| # taz.de -- Urteil gegen Israels Ex-Regierungschef: Sechs Jahre Haft für Olmert | |
| > Bei einem Bauprojekt in Jerusalem soll der damalige Regierungschef Olmert | |
| > Bestechungsgelder eingefordert haben. Dafür muss er nun ins Gefängnis. | |
| Bild: Will das Urteil anfechten: Ehud Olmert Ende März in einem Gericht in Tel… | |
| JERUSALEM taz | Am 1. September muss Israels früherer Regierungschef Ehud | |
| Olmert für sechs Jahre hinter Gitter. Richter Uri Rosen vom Bezirksgericht | |
| in Tel Aviv zeigte keine Gnade, als er am Dienstag das Strafmaß in Israels | |
| spektakulärstem Schmiergeldprozess seit Staatsgründung verkündete. | |
| Bei der „Holyland-Affäre“ geht es um ein Bauprojekt in Jerusalem, bei dem | |
| Olmert, der bis von 1993-2003 Bürgermeister der Stadt war, Unternehmer | |
| gegen Bezahlung begünstigte. Sechs Mitangeklagte müssen ebenfalls | |
| Haftstrafen von drei bis sieben Jahren absitzen. Offen blieb das Strafmaß | |
| für Olmerts Nachfolger im Jerusalemer Rathaus, Uri Lupoliansky, sowie | |
| Schula Saken,Olmerts Büroleiterin, die ihren früheren Chef noch kurz vor | |
| Prozessende schwer belastete. | |
| Mit Olmert geht zum ersten Mal ein israelischer Ex-Regierungschef ins | |
| Gefängnis. Er gesellt sich zu Mosche Katzaw, ehemals Staatspräsident, der | |
| eine mehrjährige Haftstrafe wegen zweifacher Vergewaltigung absitzt. Dass | |
| beiden in dieselbe Zelle kommen, ist aber auszuschließen, denn Katzaw | |
| wählte den orthodoxen Trakt, während Olmert nicht sehr religiös ist. | |
| So peinlich es für Israel sein mag, die beiden früheren Spitzenpolitiker in | |
| Häftlingskluft zu sehen, so sprechen die Verurteilungen nach Ansicht des | |
| juristischen Experten Mosche Negbi, für den Staat. „Der Unterschied | |
| zwischen einer Bananenrepublik und einem Rechtsstaat zeigt sich genau dann, | |
| wenn das Recht auch vor den Mächtigsten nicht Halt macht“, kommentierte er. | |
| Olmert kündigte an, vor dem Obersten Gerichtshof gegen den Schuldspruch und | |
| das Strafmaß Berufung einzulegen. Der Rechtsexperte Negbi räumt ihm kaum | |
| Chancen ein. Zusätzlich zu den sechs Jahren Haft verdammte ihn der Richter | |
| zu einer Geldstrafe von umgerechnet gut 200.000 Euro. Das ist etwa die | |
| doppelte Summe dessen, was Olmerts Bruder Jossi von einem israelischen | |
| Geschäftsmann zugesteckt bekommen hatte. | |
| Bis zum Schluss hielt der 68jährige Hauptangeklagte daran fest, nichts von | |
| dem Geldtransfer gewusst zu haben. An diesem „traurigen Tag“, so hatte | |
| Olmert noch am Morgen kundgetan, werde „ein unschuldiger Mann“ zu unrecht | |
| schwer bestraft. | |
| Richter Rosen begründete das hohe Strafmaß mit dem erklärten Ziel, „eine | |
| ansteckende Krankheit“ auszumerzen. Bestechung und Korruption „verseuchen | |
| den öffentlichen Sektor“, meinte er. Ein korrupter Politiker sei wie ein | |
| Verräter, der die Öffentlichkeit betrüge, und dazu führe, dass sie die | |
| staatlichen Institutionen verachte. Justizministerin Zipi Livni, frühere | |
| Partei- und Regierungspartnerin Olmerts, kommentierte das Urteil zwar mit | |
| Bedauern, beteuerte aber gleichzeitig ihr Vertrauen in das israelische | |
| Rechtssystem. | |
| 13 May 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Knaul | |
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