Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Anklage gegen Exdiktator: Signal aus Pakistan
> Der Prozess gegen den früheren Militärchef Musharraf zeigt, wie sich die
> lange unterdrückte Demokratie in Pakistan zu behaupten versucht.
Bild: Das Militär ist allgegenwärtig: Sicherheitsmaßnahmen in Islamabad.
Seit Mittwoch läuft in Pakistan ein Verfahren gegen den ehemaligen
Militärchef und Diktator Pervez Musharraf wegen Hochverrats. Dass ihm im
schlimmsten Fall die Todesstrafe droht, ist selbstredend abzulehnen. Das
Verfahren selbst ist jedoch zu begrüßen.
Es ist ein Zeichen, dass sich die – lange vom Militär unterdrückte -
Demokratie in Pakistan zu behaupten versucht. Und es ist ein Warnsignal an
ähnlich gepolte Militärs in aller Welt, dass sie eines Tages für ihre
Handlungen belangt werden könnten.
Ein ehemaliger Armeechef, der auf der Anklagebank sitzt und Richtern Rede
und Antwort stehen muss, weil er die Verfassung ausgesetzt und den Notstand
verhängt hat. Hätte man einem Pakistaner diese Szene noch vor wenigen
Jahren beschrieben, er hätte einen für verrückt erklärt.
Pakistans Armee hat seit der Staatsgründung 1947 immer eine Sonderrolle für
sich beansprucht, weil ohne sie das Land angeblich verloren wäre. Dabei
sind Pakistans Generäle die Hauptursache für die schwerwiegendsten Probleme
des Landes. Die ausufernde Gewalt gegen Schiiten etwa würde es nicht geben,
wenn das Militär in den 1980er-Jahren nicht angefangen hätte, aus Sorge von
einem schiitischen Aufstand wie im benachbarten Iran fanatische
sunnitischen Extremistengruppen zu unterstützen.
Das Gleiche gilt für den nicht enden wollenden islamistischen Terror. Viele
der Gruppen, die heute gegen den pakistanischen Staat und seine Menschen
kämpfen, waren lange Agenten des paranoiden Sicherheitsapparats.
Generäle in Ländern wie Ägypten oder Thailand – wo der Armeechef erst vor
wenigen Tagen einen Staatsstreich nicht ausschließen wollte – werden das
Verfahren in Pakistan mit Sicherheit zur Kenntnis nehmen. Denn die Dinge
könnten sich auch in ihren Ländern eines Tages gegen sie wenden.
1 Jan 2014
## AUTOREN
Sascha Zastiral
## TAGS
Pakistan
Pervez Musharraf
Aufarbeitung
Islamabad
Pervez Musharraf
Pervez Musharraf
Pervez Musharraf
Pakistan
Osama bin Laden
Pakistan
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ex-Diktator in Pakistan vor Gericht: Zuletzt droht ihm die Todesstrafe
Gegen den pakistanischen Ex-Armeechef Pervez Musharraf ist Anklage wegen
Hochverrats erhoben worden. Er selbst weist die Vorwürfe als politisch
motiviert zurück.
Hochverratsverfahren im Pakistan: Prozess gegen Musharraf verzögert
Erneut wurde der Prozess gegen den früheren Militärmachthaber Pervez
Musharraf vertagt. Wegen Herzproblemen wurde er in ein Krankenhaus
gebracht.
Pakistians Ex-Diktator vor Gericht: Anklage wegen Hochverrats
Der frühere pakistanische Präsident Pervez Musharraf muss sich vor Gericht
verantworten. Er spricht von einem Rachefeldzug der Regierung.
Politik und Polio in Pakistan: Lähmendes Misstrauen
Pakistans Taliban kämpfen gegen die Polio-Impfung als „Instrument des
Westens zur Unterjochung der Muslime“. Die Zahl der Erkrankten steigt.
Pakistans Justiz ermittelt gegen Afridi: Impfarzt im Dienst der CIA
Mithilfe eines Impfprogramms wollten die USA Osama bin Laden finden. Shakil
Afridi soll dafür zuständig gewesen sein. Dem Mediziner droht eine
Mordanklage.
Neuer Talibanchef in Pakistan: Rache statt Friedensverhandlungen
Vor einer Woche starb der Vorsitzende der pakistanischen Taliban-Fraktionen
durch eine US-Drohne. Er war zu Verhandlungen berieit. Sein Nachfolger
nicht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.