Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rücktritt von Delhis Regierungschef: Kurz den Laden aufgemischt
> Nach nur 49 Tagen ist der indische Antikorruptionsaktivist Arvind
> Kejriwal als Regierungschef Delhis zurückgetreten. Seine Partei feiert
> das als Sieg.
Bild: Grinst auch nach seinem Rücktritt: Arvind Kejriwal.
BANGKOK taz | Arvind Kejriwals Einstieg in die indische Politik hätte
spektakulärer kaum sein können. Noch vor wenigen Monaten taten führende
Politiker der zwei großen Volksparteien den Antikorruptionsaktivisten und
seine Aam Aadmi Party (AAP, „Partei des einfachen Mannes“) als eine
Randerscheinung ab.
Im Dezember dann der Paukenschlag: Die AAP räumte bei den Lokalwahlen in
Delhi 28 von 70 Sitzen ab. Da die hindunationalistische Partei BJP mit
ihren 31 Sitzen keine Mehrheit organisieren konnte, wurde der 44-jährige
Kejriwal zum Regierungschef Delhis.
Vor wenigen Tagen dann der nächste Paukenschlag: Kejriwal trat nach nur 49
Tagen im Amt von seinem Posten zurück. Die verbündete Kongresspartei hatte
es kurz zuvor abgelehnt, ein Antikorruptionsgesetz mitzutragen. Ihren Reiz
hat die AAP damit aber offensichtlich nicht verloren: Kejriwals Anhänger
feiern den – durchaus fragwürdigen – Rücktritt als einen Sieg.
Kejriwal hat jedoch bereits das nächste Ziel vor Augen: Bei den
landesweiten Parlamentswahlen im Mai soll die AAP den etablierten Parteien
möglichst viele Wählerinnen und Wähler abringen.
Kejriwal stammt aus einer Mittelschichtfamilie im nordindischen Bundesstaat
Haryana. Nach seinem Maschinenbau-Abschluss arbeitete er kurz für den
Tata-Konzern, von 1992 bis 2006 dann als Steuerbeamter. In den vergangenen
Jahren machte er sich als Antikorruptionsaktivist einen Namen. Bei den
Massenprotesten von Anna Hazare, die 2011 begannen, zog Kejriwal aus dem
Hintergrund die Fäden. Ende 2012 gründete er die AAP.
## Krawallige Protestpartei?
Während seiner kurzen Zeit als Regierungschef Delhis hat Kejriwal mehrmals
für Schlagzeilen gesorgt. Er richtete eine Antikorruptions-Hotline ein und
zeigte seine Vorgängerin wegen Korruption an. Im Januar hielt er einen
Sitzstreik vor einem Ministerium ab, um zu erzwingen, dass die Polizei in
Delhi – die der Zentralregierung untersteht – der Stadt Delhi unterstellt
wird.
Ob die AAP mehr ist als eine krawallige Protestpartei wird sich zeigen.
Eines hat Kejriwal schon jetzt erreicht: Bei den etablierten Volksparteien
besteht sichtlich die Sorge, dass ihre Wähler zur AAP überlaufen könnten.
16 Feb 2014
## AUTOREN
Sascha Zastiral
## TAGS
Indien
Delhi
Schwerpunkt Korruption
Arvind Kejriwal
Neu Delhi
Schwerpunkt Erster Weltkrieg
Arvind Kejriwal
Indien
Wahlen in Indien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Frauen-Notruf in Delhi vor dem Aus: Seit Dezember kein Gehalt mehr
Die Frauen-Notrufnummer in Delhi bekommt täglich bis zu 3.000 Anrufe,
häufig mit Berichten von sexueller Gewalt. Doch nun könnte sie eingestellt
werden.
Erinnern an den Ersten Weltkrieg: Zukunftsangst geht immer
In der medialen Gedenkindustrie hat das Präapokalyptische Konjunktur. Wir
stehen erneut kurz vor der Katastrophe, dafür ist keine Analogie zu
dämlich.
Regierungschef von Delhi tritt zurück: Der „Normalbürger“ will nicht mehr
Nach einer überraschend erfolgreichen Wahl bildete die
Antikorruptionspartei AAP in Indien die Regierung von Delhi. Nach nur 50
Tagen gibt ihr Chef wieder auf.
Neue Partei in Indien: „Normalbürger“ wollen Delhi regieren
In Indiens Hauptstadt will die „Partei der Normalbürger“ nun doch die
Regierung bilden. Dies könnte die nationalen Wahlen wieder spannend machen.
Indische Landtagswahlen: Achtungserfolg für „Normalbürger“
Die regierende Kongresspartei verliert vier Landtagswahlen, die reche BJP
gewinnt. In der Hauptstadt Delhi punktet überraschend eine neue
Antikorruptionspartei.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.