergruppen verteilt. Die Gruppensieger sind direkt qualifiziert, dann | |
gibt es noch Playoffs um einen freien Platz. Das eigentliche Problem sind | |
die gewaltigen Leistungsunterschiede aufgrund der unterschiedlichen | |
Professionalisierung. Hobbyspielerinnen sind auf dieser Bühne die Regel. | |
Silvia Neid entgegnet gern, dass Serbien doch gegen Dänemark 1:1 gespielt | |
und Bosnien-Herzegowina erst in letzter Minute 0:1 gegen Schweden verloren | |
habe. „Es ist nicht normal, dass wir immer ein Feuerwerk abfackeln.“ Und | |
doch weiß die 49-Jährige, dass sich ihre Spielerinnen hier nicht wirklich | |
weiterentwickeln. „Die Ergebnisse sind bedenklich“, merkte Nadine Angerer | |
nach den ersten Kantersiegen kritisch an, „aber aus Fairplay-Gründen müssen | |
wohl alle Nationen mitspielen“, vermutet sie. | |
Für die DFB-Auswahl geht die WM-Qualifikation erst am 5. April in Irland | |
weiter. Vorher steht glücklicherweise im März der alljährliche Algarve-Cup | |
an: Das Stelldichein an Portugals Küste garantiert endlich richtige Gegner: | |
Deutschland ist in eine Gruppe mit China, Island und EM-Finalist Norwegen | |
gelost worden. Im Endspiel könnte dann wie in diesem Jahr Olympiasieger USA | |
warten. Nur Almuth Schult erinnert sich daran nicht gern. Sie patzte damals | |
so schwer, dass Nadine Angerer im Sommer als klare Nummer eins zur EM nach | |
Schweden fuhr. Zum Schaden des deutschen Frauenfußballs ist das nicht | |
gewesen. | |
27 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Frank Hellmann | |
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