# taz.de -- Joseph Mukungubila: Kongos Prophet des Aufstands | |
> Der Sektenführer hält sich für den Bruder von Kongos Expräsident | |
> Laurent-Désiré Kabila und wird als Drahtzieher des jüngsten | |
> „Putschversuchs“ verdächtigt. | |
Bild: Joseph Mukungubila. | |
BERLIN taz | Bis vor Kurzem war Joseph Mukungubila in der Demokratischen | |
Republik Kongo wenig bekannt. Der Gründer der Sekte [1][„Ministerium der | |
Restauration“] war als Präsidentschaftskandidat 2006 mit 0,35 Prozent | |
gescheitert, obwohl er als „Wahl Gottes“ angetreten war. | |
Seitdem hetzte er als „Prophet der Ewigkeit“ im Internet gegen Präsident | |
Joseph Kabila, gegen „Fremdbestimmung“ des Kongo, gegen Verständigung mit | |
Ruanda – typische Themen der sich patriotisch nennenden radikalen | |
Opposition. | |
Aber am 30. Dezember griffen Bewaffnete zeitgleich alle strategischen | |
Punkte in Kongos Hauptstadt Kinshasa an. Einige Angreifer, mit Knüppeln, | |
Messern und einer Vuvuzela bewaffnet, verkündeten per Liveschaltung im | |
Staatsfernsehen, Mukungubila sei gekommen, um das Land von der „Versklavung | |
durch die Ruander“ zu befreien. | |
Der angebliche Putschversuch brach schnell zusammen, aber für Mukungubila | |
interessiert sich jetzt alle Welt. Das Militär belagert sein Haus in | |
Lubumbashi, hat es beschossen und nach Mukungubilas Angaben mehrere seiner | |
Angehörigen als "Geiseln" genommen. Regierungssprecher Lambert Mende | |
spricht vom „Guru einer messianischen Sekte“. Er selbst behauptet, seine | |
Jünger hätten sich landesweit erhoben. | |
## Tag der Vergeltung | |
Geboren 1947 im Norden Katangas, wurde Joseph Mukungubila Mutombo nach | |
eigenen Angaben 1977 göttlich erleuchtet. Seitdem führt er in Katanga seine | |
Kirche unter dem Motto des Propheten Jesaja, wonach er „einen Tag der | |
Vergeltung“ bringe. | |
Er gehört zu jenem Flügel der kongolesischen Politik, der Präsident Joseph | |
Kabila für einen Verräter an den Idealen der Revolution gegen Zaires | |
Mobutu-Diktatur in den 1990er Jahren hält. Er sagt, er sei „der | |
authentische Bruder“ des damaligen Revolutionsführers Laurent-Désiré | |
Kabila, der 2001 ermordete Vater Joseph Kabilas. Dessen radikale Gegner | |
behaupten, er sei gar kein echter Sohn Laurent-Désirés, sondern dessen | |
Adoptivkind, von Ruanda an Kongos Staatsspitze geschmuggelt. | |
Politisch wurde Mukungubila im Dezember 2013. In einem offenen Brief | |
forderte er Kongos Generäle auf, „die Souveränität unseres Landes zu | |
verteidigen“, und rief die Weltgemeinschaft auf, „alle die ruandischen | |
Tutsi zu entfernen, die man auf unserem Staatsgebiet abgeladen hat“. | |
Den Brief ließ er auf der Straße verteilen – wenige Tage vor den Kämpfen in | |
Kinshasa. Irgendwer scheint ihn gehört zu haben. Oder aber jemand hat | |
seinen Namen instrumentalisiert. | |
2 Jan 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.ministeredelarestauration.com | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
Kongo | |
Lubumbashi | |
Katanga | |
Joseph Kabila | |
Kongo | |
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Krise im Kongo: Über 100 Tote bei „Putschversuch“ | |
Rätselraten nach der blutigen Niederschlagung der „terroristischen | |
Angriffe“ im Kongo. Die offizielle Version stößt auf Skepsis. | |
Krise in Kinshasa: Putschgerüchte gehen um | |
In der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo bricht Panik aus: Im | |
Stadtzentrum fallen Schüsse, vom Sitz des Präsidenten ertönen Explosionen. |