# taz.de -- Erster Friedhof nur für Lesben: „Netzwerk über den Tod hinaus“ | |
> Den bundesweit ersten Friedhof nur für lesbische Frauen gibt es seit | |
> heute in Prenzlauer Berg. Hinter der Idee steht „ein sehr menschliches | |
> Anliegen“, erklärt Astrid Osterland. | |
Bild: Alles geht zu Ende. | |
taz: Frau Osterland, warum braucht Berlin einen Friedhof ausschließlich für | |
lesbische Frauen? | |
Astrid Osterland: Allein diese Frage zeigt, welchen Sonderstatus Lesben | |
immer noch haben. Niemand käme auf die Idee, eine Familie zu fragen, warum | |
sie gemeinsam beerdigt werden möchte. Aber es ist immer noch nicht | |
selbstverständlich, dass wir die gleichen Wünsche haben wie heterosexuelle | |
Menschen. Wir wollen gemeinsam mit denen begraben werden, die uns im Leben | |
nahestanden. Ist das nicht ein sehr menschliches Anliegen? | |
Aber nicht jeder, der dort mit Ihnen beerdigt wird, stand Ihnen | |
zwangsläufig auch im Leben nahe, oder? | |
Man muss nicht unbedingt über Blutsverwandtschaft miteinander verbunden | |
sein. Selbst wenn ich die Frau nicht kenne, die im Grab neben mir liegt, | |
teilen wir doch eine gemeinsame Idee. Die Liebe zu Frauen ist das, was uns | |
ausmacht. Es ist sozusagen unsere persönliche und politische | |
Wahlverwandtschaft, der wir uns verbunden fühlen. Gerade weil viele von uns | |
allein leben, entstand die Idee, ein Solidarnetzwerk über den Tod hinaus zu | |
errichten. | |
Grenzt man sich mit einem solchen Exklusivfriedhof nicht selbst aus? | |
Der Friedhof steht allen offen, die unsere Lebensform akzeptieren. Es soll | |
kein Ort des Separatismus mit Zaun außen herum sein. Uns ist sehr an der | |
Sichtbarkeit von Lesben gelegen. | |
Welche Reaktionen haben Sie bislang auf Ihre Idee erhalten? | |
Erst haben es einige für einen Aprilscherz gehalten. Und ich bin sehr | |
überrascht, dass dadurch immer noch so viele Ressentiments geweckt werden. | |
Andauernd wird uns vorgeworfen, wir würden uns selbst im Tod noch abgrenzen | |
wollen. Ich kann das nicht verstehen. Wir wollen einfach nur einen Ort des | |
Ehrens und Gedenkens. | |
Warum muss es ein Friedhof für Lesben sein und nicht für alle | |
Homosexuellen? | |
Weil wir Frauen sind, die ihr Leben vornehmlich mit anderen Frauen | |
verbracht haben. In diesem Kreis möchten wir auch beerdigt werden. Die | |
schwulen Männer haben in Schöneberg ja einen ähnlichen Friedhof. Da sollte | |
jeder sein eigenes Ding machen. | |
Steht schon fest, wann die ersten Bestattungen stattfinden werden? | |
Nein, das liegt in der Natur der Sache. Es gibt ja auch auf lesbischen | |
Friedhöfen keinen Tod auf Bestellung. Man kann sich aber bereits eine | |
Grabstätte reservieren, die dann für 20 Jahre frei gehalten wird. Insgesamt | |
haben wir rund 80 Plätze, sowohl für Urnen als auch für Erdbestattungen. | |
Ich gehe davon aus, dass der Bedarf sehr groß ist: Schließlich werden wir | |
alle älter, genau wie andere auch. | |
Sind noch weitere Friedhöfe geplant? | |
Es ist erst mal ein Pionierprojekt. Aber wenn der Friedhof bekannter wird, | |
bin ich ziemlich sicher, dass sich weitere finden werden. Das liegt einfach | |
in der Luft. | |
## ■ Anfragen wegen Reservierungen an die Frauenwohnstiftung SAPPhO: | |
6 Apr 2014 | |
## TAGS | |
Friedhof | |
Gleichberechtigung | |
Lesben | |
Homosexualität | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |