# taz.de -- Kommentar Regierungsende in Dänemark: Dumme Dänen | |
> Das Ausscheiden der Volkssozialisten aus der dänischen Regierung war | |
> überfällig: Mit „Goldman Sachs“ am Kabinettstisch kann man nicht | |
> regieren. | |
Bild: Annette Vilhelmsen, Chefin der Volkssozialisten, sagt tschüss. | |
Dänemarks „Volkssozialisten“ verlassen die Regierung, weil sie den Verkauf | |
von Teilen des staatlichen Energieunternehmens „Dong“ an „Goldman Sachs“ | |
nicht mittragen wollen. Was an dieser Nachricht allein verwundert: Dass die | |
rot-grüne Partei Wochen brauchte, sich zu diesem Schritt zu entschliessen. | |
Denn warum verscherbelt eigentlich ein bisheriges Vorbildland in der | |
Klimapolitik ein zentrales Steuerungsinstrument für den klimapolitischen | |
Kurs, wie es ein staatliches Energieunternehmen ist? | |
Der Staat könne den in Dänemark anstehenden Ausstieg aus der Fossilenergie | |
und teure Offshorwindkraftinvestitionen nicht allein finanzieren - sagen | |
die regierenden Sozialdemokraten: Die Lasten müssten auf mehrere Schuldern | |
verteilt werden. | |
Und „Goldman Sachs“ ist ja bekanntlich für „kreative“ Geldbeschaffung | |
bekannt. Eine zwar ausschliesslich profitgesteuerte „Kreativität“, für die | |
es - wie die jüngste Vergangenheit zeigte – auch kein Hindernis ist, wenn | |
dabei beinahe ein Land in den Staatsbankrott getrieben wird oder eine | |
Währung unter die Räder kommt. Aber wer wird denn so misstrauisch sein | |
wollen? | |
„Dumme Dänen“ stand auf Transparenten, mit denen einen Tag vor dem Platzen | |
der Regierung vor dem Regierungssitz demonstriert wurde: Die Art, wie | |
Kopenhagen sich über den Tisch ziehen lässt, wird mit der armer 3. | |
Welt-Länder verglichen, die für kurzfristigen Gewinn ihre Naturressourcen | |
an multinationale Blutsauger verschleudern. | |
## „Dong“ gemacht | |
Für die eine Millliarde Euro, die die Staatskasse nun kassiert, wird | |
„Goldman Sachs“ nämlich ein umfassendes Vetorecht bei allen wichtigen | |
künftigen Geschäftsentscheidungen von „Dong“ eingeräumt. Und die Banker | |
dürfen ihre Anteile beispielsweise in einigen Jahren auch einfach an | |
„Gazprom“ oder einen anderen Energieriesen weiterverkaufen, an den dieses | |
Vetorecht dann übergeht. | |
Die Kritik über den Rechtskurs einer sozialdemokratischen Regierung, die | |
nicht nur in der Privatisierung von „Dong“ sondern auch in der Steuer- und | |
Arbeitsmarktpolitik zum Ausdruck kommt, wächst in den eigenen Reihen. Die | |
Sozis haben rekordschlechte Umfragewerte und an der Basis brodelt es. Mit | |
dem Austritt der Sozialisten sind die Probleme für Ministerpräsidentin | |
Helle Thorning-Schmidt nicht gelöst, sondern fangen erst richtig an. | |
31 Jan 2014 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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