# taz.de -- Krisen-Buch: Vom Nutzen der Havarie | |
> Früher war weniger Lebenskrise: taz-Literaturredakteur Dirk Knipphals | |
> liest in Hamburg aus seiner „Kunst der Bruchlandung“. | |
Bild: Nicht neben Dale Carnegie einordnen: Ein Lebenshilfe-Buch hat taz-Redakte… | |
HAMBURG taz | Ein Buch über Krisen, aber nicht die des Finanz- oder | |
Immobilienmarkts – ein naheliegendes Missverständnis aber sei gleich zu | |
Beginn ausgeräumt: Dirk Knipphals’ Buch ist kein Ratgeber und auch nur | |
bedingt Lebenshilfe, mögen Titel und Untertitel es auch nahelegen: „Die | |
Kunst der Bruchlandung. Warum Lebenskrisen unverzichtbar sind“. Also nicht | |
hinter Dale „Sorge dich nicht, lebe“ Carnegie einordnen. Was das Buch | |
ebenfalls nicht will: Forum sein fürs Verarbeiten persönlicher Turbulenzen | |
des Verfassers. | |
Nein, dem taz-Literaturredakteur geht es um einen allgemeineren Befund: | |
einen Zuwachs an Krise und somit der Notwendigkeit, irgendwie klarzukommen | |
damit. So lässt Knipphals zu Beginn seinen Großvater auftreten, so | |
persönlich darf’s dann doch sein: einen stets korrekt gekleideten, | |
schweigsamen Mann, Teilnehmer an beiden Weltkriegen, dem irgendwann die | |
Frau wegstarb. Die demonstrative Ungerührtheit des Opas war für den älter | |
werdenden Enkel irgendwann immer schwerer vereinbar mit dem, was er über | |
die Geschichte des 20. Jahrhunderts wusste, der deutschen zumal. | |
Männer wie der Großvater hätten nie und nimmer eine Lebenskrise gehabt, so | |
Knipphals. Beziehungsweise: Sie hätten sich schlicht nicht derart freimütig | |
dazu bekannt, wie es seit den 1970er-Jahren so verbreitet sei. Belegt wird | |
diese These mit allerlei Indizien, sei’s aus klassisch-bürgerlichen Romanen | |
oder spätmoderner Entwicklungspsychologie. | |
Am Ende gibt’s für den, der will, vielleicht doch noch, tja, Werkzeuge. | |
Denn wenn das Buch auch keine Rezepte liefert, wie es sich bewältigen | |
lasse, das Leiden am gebrochenen Herzen oder an der havarierten Karriere: | |
Eine Art Meta-Rat immerhin findet sich darin – dass das Leben unter | |
Anerkennung von Krisen ein besseres sein kann als jenes, in dem sie so gern | |
geleugnet wurden. Vom angeblichen Nutzwert des blühenden | |
Lebenshilfe-Buchmarkts bleibt es damit immer noch weit entfernt. ALDI | |
"LeseFrühstück" des Literaturzentrums Hamburg: Sa, 24. 5., 11 Uhr, | |
Literaturhaus Hamburg, Schwanenwik 38 | |
23 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
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