# taz.de -- Der Wochenendkrimi: Der Teufel möglicherweise | |
> Anast, fast TV-Star, wird erschlagen unter einer Brücke gefunden. Ein | |
> „Tatort“ mit Erklärdialogen, die ironischer sind als gewöhnlich. | |
Bild: Die Kommissare Leitmayr und Batic und die Medienbutze. | |
Ein Auftakt, ein Versprechen: Ein Ford Mustang schlittert über Almstraßen. | |
Die Schlange im Vordergrund überlebt knapp. Der Mann hinterm Volant | |
deliriert. Das rote Cabrio rutscht auf den Seitenstreifen. | |
Wenn dergleichen auf Bildschirm oder Leinwand passiert, stand die Kamera | |
meist in irgendeiner US-amerikanischen Öde. Die hier hingegen wurde vom | |
Kurzfilm-Oscar-Gewinner Jochen Freydank in den bayerischen Bergen in | |
Anschlag gebracht. Ein augenzwinkerndes Spiel mit Genrekonventionen deutet | |
sich an, doch diese Absicht wird unterwegs vergessen. | |
Die Münchner Kommissare Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav | |
Nemec) bekommen es abermals mit einem malignen Gesellschaftsphänomen zu | |
tun. Eine Medienbutze dreht Filme fürs Internet, in denen eine Knallcharge | |
namens Albert A. Anast (Alexander Schubert) Menschen als Narren dastehen | |
lässt. Ein Klick am Schneidetisch, und ein Priester hält sich für Gott, ein | |
Einsiedler bezeichnet sich als Nazi. | |
Anast, just im Begriff eine TV-Karriere zu starten, wird derschloagn unter | |
einer Brücke gefunden. Feinde pflastern seinen Weg, das bedeutet viel | |
Arbeit, und daher holen die sonst so verschlossen agierenden Leitmayr und | |
Batic sogar einen IT-Spezialisten aus seiner fensterlosen Kammer und lassen | |
ihn ein bisschen mitspielen. | |
## Ironischer als gewöhnlich | |
Die Pluspunkte: Die für den „Tatort“ typischen Umstandskrämereien und | |
Erklärdialoge – ein Service für die Klientel, die nebenbei noch Tablet oder | |
Netbook bedient – sind zwar vorhanden, aber partiell ironischer als | |
gewöhnlich. Und: Weit und breit kein Misel Maticevic, Fritz Karl oder | |
Martin Feifel. Aber ach, die Medienkritik musste mit dickem Quast | |
aufgetragen werden. | |
Web-Reporter Anast ist nicht nur ein Ekel, er gibt wollüstig gleich den | |
Satan höchstselbst – sein Pseudonym Anast entstand im Geiste Anna Gramms. | |
Am Ende also wie oft beim „Tatort“ der ewige Seufzer: Es hätte so gut | |
werden können … | |
22 Dec 2013 | |
## AUTOREN | |
Harald Keller | |
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