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# taz.de -- Verbindungen in die rechte Szene?: Falsche Freunde
> Im Vermerk der Polizei zu einer Maßnahme gegen eine Feier von Pinneberger
> Neonazis taucht der Name eines Hamburger AfD-Kandidaten auf. Der will
> aber nicht mitgefeiert haben
Bild: Kontakte in die rechte Szene? Name eines AfD-Kandidaten taucht auf einer …
HAMBURG taz | Die Alternative für Deutschland will nicht als rechts gelten:
„Wir haben uns wirklich bis zur Ermüdung abgegrenzt von allen möglichen
ausländerfeindlichen, islamfeindlichen, antisemitischen,
rechtsextremistischen, linksextremistischen Strömungen“, sagte der
Vorsitzende Bernd Lucke noch im Oktober. Ob das auch für den Landesverband
Hamburg gilt, ist fraglich.
Zumindest taucht der Name eines AfD-Kandidaten für den Bezirk Hamburg auf
einer Namensliste auf, die im Juli 2002 bei einem Polizeieinsatz bei der
rechten Kameradschaft „Combat 18 Pinneberg“ erstellt wurde. „Combat 18
Pinneberg“ galt als eine der militantesten Kameradschaften im Norden. So
war die Polizei auch mit einem Großaufgebot bei der „Geburtstagsfeier“ des
Kampfverbundes in der Bahnhofsgaststätte Pinneberg vor Ort. Combat 18
versteht sich als bewaffneter Arm des verbotenen Netzwerkes „Blood and
Honour“ (B&H).
Über diese Polizeimaßnahme wurde ein Vermerk erstellt und dessen Inhalt
wirft Fragen auf – an die „Alternative für Deutschland“ (AfD). Denn der
Name des AfD-Kandidaten Sebastian Behr taucht in einer „Namensliste der
Besucher“ auf. Ein weiterer Besucher: Klemens Otto, der damals als Anführer
der „Combat 18 Pinneberg“ galt, und den Verfassungsschützer als bekannten
Neonazi einstuften.
Die Polizei, die mit einem Großaufgebot vor Ort war, erklärte die
Gaststätte, die mit allerlei rechten Transparenten geschmückt war, zum
„gefährlichen Ort“ und stellte dann die „Identitäten der die Feier
besuchenden Personen fest“ und durchsuchte sie. Bei Otto, der 1998 fast
einen Kongolesen totgeschlagen hatte, wurde an diesem Abend ein Messer
sichergestellt. Über 50 Personen sind laut der Namensliste der Polizei
damals vor Ort gewesen. Bei der Nummer 41 steht: „Behr, Sebastian“,
Geburtsdatum und -Ort sowie die Wohnanschrift.
Solche Treffen sind bis heute „geschlossene Gesellschaften“, die
konspirativ vorbereitet werden. Knapp ein Jahr nach der Feier stürmten 300
Beamten am Morgen des 28. Oktober 2003 über 50 Wohnungen der Anhänger,
wegen des Verdachts auf Bildung einer politisch motivierten kriminellen
Vereinigung, sowie auf Waffenhandel und Versand von verbotenen CDs. Die
Beamten fanden Waffen und Adressenlisten von ausgemachten Feinden.
An dem Tag der Feier kann sich Behr, der damals 27 Jahre alt war, noch
erinnern: „Ich holte meine Schwester am Bahnhof ab, die bei einem
Pinneberger Freund war“, erklärte Behr der taz schriftlich: „Weder sie,
noch der Kumpel haben oder hatten mit Leuten dieser Veranstaltung zu tun.
Nur die Tatsache, dass wir am Parkplatz der Gaststätte waren und aus
Neugier zur Gaststätte gingen, weil Polizei dort war, war Anlass uns
aufzuschreiben“, schreibt Behr und erklärt, selbst polnische Wurzeln zu
haben und dass sein bester Freund Portugiese sei. „Mit der rechten Szene
habe ich nie etwas zu tun gehabt“, schreibt er zudem, für ein persönliches
Gespräch war er nicht bereit.
Dem widerspricht, dass er in der Liste nicht zu den Personen gehört, die
die Polizei mit dem Vermerk „unbekannt“ versehen hat. Stattdessen steht bei
Behr „Erk“ für „Erkenntnisse“. Behr schreibt dazu: „Leider kann ich …
darauf keine Antwort geben.“ Der Pressesprecher der AfD-Hamburg, Oliver
Scholl, steht zu ihm: „Wir glauben Herrn Behr.“ Erkenntnisse der Polizei
könnten auch Verkehrsdelikte sein. Müssen sie aber nicht.
23 May 2014
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Pinneberg
Schwerpunkt AfD
Hamburg
Blood & Honour
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