# taz.de -- Nach gescheiterten Verhandlungen: Russen-Gas gegen Vorkasse | |
> Russland liefert der Ukraine ab sofort nur noch gegen Vorabzahlung Gas. | |
> Die Verhandlungen scheitern an der russischen Kompromisslosigkeit. | |
Bild: Ohne Moos nix los in den Gazprom-Leitungen. | |
KIEW afp/dpa | Der russische Energiekonzern Gazprom teilt mit, dass | |
Russland nach den bisher erfolglosen Verhandlungen mit der Ukraine jetzt | |
Gas nur noch gegen Vorkasse liefert. Die Gasverhandlungen zwischen Kiew und | |
Moskau unter EU-Vermittlung waren zuvor nach Ablauf der Verhandlungen am | |
Montag um acht Uhr morgens gescheitert. | |
„Wir haben keine Einigung erzielt und die Chancen sind gering, dass wir uns | |
noch einmal treffen“, sagte Gazprom-Sprecher Sergej Kuprianow am frühen | |
Montagmorgen nach den Gesprächen unter EU-Vermittlung in Kiew. Obwohl der | |
Ukraine ein Lieferstopp nun unmittelbar bevorsteht, hält die EU-Kommission | |
eine Einigung weiterhin für möglich. | |
Falls die Regierung in Kiew bis zum Ablauf des Ultimatums um 8.00 Uhr nicht | |
Schulden in Höhe von umgerechnet 1,44 Milliarden Euro begleiche, werde | |
Gazprom seine Lieferungen an das Nachbarland einstellen, sagte | |
Gazprom-Sprecher Kuprianow. Dies hätte auch Auswirkungen auf mehrere | |
EU-Staaten. | |
EU-Energiekommissar Günther Oettinger hatte sich am Sonntagabend mit dem | |
Chef des russischen Gazprom-Konzerns, Alexej Miller, und dem Regierungschef | |
Arseni Jazenjuk zu einer neuen Verhandlungsrunde in Kiew getroffen. Das | |
Treffen wurde nach einer Pause gegen Mitternacht fortgesetzt und | |
schließlich ohne Einigung beendet. Der ukrainische Energieminister Juri | |
Prodan kündigte an, sein Land werde sich nun verstärkt um Gaslieferungen | |
aus Westeuropa bemühen. | |
## Ukraine kompromissbereit | |
Die EU hält eine Einigung trotz der festgefahrenen Situation aber weiterhin | |
für erreichbar. Die Kommission sei „überzeugt, dass eine Lösung noch | |
möglich und im Interesse aller Beteiligen ist“, hieß es in einer am Montag | |
in Brüssel veröffentlichten Erklärung. Es müsse nun darum gehen, die | |
Verhandlungspartner wieder an einen Tisch zu bekommen. | |
Bei dem Gasstreit geht es neben ausstehenden Zahlungen der Ukraine an | |
Russland auch um den künftigen Gaspreis. Das vorliegende Angebot der | |
russischen Seite hatte Kiew als zu hoch abgelehnt. | |
Nach Angaben der EU-Kommission war die Ukraine bereit, einen | |
Kompromissvorschlag Oettingers anzunehmen. Dieser sah vor, dass Kiew | |
zunächst eine Milliarde Dollar an Moskau zahlt und die restlichen Schulden | |
in weiteren Raten bis Jahresende begleicht. Gleichzeitig sollte die Ukraine | |
demnach dem von Moskau zuletzt geforderten Preis von 385 Dollar pro tausend | |
Kubikmeter zustimmen, der in den Sommermonaten aber auf 300 Dollar | |
reduziert werden sollte. | |
"Die ukrainische Seite war bereit, dies zu akzeptieren, die russischen | |
Partner im Moment aber nicht", erklärte die EU-Kommission. Moskau habe die | |
sofortige Zahlung von 1,44 Milliarden Euro gefordert und auch beim Gaspreis | |
kein Zugeständnisse machen wollen. | |
Überschattet wurden die Gasverhandlungen von neuen diplomatischen | |
Verwerfungen zwischen beiden Ländern. Nach dem Abschuss eines | |
Militärflugzeugs im Osten der Ukraine durch prorussische Separatisten | |
hatten am Samstag hunderte Demonstranten die russische Botschaft in Kiew | |
belagert. Der ukrainische Außenminister Andrej Deschtschiza bezeichnete den | |
russischen Präsidenten Wladimir Putin vor der jubelnden Menge als | |
„Scheißkerl“, was wiederum in Moskau wütende Reaktionen hervorrief. | |
Unterdessen erwägt die ukrainische Regierung, das Kriegsrecht über die | |
östliche Region Donezk zu verhängen. Das Kabinett werde hierüber am Montag | |
beraten, sagte der ukrainische Verteidigungsminister Michail Kowal. Die | |
Führung in Kiew führt seit Wochen eine Offensive gegen prorussischen | |
Separatisten im Osten des Landes. | |
16 Jun 2014 | |
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