Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Scheuerl-Abgang: Notwendige Altlastenbeseitigung
> Die CDU hatte es sich so schön ausgemalt. Aber "Schulrebell" Walter
> Scheuerl, den sie mit CDU-Ticket ins Parlament holte, war nicht
> integrierbar.
Bild: Drei Irrtümer, die entsorgt wurden: Scheuerl, Ahlhaus und Schira (v. l.)…
Es war ein Coup, der keiner war. Als die Parteivorderen Christoph Ahlhaus
und Frank Schira vor dreieinhalb Jahren Walter Scheuerl ein
Bürgerschaftsmandat auf CDU-Ticket zuschanzten, da hofften sie, mit
Scheuerls Hilfe sich irgendwie an der Macht zu halten.
Der Coup misslang und nach Schira, der auf den Posten des
Bürgerschaftspräsidenten abgeschoben wurde, und Ahlhaus, der als
Hinterbänkler dahin vegetierte und unlängst seinen Abschied aus der Politik
verkündete, wurde nun auch Scheuerl entsorgt. Konsequente
Altlastenbeseitigung, die längst überfällig war.
Denn Scheuerl erwies sich als nicht integrierbar: denn er ist nur dann ein
Teamplayer, wenn das Team nach seiner Pfeife tanzt. Seine schulpolitischen
Alleingänge führten zu ständigen Auseinandersetzungen hinter den
Fraktionskulissen. Zuletzt fiel der 52-jährige Anwalt vor allem durch seine
ständigen Attacken gegen die von ihm als „Einheitsschule“ verunglimpfte
Stadtteilschule auf, die er gerne als bruchlose Fortsetzung der
abgeschafften Haupt- und Realschulen ohne zum Abitur führende Oberstufen
gesehen hätte.
Indem sie ihn konsequent kaltstellten, provozierten Fraktionschef Wersich
und Bildungsexpertin Priem nun den gewünschten Bruch. Scheuerl muckte auf
und Wersich nutzte die Gunst der Stunde, ihn unter Applaus der
Parteitagsdelegierten rauszuwerfen und sich selbst so als führungsstarken
Bürgermeisterkandidat zu inszenieren. Eine Light-Version der Entfernung
Ronald Schills durch Ole von Beust vor rund zehn Jahren: erst zum Zwecke
des Machterhalts packtiert, dann den Störenfried – vom medialen Beifall
begleitet – vor die Tür gesetzt, als er nicht mehr gebraucht wurde.
Ein Jahr vor der Wahl, das ist zudem ein guter Zeitpunkt, um klare
Verhältnisse zu schaffen. Ohne Volksinitiative im Rücken und
Parteigründungsdrohung ist Scheuerl für die CDU kein Konkurrent mehr. Und
als Mitstreiter wäre der als geltungssüchtig verschriene Anwalt im
bevorstehenden Wahlkampf nur Ballast gewesen.
Denn klar ist: Auch ohne Scheuerl hat es Wersich im bevorstehenden
Wahlkampf gegen den übermächtigen Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) schwer
genug. Mit Scheuerl an seiner Seite aber hätte er es noch viel schwerer
gehabt.
23 Mar 2014
## AUTOREN
Marco Carini
## ARTIKEL ZUM THEMA
Scheuerl verliert Bündnispartner: CDU schickt Schulrebell vor die Tür
Hamburgs CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich verkündet den Rausschmiss von
Walter Scheuerl. Der will als Einzelkämpfer im Parlament bleiben.
Kommentar Politduo Scheuerl- Rabe: Gespann in zwei Fraktionen
Er gab sich mit dem Stopp der Primarschule nicht zufrieden, zieht jetzt
gegen andere Reformen zu Felde. Keiner sollte den Fehler machen in Walter
Scheuerl den unfähigen Polit-Clown zu sehen, der sich bald selber
disqualifiziert. Der erfahrene Anwalt hat es immer wieder geschafft, in dem
wichtigen Feld der Bildungspolitik den Diskurs zu bestimmen.
Scheuerl könnte schulpolitischer Sprecher werden: Scheuerl will Schule machen
Schulreform-Gegner strebt das Amt des schulpolitischen Sprechers der
CDU-Fraktion an. Der einzige potenzielle Konkurrent Robert Heinemann lässt
ihm den Vortritt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.