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# taz.de -- Rassismus in Stuttgart: Hassmails gegen Multikulti-Fest
> Zuerst sagte ein Stuttgarter Gymnasium sein „Fest der Werte“ wegen
> rassistischer Drohungen ab. Nun wurde am letzten Schultag doch noch
> gefeiert.
Bild: Am Stuttgarter Gottfried-Daimler-Gymnasium wurde am Freitag doch noch das…
BERLIN taz | Verena König ist erleichtert. Das „Fest der Werte“ an ihrer
Schule hat am Freitagvormittag schließlich doch noch stattgefunden. „Es war
sehr schön“, sagt die Direktorin des Stuttgarter
Gottfried-Daimler-Gymnasiums der taz. Nach all dem, was sich in der Woche
vor den Ferien ereignet hat, ist das nicht selbstverständlich.
Die Schule im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt hatte für den Freitag
SchülerInnen und deren Eltern zu einer „Multikulturellen Feier zum Fest der
Werte“ in eine nahegelegene Kirche eingeladen. „Wir haben Schüler aus 23
Nationen“, erklärt Verena König den sperrigen Titel, „wir wollten bei dem
Fest alle dabeihaben.“ Mit dem Fest sollte die kulturelle und religiöse
Vielfalt der Schule gewürdigt werden. Es gehe bei der Feier, so König,
nicht nur um Christen, Muslime oder Orthodoxe, sondern auch um
Konfessionslose.
Aber dann tauchte am zurückliegenden Wochenende die Einladung an die Eltern
auf dem islamfeindlichen Onlineportal „Politically Incorrect“ (PI-News)
auf, inklusive Foto und Kontaktdaten der Direktorin. Im Laufe der ganzen
Woche gingen an der Schule Drohungen und rassistische Mails und Anrufe ein,
die Rede war von „Ethik-Mumpitz“.
Das Stuttgarter Regierungspräsidium bat die Polizei, ein Auge auf die Lage
am Gottfried-Daimler-Gymnasium zu haben. „Man darf eine Schule auf keinen
Fall so attackieren“, sagte der Sprecher des Regierungspräsidiums. Am
Donnerstag schließlich hieß es, angesichts der Gefährdungslage werde das
Fest abgesagt. Dann aber entschied die Schulleitung, die Feier von der
Kirche in die Schule zu verlegen und den Teilnehmerkreis auf Kollegium und
Schülerschaft zu verkleinern.
Nach der Veranstaltung am Freitagvormittag im Foyer sagte Direktorin König
gegenüber der taz, die rassistischen Anfeindungen hätten „die ganze
Schulgemeinschaft gestärkt. Wir sind eine große Familie und fühlen uns in
unserer Arbeit bestärkt.“ Das gesamte Kollegium stehe hinter ihr.
## „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“
Der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) sicherte der Schule
die Solidarität der Stadt zu. Er bedauerte, dass er wegen der ganztägigen
Haushaltsberatungen nicht zum „Fest der Werte“ habe kommen können, und
beklagte, „dass heute jeder seine Aggressionen im Internet öffentlich
austoben kann“. Wichtig sei, sich davon nicht einschüchtern zu lassen.
Das Gottlieb-Daimler-Gymnasium trägt seit 2010 den Titel „Schule ohne
Rassismus – Schule mit Courage“. Pate war unter anderem der
Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir. Er erklärte, die Bedrohung durch Menschen
mit radikalem Gedankengut zeige, wie wichtig solche Projekte sind. „Wir
müssen uns als Gesellschaft für ein friedliches Miteinander einsetzen und
dürfen die Entscheidung, ob ein friedliches Fest stattfinden soll, nicht
den Rechten, Populisten und Volksverhetzern überlassen.“
Eberhard Seidel, Geschäftsführer von „Schule ohne Rassismus“, sagte der
taz, er fände es bedauerlich, dass das Fest nicht wie geplant in der Kirche
stattfinden konnte. Dass Schüler und Lehrer der Bedrohung durch „selbst
ernannte Kreuzritter“ weichen mussten, zeige, "wie vergiftet das politische
Klima in Deutschland ist. Es ist höchste Zeit, dass sich bundesweit
Sicherheitsbehörden und Politik genauer mit PI-News befassen".
20 Dec 2013
## AUTOREN
Anja Maier
## TAGS
Fremdenfeindlichkeit
Antiislamismus
Stuttgart
Multikulti
Fasching
Schwerpunkt Rassismus
Fußball
Ultras
Russland
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