# taz.de -- Gasnetz: Erhöhte Explosionsgefahr | |
> SPD und CDU auch nach Senatsabstimmung weiter uneins über Vergabe. | |
> Justizsenator Heilmann wird „Befangenheit“ vorgeworfen. | |
Bild: SPD-CDU-Streit um die blaue Flamme geht weiter | |
Die Zukunft des Gasnetzes ist auch nach einer Abstimmung im Senat am | |
Dienstag offen. Auf CDU-Seite bestreitet man, der Vergabe der | |
Netzkonzession an das landeseigene Unternehmen Berlin Energie zugestimmt zu | |
haben – man habe das nur zur Kenntnis genommen. Die SPD wiederum sagt, | |
diese Kenntnisnahme sei „zustimmend“ erfolgt. Die Angelegenheit geht nun an | |
das Abgeordnetenhaus. Dort werde die CDU „das ihr und dem gesamten | |
Parlament obliegende Kontrollrecht umfassend wahrnehmen“, kündigte ihr | |
Fraktionschef Florian Graf an. | |
Vor drei Wochen hatte sich die Berlin Energie in einem aufwändigen | |
Vergabeverfahren gegen den bisherigen Gasnetzbetreiber Gasag als letzten | |
verbliebenden Konkurrenten durchgesetzt. Vergabestelle war dabei die | |
Verwaltung von Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, von der SPD | |
benannt). Die CDU hatte schnell das Verfahren als zu wenig transparent | |
kritisiert und von vielen noch offenen Fragen gesprochen. Justizsenator | |
Thomas Heilmann ging dabei so weit, das Verfahren als rechtswidrig zu | |
bezeichnen. | |
Die SPD erinnerte im Gegenzug daran, dass alle Schritte im Internet | |
nachzuvollziehen gewsen seien und die CDU sowohl einer Bewerbung von Berlin | |
Energie als auch dem Verfahren zugestimmt habe. | |
„Sachlich“, nannte Senatssprecher Richard Meng in der Pressekonferenz nach | |
der Senatssitzung die Stimmung. Mimik, Laune und Furchen auf der Stirn des | |
sonst eher entspannt daher kommenden Finanzsenators neben ihm widersprachen | |
dem allerdings. Von anderer Seite war auch eher von angespannter | |
Altmosphäre zu hören. „Das ist eben Politik“, sagte Nußbaum auf die Frag… | |
wie er denn mit dem Vorwurf umgehe, ein Verfahren rechtswidrig durchgezogen | |
zu haben. | |
Er selbst warf den Begriff „Befangenheit“ in den Raum, als er von | |
Journalisten gefragt wurde, warum Justizsenator Heilmann sich an der | |
Senatsabstimmung nicht beteiligte. Der wiederum zeigte sich später | |
Journalisten gegenüber „sehr überrascht von diesen Vorwürfen, ich halte sie | |
für absurd.“ Er habe sich „sozusagen vorsorglich“ nicht an der Abstimmung | |
beteiligt. | |
Heilmann ist zwar als Privatmann nach eigenen Angaben an mehr als einem | |
Dutzend anderer Unternehmen, darunter auch an einer Firma im Energiesektor, | |
beteiligt – die soll aber nicht in Verbindung mit der Gasag stehen. | |
Kritiker hatten unterstellt, Heilmann habe mit der Gasag verhandelt. | |
„Anders als dargestellt, habe ich mit der Gasag keinen Kontakt gehabt“, | |
sagt der. | |
Dass sich die Berlin Energie, die erst im Aufbau ist, um die Konzession zum | |
Betrieb des Gasnetzes bewerben konnte, hatte die SPD gegenüber der CDU | |
bereits im Koalitionsvertrag Ende 2011 durchgesetzt. Das gilt auch für das | |
Stromnetz, wo eine Entscheidung noch aussteht. Die CDU machte aber kein | |
Geheimnis daraus, dass eine Rekommunalisierung für sie keine | |
Herzensangelegenheit ist. | |
Die bei der Vergabe unterlegene Gasag hat bereits angekündigt zu klagen. | |
Laut Darstellung von Nußbaum ist das bei Verfahren dieser Größe durchaus | |
üblich. Beide schätzen die Dauer eines Prozesses bis in die letzte Instanz | |
auf mehrere Jahre. Netzbetreiber würde bis zu einer Gerichtsentscheidung | |
die Gasag bleiben. | |
Kann die Berlin Energie schließlich doch das Netz übernehmen, muss sie mit | |
der Gasag als Vorbetreiberin eine Ablösesumme aushandeln, die Nußbaum auf | |
rund eine Milliarde Euro schätzte. In gleicher Weise würde die Berlin | |
Energie – und damit mittelbar auch das Land Berlin – Geld erhalten, wenn | |
sie nach Auslaufen der auf zehn Jahre begrenzten Konzession nicht erneut | |
den Zuschlag für den Netzbetrieb bekommt. | |
24 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
## TAGS | |
Senat | |
Thomas Heilmann | |
Thomas Heilmann | |
Thomas Heilmann | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Stromnetze in Berlin: Senat vertagt Debatte | |
Die Stromnetz-Vergabe soll erst nach Anschauungsunterricht vor Gericht | |
weitergehen: Gecheckt wird dort die Gasnetz-Vergabe, um Fehler zu | |
vermeiden. | |
Nach dem Koalitionskrach in Berlin: CDU spendet keinen Trost | |
Landeschef Henkel wünscht dem angeschlagenen Justizsenator Thomas Heilmann, | |
dass er aus seiner Krise wieder raus kommt - Hilfe bietet er ihm aber nicht | |
an. | |
Einbruch bei Berlins Justizsenator: Spekulationen um Aktendiebstahl | |
Kurz nach dem offiziellen Ende des Streits zwischen Justizsenator und | |
Finanzsenator wird in das Büro von Heilmann eingebrochen. Unklar ist, was | |
gestohlen wurde. | |
Zoff um die Gasnetz-Vergabe: Senator gegen Senator | |
Das gab’s noch nie: Im Streit um die Gasnetz-Vergabe fordert Justizsenator | |
Heilmann eine Unterlassungserklärung von Finanzsenator Nußbaum. Und der | |
macht - gar nichts. |