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# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Kolumbien: Votum über den Friedensprozess
> Am Sonntag treten zwei Kandidaten an. Während Santos mit der
> Farc-Guerilla verhandeln will, setzt sein Kontrahent Zuluaga auf das
> Militär.
Bild: Im TV-Duell: Oskar Ivan Zuluaga (l.) und Juan Manuel Santos.
BUENOS AIRES taz | Kolumbien steht vor einem entscheidenden Wochenende: Wie
tritt die Fußballnationalmannschaft bei ihrem Auftaktspiel in Brasilien
ohne ihren Stürmerstar Falcao auf, und wer wird die Stichwahl um das
Präsidentenamt gewinnen? Dabei werden am Samstag mehr KolumbianerInnen vor
den Bildschirmen sitzen als am Sonntag zur Wahl gehen werden: Kolumbien
gegen Griechenland ist vielen wichtiger als Óscar Iván Zuluaga gegen Juan
Manuel Santos.
Dass erstaunt: Am Sonntag geht es um die Zukunft der Friedensgespräche mit
der Farc-Guerilla, das heißt um die Frage Krieg oder Frieden? Santos ist es
gelungen mit seiner Losung „Ein Ende des Krieges oder ein Krieg ohne Ende“
dem Wahlkampf seinen Stempel aufzudrücken.
Beide Kontrahenten kommen aus dem rechten Lager und ihre Auffassungen
spiegeln die dortige Konfliktlinie wieder: Für Santos gibt es einen
bewaffneten Konflikt, der seine Ursachen vor allem in der Vernachlässigung
der ländlichen Bevölkerung hat. Für Zuluaga gibt es keinen bewaffneten
Konflikt, sondern eine Terrorbande fordert den Staat heraus. Für Santos
gibt es eine Zeit, bevor sich die Farc ihr Einkommen durch den Drogenhandel
verschaffte. Für Zuluaga sind die Farc-Guerilleros Narco-Terroristen.
Während Santos Verhandlungen mit der Farc rechtfertigen kann, bleibt
Zuluaga nur die militärische Antwort.
Zwar sagen die Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden voraus, doch
seit dem Ausscheiden der übrigen KandidatInnen vor drei Wochen sind die
Karten neu gemischt und beide Kandidaten auf die Unterstützung der
gescheiterten Kontrahenten angewiesen.
## Riss durch die konservative Partei
Zuluaga, ein klassischer Rechtsaußen und aufgestellt vom ehemaligen
Präsidenten und jetzigen Senator Álvaro Uribe, rückte deshalb von seinem
Versprechen ab, die Verhandlungen mit der Farc innerhalb einer Woche
einzustellen. Jetzt sollen lediglich die Bedingungen für die Gespräche neu
überprüft werden. Die Korrektur reichte Marta Ramírez, der Kandidatin der
Konservativen Partei, um ihre AnhängerInnen dazu aufzurufen, für Zuluaga zu
stimmen. Ob das reicht, ist fraglich, denn seither geht ein Riss durch die
konservative Partei.
Für den rechtskonservativen Amtsinhaber Santos gibt es nur indirekte
Unterstützung. Clara López vom linken Polo Demcrático hat nicht dazu
aufgerufen, Santos zu wählen, sondern für den Fortgang der
Friedensverhandlungen zu stimmen. Dass dazu bei Santos das Kreuz gemacht
werden muss, sei das kleinere Übel.
Dagegen überlies Enrique Peñalosa von der grünen Alianza Verde die
Wahlentscheidung seinen AnhängerInnen. Die Mehrzahl der Wahlberechtigten
wird sich dennoch mehr mit der WM oder anderen Themen beschäftigen.
NichtwählerInnen stellen bei kolumbianischen Präsidentschaftswahlen
traditionell die Mehrheit. Diesmal waren im ersten Wahlgang 60 Prozent den
Urnen ferngeblieben. Dennoch wird am Sonntag auch die Frage beantwortet,
welcher konservative Teil im kolumbianischen Establishment sich durchsetzen
wird. Da deuten die Zeichen auf Verhandlungen hin.
13 Jun 2014
## AUTOREN
Jürgen Vogt
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