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# taz.de -- Sotschi 2014 – Skispringen, Einzel: Verheulte Siegerin
> Carina Vogt sank ohnmächtig zu Boden. Ihr Make-up zeichnete Streifen. Sie
> gewann Gold, dabei hatte die 22-Jährige es nicht darauf abgesehen.
Bild: Vogt, als sie wieder auf den Beinen war.
BERLIN taz | Wenn es eine sichere Aspirantin für diesen historischen
Wettbewerb gegeben hatte, dann die Japanerin [1][Sara Takanashi]. Die
Weltcupdauerkönigin – nur sie könnte die Premiere des ersten
Frauenskispringens in der olympischen Geschichte gewinnen.
Meist lag sie vor ihren Rivalinnen mit komfortablen Vorsprüngen. Oder wenn
nicht sie, dann wenigstens Sarah Hendrickson oder Lindsey Van aus den USA,
die Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz oder die Deutsche Ulrike Gräßler
– sie alle haben auf ihre je eigene Weise heftig dazu beitragen, dass die
Weigerung des IOC, Frauen das Skispringen mit Medaillen zu verweigern,
ausgehebelt werden konnte.
Aber [2][Carina Vogt]? Stand bei Weltcups manchmal auf dem Podium, mehr
nicht. Dass sie dann aber alle Stars, ja, Avantgardistinnen ihrer Disziplin
mit wenn auch geringem Abstand hinter sich lassen konnte: Nein, das hatte
sie selbst nicht einmal vor dem Auftakt der Konkurrenz geglaubt. Doch
Takanashi und Iraschko-Stolz zeigten, typisch für Olympische Spiele, Nerven
– so lag Vogt schon nach dem ersten Sprung vorn.
Als sie schließlich als Letzte vom Bakken musste, war doch sonnenklar:
Nein, die Vogt mag ja für eine Medaille gut sein – aber sie wird in der
Luft vor Aufregung flattern und abstürzen Tat sie aber nicht. Wusste vor
der Wertung aber nicht, wie viele Punkte zuerkannt werden. Dann blitzte das
Resultat auf: Erste! Und dann machte sie, was eine Außenseiterin wie sie
perfekt fürs Fernsehen zu tun hat: Sie sank halb ohnmächtig und jedenfalls
überglücklich zu Boden, heulte gebührlich, ihr Make-up schmolz unter Tränen
zu dünnen Streifen – Carina Vogt schien nur noch stammeln zu können.
## Die Ulrike Meyfarth von Sotschi
Sie ist, mit den Erinnerungen an die Olympischen Spiele von München 1972,
die [3][Ulrike Meyfarth] von Sotschi: Die Hochspringerin hatte damals auch
gegen alle Prognostizierten gesiegt – und wurde hernach entsprechend von
der Öffentlichkeit geherzt und gefeiert. Werblich gab sie eine prima Figur
ab.
Das könnte auch der Skispringerin aus Degenfeld passieren: Sie wirkt
freundlich und ein wenig scheu, absolut unroutiniert, fast unschuldig
beglückt – also mit einer Aura versehen, mit der gut Sponsorenverträge zu
ergattern sind. Vogts Vorgängerinnen, die das Skispringen olympisch sich
erst erkämpften, gratulierten – als Mütter, die doch starke Töchter wollten
– der Deutschen mit Respekt.
12 Feb 2014
## LINKS
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## AUTOREN
Jan Feddersen
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Sotschi 2014
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Deutschland
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Sotschi 2014
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Medaille.
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