Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Streit um Glastonnen: „Fehlwürfe verringern“
> Um Flaschen besser trennen zu können, brauche es Einwurflöcher in den
> Hinterhoftonnen, sagt die umweltpolitische Sprecherin der Grünenfraktion,
> Silke Gebel
Bild: Weißglascontainer im Hinterhof der taz: Wer ist der Schuldige?
taz: Frau Gebel, wann haben Sie zuletzt in Ihrer Glastonne zu Hause eine
Tüte mit weißen Schnapsflaschen und grünen Weinflaschen entdeckt?
Silke Gebel: Bei uns zu Hause ist das Flaschenwegbringen Männersache. Mein
Mann berichtet, es werde gut getrennt.
Nun sagt die Glasindustrie, das Glas aus Berlin sei kaum brauchbar fürs
Recyceln. Woran liegt es?
Wenn die Qualität des recycelten Glases in Berlin schlechter ist, muss man
sie verbessern. Die Frage ist nur: Ist allein der Bürger schuld, der nicht
gut genug trennt? Oder liegt das Problem auch bei den Umschlagplätzen, wo
viel zu Bruch geht und hinterher nicht mehr aussortiert werden kann?
Unstrittig ist, dass in den Iglu-Containern besser getrennt wird als in den
Glastonnen auf dem Hinterhof.
Das kann man auch in den Hinterhöfen lösen. Auch da könnte man bei den
Tonnen ein Einwurfloch anbringen, um die Anzahl der sogenannten Fehlwürfe
zu verringern.
Die Grünen sprechen sich dafür aus, die ganze Recyclingkette noch einmal zu
überprüfen, ohne dass dabei das Berliner Modell, also das Nebeneinander von
Sammelcontainern und Hinterhoftonnen, abgeschafft wird. Wo sehen Sie da
noch Verbesserungsmöglichkeiten?
Wir brauchen eine bessere Informationskampagne. Es gibt ja zwei Sorten von
Fehlwürfen. Es gibt die gutwilligen Fehlwürfe, bei denen die Leute ihr
Kristallglas in den Hinterhofcontainer schmeißen. Und es gibt die
Fehlwürfe, wo auch mal ein Kinderwagen in der Tonne landet. Der würde zum
Beispiel nicht durch ein Einwurfloch passen.
Die Industrie möchte auch die Trennung von Braun- und Grünglas. Die gibt es
beim Iglu, im Hinterhof aber nicht.
Der Bürgermeister von Treptow-Köpenick hat sinnvollerweise vorgeschlagen,
auf den Höfen kleinere Tonnen aufzustellen. Dann passen auch drei hin.
Die ganze Aufregung, die es nun gibt, rührt daher, dass das Duale System
Deutschland (DSD) kürzlich in Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und
Treptow-Köpenick 7.500 Tonnen abgezogen hat. Künftig soll alles Glas in den
Iglus getrennt werden. Was wird die Folge sein?
Das kann man jetzt schon beobachten. Die Leute stellen die Flaschen
dorthin, wo früher die Tonne war. Vielleicht denken sie, die ist nur
temporär weg. Insgesamt kann es also sein, dass die Sammelquoten sinken.
Was teuer wird, ist, wenn die Glasflaschen in der Wertstofftonne landen und
die Trennung erschweren. Und wenn sie in der Reststofftonne landen, steigen
die Betriebskosten.
Ist es den Betroffenen wirklich nicht zuzumuten, ein paar hundert Meter zur
nächsten Iglu-Tonne zu gehen?
Berlin hat erst vor zwanzig Jahren auf die Hinterhoftonne umgestellt. Da
gibt es eine breite Allianz, das beizubehalten. In einer so dicht bebauten
Stadt wie Berlin haben wir auch gar keinen Platz für ein Containersystem.
Oder liegt es daran, dass man in einer armen Stadt wie Berlin nicht so viel
verlangen kann vom Bürger?
Wenn ich ihm die Hinterhoftonne wegnehme, sinkt die Akzeptanz. Aber die
Bürger wurden gar nicht gefragt, als es um den Systemwechsel ging, den das
DSD will.
Die SPD-geführte Umweltverwaltung wusste seit April 2012 vom schlechten
Berliner Glas. Welche Verantwortung trägt der Senat für das Chaos?
Der Senat hat das verschlafen. Da ist ganz klar Staatssekretär Christian
Gaebler in der Verantwortung. Er saß mit dem DSD im Arbeitskreis Glas.
Der DSD sagt, Herr Gaebler wusste vom geplanten Systemwechsel. Gaebler
sagt, es sei lediglich über eine Reihe von Maßnahmen gesprochen worden. Wem
glauben Sie?
Umweltsenator Müller hat eine Vereinbarung mit dem Dualen System
unterzeichnet. Damit wurde die Grundlage für den Systemwechsel gelegt.
Im Umweltausschuss war die Empörung groß, auch bei der SPD. Wird der
Ausschuss bei der nächsten Sitzung fordern, die 7.500 Tonnen wieder
zurückzubringen?
Herr Gaebler hat in der „Abendschau“ lediglich gesagt, dass der
Systemwechsel nicht auf weitere Bezirke ausgedehnt werde. Die
SPD-Abgeordneten sahen das in der Anhörung anders. Ich gehe davon aus, dass
sie zu ihrem Wort stehen.
16 Jan 2014
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
Bildung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Glasrecycling: Systemkonfrontation der Flaschen
Das Duale System Deutschland dirigiert in Berlin die Altglas-Entsorgung und
würde das seit langem bewährte System am liebsten umkrempeln. Warum?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.