# taz.de -- Entsorgung von Kadavern: Tote Tiere in die Tonne | |
> In Bremen dürfen Haustiere wegen des hohen Grundwasserstandes nicht | |
> vergraben werden. Eine Alternative sind teure Tierfriedhöfe oder | |
> Sondermüll. | |
Bild: Ob Amsel oder, wie hier, ein toter Spatz: In freier Wildbahn verrotten Ti… | |
„Unter welchen Bedingungen und wo dürfen Kleintiere in Bremen, zum Beispiel | |
im eigenen Garten, bestattet werden?“, wollte Maike Schäfer vergangene | |
Woche vom Bau und Umweltsenator wissen. Sie hat lange überlegt, ob sie das | |
Thema überhaupt auf die Tagesordnung setzen sollte. Und wurde dann prompt | |
von Kollegen gefragt: „Sag mal, haben wir in Bremen keine drängenderen | |
Probleme?“ Doch, hat sich die grüne Umweltpolitikerin gedacht. Zum Beispiel | |
das marode Tanklager in Farge, das das Grundwasser verseucht. Oder die | |
Tatsache, dass Bremen seine ehrgeizigen Klimaschutzziele um Längen | |
verfehlt. | |
Aber manch einen und manch eine plagen ganz andere Sorgen, die einer akuten | |
Lösung bedürfen. Das weiß Schäfer von einigen verzweifelten Anrufern: „Die | |
rufen bei uns Grünen an, weil sie denken, wir seien doch für Tiere.“ Die | |
heiß geliebte Katz, der Wellensittich, der Hund, das Kaninchen, die | |
Wüstenrennmaus ist tot. Es gibt keinen Garten oder zu viele Skrupel, das | |
Tier einfach zu vergraben, weil das in Bremen mit wenigen Ausnahmen | |
schließlich verboten ist. Und jetzt? | |
„Das klingt vielleicht nicht so schön, aber Sie können Ihre Katze einfach | |
in den Restmüll werfen“, sagt die Frau von der Kundenberatung der | |
Entsorgung Kommunal. Damit fordert sie zu einem Verstoß gegen das | |
Tierkörperbeseitigungsgesetz auf. Nach diesem gelten tote Haustiere als | |
höchst gefährlich für Mensch und Umwelt und müssen als Sondermüll entsorgt | |
werden. Sammelstellen gibt es in Bremen auf zwei Recyclinghöfen, hat Maike | |
Schäfer auf Anfrage vom Umweltsenator erfahren. Wer dort seine Katze | |
hinbringt, zahlt 12 Euro, für Hunde fallen 15 Euro Gebühr an. | |
Eine Information darüber gibt es auf keiner Internetseite, es gibt keinen | |
Flyer. Nichts, was erklärt, warum das Verbuddeln unter bestimmten Umständen | |
erlaubt, in Bremen aber verboten ist. „Die hydrogeologischen Verhältnisse | |
in Bremen lassen das Vergraben im Garten grundsätzlich nicht zu“, heißt es | |
nun in einem Behördenschreiben auf Schäfers Frage. Das Problem seien die | |
hohen Grundwasserstände in der Stadt, die Ausnahmen wie in anderen | |
Bundesländern kaum zuließen. | |
„Die meisten halten sich nicht dran“, sagt eine Bremer Tierärztin, „die | |
vergraben ihre Tiere trotzdem.“ Viele würden das eingeschläferte Tier aber | |
auch einfach bei ihr lassen, sie fährt es dann zur Entsorgung auf den | |
Recyclinghof. Das fühle sich wohl besser an, als selbst zu sehen, dass es | |
in der Tonne landet. Würde sie im Viertel oder in Schwachhausen arbeiten, | |
den Stadtteilen, in denen die meisten ihrer Bremer Kollegen zu finden sind, | |
gäbe es vielleicht mehr Tierbesitzer, die sich für eine Beerdigung auf | |
einem Tierfriedhof entscheiden würden. | |
Denn das ist teuer. 288 Euro wollen zwei Unternehmer in Bremen Nord für | |
drei Jahre in einem anonymen Grab haben, für 432 Euro gibt es auch einen | |
Grabstein. Hinzu kommen noch einmalig 60 Euro für die Beerdigung einer | |
Katze oder 90 Euro für einen mittelgroßen Hund. Ähnlich saftig sind die | |
Preise eines Tier-Krematoriums in Badbergen, das für die Einäscherung eines | |
30 Kilo Gramm schweren Hundes 269 Euro verlangt. | |
Günstiger geht’s beim Bremer Tierschutzverein. Dort werden jährlich 150 | |
Tiere beerdigt, die meisten anonym. Für Kleintiere nimmt er einmalig 26 | |
Euro, für Katzen 100 und für Hunde 120 Euro. Die Reihengräber kosten 120 | |
beziehungsweise 150 Euro im Jahr, nach drei Jahren wird es günstiger. | |
Maike Schäfer findet, dass das für Menschen, die mit 382 Euro | |
Arbeitslosengeld im Monat auskommen müssen, sehr viel Geld ist. „Ja, der | |
Grundwasserschutz geht vor“, sagt sie. „Aber vielleicht kann man wenigstens | |
für Kleintiere Ausnahmen machen.“ Eine Amsel dürfe ja auch draußen | |
verrotten, ein Wellensittich aber nicht. | |
2 Dec 2013 | |
## AUTOREN | |
Eiken Bruhn | |
## TAGS | |
Tiere | |
Bestattung | |
Bremen | |
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