# taz.de -- Zukunft der DRK-Kliniken: Klinik-Poker in Bremerhaven | |
> Der Staat muss die beiden Bremerhavener DRK-Krankenhäuser retten, sagen | |
> Linke und CDU. Für Rot-Grün ist klar: Nur private Konzerne können das. | |
Bild: Dem Bremer AOK-Chef würde das Klinikum Reinkenheide für die Versorgung … | |
Der Bremer Gesundheitssenator, eigentlich verantwortlich für die Versorgung | |
der Bürger, kann derzeit gar nichts tun. Das hat Hermann Schulte-Sasse | |
(parteilos) vergangene Woche in der Bürgerschaft zur Lage der Kliniken in | |
Bremerhaven erklärt. Die ist dramatisch: Seit 15 Jahren wird über eine | |
Klinikreform geredet, um die Häuser wieder rentabel zu machen. Die Reform | |
ist gescheitert – und nun stehen die zwei nicht-kommunalen Kliniken zum | |
Notverkauf. | |
Der Staat soll beide kaufen, sagt die Linksfraktion. Alles andere wäre | |
„Kapitulation vor dem Problem“. Der Staat solle ein Konzept erarbeiten, das | |
die „wirtschaftliche Sicherung der Krankenhäuser in der Freien Hansestadt | |
Bremen sicherstellt“ und die 1.000 Arbeitsplätze in den Bremerhavener | |
Kliniken, sagt die CDU. Rund 334 Klinik-Betten stehen im | |
Landeskrankenhausplan zur Versorgung der Bevölkerung. | |
SPD und Grüne haben derweil abgewunken: „Wir können die Arbeitsplätze nicht | |
garantieren“, erklärte Doris Hoch von den Grünen. Und die Bremerhavener | |
SPD-Politikerin Sybille Böschen sagt: „Kommunale Kliniken sind in | |
Deutschland so gut wie nicht mehr in der Lage, schwarze Zahlen zu | |
produzieren.“ Die SPD sieht offenbar keine Alternative zur Privatisierung. | |
Merkwürdig, meinte der Linken-Politiker Klaus-Rainer Rupp: In Bremen setzt | |
der Senat auf die kommunalen Kliniken, in Bremerhaven geht das nicht? | |
Der Senat könne nicht kaufen, erklärte der Gesundheitssenator: Das | |
Bieterverfahren sei offiziell eröffnet, er sei einen Tag vorher telefonisch | |
von geschaffenen Tatsachen unterrichtet worden, ein „absolut | |
ungewöhnlicher“ Vorgang. Und nun müsse die Stiftung aus rechtlichen Gründen | |
an den Meistbietenden verkaufen. Private Klinikkonzerne könnten von einer | |
Kommune nicht überboten werden, nirgends habe die öffentliche Hand eine | |
solche Ausschreibung gewonnen. | |
Und nach dem Kaufpreis kämen die erforderlichen Investitionen – soviel Geld | |
habe das Land nicht, erklärt Schulte-Sasse. Der Chef der Bremer AOK hat | |
mitten in die laufenden Verkaufs-Vorbereitungen eine andere Botschaft | |
gesendet, die wie eine Bombe wirken muss: Die beiden nicht-kommunalen | |
Kliniken sollten geschlossen werden, erklärte er der Bremerhavener | |
Nordsee-Zeitung. Sie seien nicht genügend ausgelastet. Die medizinischen | |
Leistungen und ein Teil der Belegschaft könnten am kommunalen Klinikum | |
Reinkenheide übernommen werden, wo man nur ein Gebäude für eine | |
Kinderklinik neu bauen müsse. Die notwendige „Zentralisierung“ der | |
medizinischen Leistungen sei schon in Reformkonzept vor Jahren beschrieben | |
worden, damals mit drei Adressen und drei Trägern. Diese Reform sei nicht | |
umgesetzt worden – die Schließung sei die Konsequenz. | |
Diese Positionierung muss von möglichen Kaufinteressenten wie dem | |
Asklepios-Konzern als doppelte Warnung verstanden werden. Erstens kennt der | |
AOK-Chef die Ökonomie der zum Verkauf stehenden Kliniken sehr gut. Wenn er | |
den Fall als aussichtslos betrachtet, hat das Gewicht. Und zweitens sitzt | |
die AOK am Tisch, wenn für die Landeskrankenhausplanung festgelegt wird, | |
wie viele Betten ein Klinikstandort in Zukunft von den Kassen finanziert | |
bekommt. Gegen die Kassen kann kein Klinikbetreiber ein Haus auf Dauer | |
betreiben. | |
Heinz Steenbock, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Stiftung | |
„DRK-Krankenanstalten Wesermünde“, dem beide freigemeinnützigen Häuser | |
gehören, sieht das anders. Trotz der „fehlenden wirtschaftlichen | |
Perspektiven“ gebe es hinreichendes Käuferinteresse, sagt er. Und Schuld | |
daran, dass die notwendige Klinikreform „verschleppt und letztlich | |
verhindert“ wurde, sei die Stadt Bremerhaven. | |
Ein privater Bieter, der beide Kliniken übernimmt, müsste dem dritten | |
Bremerhavener Haus, dem kommunalen Klinikum Reinkenheide, Konkurrenz | |
machen. Findet sich keiner, muss das kommunale Klinikum die Versorgung der | |
Bevölkerung sicherstellen – die Übernahme der Versorgungsanteile aus der | |
Konkursmasse wäre für die Stadt deutlich preiswerter als ein Kauf der | |
Kliniken. | |
30 Mar 2014 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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