# taz.de -- Schlammlawine in Afghanistan: Kaum Hoffnung für 2100 Verschüttete | |
> Erdmassen haben Teile eines Dorfs in der Provinz Badachschan mit sich | |
> gerissen. 260 Leichen wurden bisher geborgen. Etwa 300 Familien werden | |
> noch vermisst. | |
Bild: Vom Dorf Ab-e-Barik ist nicht mehr viel übrig geblieben. | |
KUNDUS dpa | Einen Tag nach der verheerenden Schlammlawine im Nordosten | |
Afghanistans schwinden die Hoffnungen für bis zu 2100 verschüttete | |
Dorfbewohner. Rettungskräfte fanden am Samstag 260 Leichen, nachdem Erd- | |
und Geröllmassen weite Teile des Dorfes Ab-e-Barik in der Provinz | |
Badachschan mit sich gerissen hatten. Etwa 300 Familien würden weiter | |
vermisst, sagte der Vizegouverneur der Provinz, Gul Ahmad Bedar, am | |
Samstag. Die Behörden befürchteten, dass sie unter der Schlammlawine | |
begraben und ums Leben gekommen seien. | |
Etwa 2000 Menschen seien aus dem Katastrophengebiet geflohen, sagte | |
Fazluddin Ayyar, Polizeichef der Provinz. Von 700 Häusern im Dorf | |
Ab-e-Barik seien 120 zerstört worden, teilten die Vereinten Nationen mit. | |
580 weiteren Familien drohte, von möglichen weiteren Schlammlawinen nach | |
schwerem Regen mitgerissen zu werden. Die Polizei evakuierte am Samstag | |
gefährdete Häuser in dem Gebiet. | |
Die Erd- und Geröllmassen hatten am Freitag auch eine ganze | |
Hochzeitsgesellschaft mit sich gerissen. „Die Schlammlawine hat als erstes | |
eine Hochzeitsfeier getroffen“, sagte der Gouverneur des Distrikts Argu, | |
Hadschi Abdul Wadud Saidi. „Dabei sind 250 Menschen gestorben.“ Danach habe | |
die Lawine fast das gesamte Dorf unter sich begraben. | |
Der Freitag im muslimischen Afghanistan ist mit dem Sonntag in christlichen | |
Ländern zu vergleichen. Die meisten Familien dürften sich daher während der | |
Katastrophe zu Hause aufgehalten haben. | |
Häuser in der Gegend sind in der Regel aus Lehm gebaut. Wasserfluten | |
bringen sie relativ leicht zum Einsturz. In der Region hatte es in den | |
vergangenen Tagen wie jedes Jahr im Frühjahr stark geregnet. Die heftigen | |
Niederschläge verursachen regelmäßig Überschwemmungen und Schlammlawinen. | |
## US-Präsident bietet Unterstützung an | |
Bereits in der vergangenen Woche hatten Überschwemmungen in vier | |
nordafghanischen Provinzen mehr als 100 Menschen das Leben gekostet. „In | |
den vergangenen sieben Tagen sind mehr Afghanen bei Naturkatastrophen | |
getötet worden als im ganzen Jahr 2013“, sagte der UN-Nothilfekoordinator | |
in Afghanistan, Mark Bowden. | |
Der afghanische Präsident Hamid Karsai äußerte sich einer Mitteilung | |
zufolge „zutiefst traurig“ über die Katastrophe. US-Präsident Barack Obama | |
bot Afghanistan Unterstützung an. | |
Im Distrikt Argu waren im vergangenen Jahr die Taliban aktiv. Es ist | |
unklar, wie unsicher der Distrikt derzeit ist. Die Bundeswehr war 2012 aus | |
der Provinz Badachschan abgezogen. Das zerstörte Dorf Ab-e-Barik ist | |
abgelegen und nur schwer zu erreichen. | |
3 May 2014 | |
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