# taz.de -- Scheuerl verliert Bündnispartner: CDU schickt Schulrebell vor die … | |
> Hamburgs CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich verkündet den Rausschmiss von | |
> Walter Scheuerl. Der will als Einzelkämpfer im Parlament bleiben. | |
Bild: Drei Irrtümer, die entsorgt wurden: Scheuerl, Ahlhaus und Schira (v. l.)… | |
HAMBURG taz | Die Hamburger CDU hat ein Problem weniger. Am Samstag | |
verkündete Fraktionschef Dietrich Wersich auf dem CDU-Landesparteitag im | |
Bürgerhaus Wilhelmsburg, dass er dem parteilosen Abgeordneten Walter | |
Scheuerl „nahegelegt“ habe, „nicht mehr zur Fraktion zu gehören“. Der | |
tosende Beifall, der Wersichs Worte begleitete, machte deutlich, wie | |
unbeliebt der einstige „Schulrebell“ Scheuerl in der Partei zuletzt war. | |
Scheuerl selbst erklärte daraufhin, er werde am heutigen Montag aus der | |
Fraktion austreten. Sein Bürgerschaftsmandat wolle er jedoch behalten und | |
künftig wieder die Interessen der Initiative „Wir wollen lernen“ vertreten. | |
Die Fraktionsvorsitzende der Linken, Dora Heyenn, bezeichnete es als „Frage | |
des Anstands“, dass Scheuerl nun auch sein Abgeordnetenmandat zurückzugeben | |
habe. | |
Konkreter Anlass für den Bruch war Scheuerls Kritik an einem Papier, dass | |
Wersich und die schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Karin Prien, | |
am Donnerstag der Öffentlichkeit präsentiert hatten. Darin waren sie auf | |
die Volksinitiative „G9-Jetzt-HH“ zugegangen und hatten vorgeschlagen, das | |
Hamburgs Gymnasien zukünftig selbst entscheiden sollten, ob sie ihre | |
SchülerInnen zukünftig in acht oder neun Jahren zum Abitur führen. | |
Scheuerl war als Vorsitzender des Schulausschusses der Bürgerschaft in den | |
Kurswechsel seiner Fraktion nicht eingebunden worden. Er hatte von Priens | |
Vorstoß nach eigenem Bekunden erst am Mittwochabend erfahren. Diesen | |
Affront konterte er über Facebook mit einer inhaltlichen Kritik. Ein | |
Vorgehen, dass Wersich am Samstag als „verantwortungslos, inakzeptabel und | |
illoyal“ bezeichnete. | |
Scheuerl hingegen inszeniert sich bei seinem Abtritt noch einmal in der | |
Rebellenrolle. Die Hamburger CDU sei offenbar „nicht in der Lage, sachliche | |
Kritik auszuhalten“, eine „abweichende Meinung“ werde „nicht geduldet�… | |
Zudem sei es „ein Fehler von Herrn Wersich“, sich mit seiner | |
Rausschmiss-Rede auf dem Parteitag „so in Szene zu setzen“. Er habe Wersich | |
angeboten, die Scheidung mit einer „gemeinsamen Erklärung“ geräuschloser … | |
vollziehen, doch der habe abgelehnt. | |
2010 hatten Scheuerl und seine damalige Mitstreiterin Prien von der | |
Volksinitiative „Wir wollen lernen“ das gemeinsame Lernen bis Klasse sechs | |
verhindert. Der Volksentscheid hatte das Ende der schwarz-grünen | |
Landesregierung beschleunigt. Nach dem Koalitionsbruch präsentierten | |
Kurzzeit-Bürgermeister Christoph Ahlhaus und der Parteichef Frank Schira | |
plötzlich den Schulterschluss mit Scheuerl. Der Anwalt verzichtete auf die | |
Gründung einer eigenen Partei und bekam dafür einen sicheren Listenplatz | |
für die Bürgerschaft. | |
Mit Scheuerl, so hoffte die CDU, könnte das durch die schwarz-grüne | |
Schulpolitik vergrätzte konservative CDU-Klientel wieder besänftigt werden. | |
Doch die CDU erlitt bei der Wahl im Februar 2011 ihr schlechtestes | |
Ergebnis. Dafür saß Scheuerl im Parlament und fiel fortan vor allem durch | |
seine Alleingänge auf. | |
23 Mar 2014 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
Marco Carini | |
## TAGS | |
Hamburg | |
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