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# taz.de -- Prozess gegen Oscar Pistorius: Auftritt vom Rottweiler
> Im Mordprozess gegen Sprintstar Oscar Pistorius hat das Kreuzverhör
> begonnen. „Sie werden nicht davonkommen“, sagt der Staatsanwalt. Die
> Befragung wird Tage dauern.
Bild: Gefürchteter Staatsanwalt: Gerrie Nel.
PRETORIA dpa | Für Oscar Pistorius haben die bisher härtesten Tage in
seinem Mordprozess begonnen. Im Kreuzverhör versuchte Staatsanwalt Gerrie
Nel am Mittwoch von Anfang an, die Glaubwürdigkeit des Profisportlers
infrage zu stellen. Der 27-Jährige ist des Mordes an seiner Freundin Reeva
Steenkamp angeklagt.
Vor dem Gericht im südafrikanischen Pretoria beteuerte Pistorius erneut,
dass er in der Nacht zum 14. Februar 2013 durch die verschlossene
Toilettentür seines Hauses geschossen habe, weil er dort einen Einbrecher
vermutet habe. „Ich hörte etwas und dachte, jemand würde aus der Toilette
kommen und mich angreifen und da habe ich viermal geschossen“, sagte der
Angeklagte. Er habe keine Zeit gehabt, zu überlegen. „Ich dachte, ich sei
in Gefahr (...), mein Leben stehe auf dem Spiel“. Er habe aus Angst
geschossen. Er habe nicht willentlich jemanden erschießen wollen, sagte der
sichtlich aufgewühlte Pistorius mit brüchiger Stimme.
Richterin Thokozile Masipa griff ein, als der Staatsanwalt in einem fast
höhnischen Ton den Angeklagten fragte, warum er denn plötzlich so emotional
würde. „Sie dürfen ihn nicht fragen, warum er denn jetzt emotional wird“,
kritisierte Masipa den gefürchteten Staatsanwalt, der wegen seiner
Hartnäckigkeit in Südafrika den Spitznamen „Der Rottweiler“ hat. Pistorius
habe das Recht, Gefühle zu zeigen, betonte die Richterin in dem
spektakulären Prozess, der von mehreren Fernsehsendern live übertragen
wird.
Ob der Sprinter denn „als Sportidol“ und „als Christ“ die Wahrheit sagen
wolle, hatte Nel gleich zu Beginn des Kreuzverhörs gefragt, das sich
vermutlich über Tage hinziehen wird. Ja, das werde er tun, versicherte
Pistorius. Er wolle nichts verbergen, betonte der Angeklagte, der erneut
zuweilen in Tränen ausbrach.
## „Ein schrecklicher Fehler“
„Sie haben einen Menschen getötet. Sie haben Reeva Steenkamp erschossen und
getötet“, betonte Nel mehrfach. Er versuchte vergeblich, Pistorius dazu zu
bringen, dies zu wiederholen und selbst zu sagen. Der sagte immer wieder
nur: „Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht.“ Der Staatsanwalt
meinte: „Sie werden nicht davonkommen.“
Gegen den Einspruch der Verteidigung wurde vor Gericht auf Verlangen Nels
ein Video präsentiert, das Pistorius bei Schießübungen mit anderen zeigt.
Die im März im britischen Sender Sky News veröffentlichten Aufnahmen zeigen
den Paralympics-Star, wie er mit einem Gewehr auf eine Wassermelone
schießt.
Man hört im Hintergrund Lachen und Scherzen, dann die Stimme eines Mannes,
der beim Anblick der platzenden Wassermelone sagt: „Sie ist viel weicher
als ein Gehirn (...). Das ist ein Zombiekiller“. Der Begriff aus
gewaltreichen Videospielen, den der Staatsanwalt bei seiner Befragung
gleich ins Spiel brachte, wird südafrikanischen Medien zufolge zuweilen als
rassistisches Slangwort benutzt. Pistorius gab zu, dass es seine Stimme
war.
## Der Kopf explodierte
Nel sagte, mit Steenkamps Kopf sei ähnliches geschehen wie mit der
Wassermelone. „Er explodierte.“ Daraufhin wurde auf den
Gerichts-Bildschirmen ein Foto der entstellten Toten gezeigt. Pistorius
weigerte sich, das Bild anzuschauen und brach schließlich in Tränen aus.
Die Verhandlung musste unterbrochen werden.
Der Prozess hat bisher 19 Tage gedauert, er wird kaum vor Mitte Mai zu Ende
gehen. Pistorius, der 2012 als erster beinamputierter Sportler bei den
Olympischen Spielen in London gestartet war, droht bei einer Verurteilung
eine lebenslange Strafe.
9 Apr 2014
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