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# taz.de -- Kommentar Israel und Gaza: Die Hamas als kleineres Übel
> Zwingt Israel die Hamas in die Knie, werden noch radikalere Islamisten in
> die Bresche springen. Bislang verhält sich Netanjahu vernünftig.
Bild: Israels Raketen schlagen in Gaza ein. Ein palästinensischer Junge am 9. …
Mit den Dutzenden Raketen, die die Hamas in den vergangenen Stunden bis
nach Tel Aviv und Jerusalem abschoss, rollt sie für die zigtausend
israelischen Soldaten, die vor den Toren Gazas auf das Kommando zum Angriff
warten, einen roten Teppich aus. Die palästinensischen Islamisten hatten
eine Chance, die Eskalation abzuwehren, wären sie nur auf das faire Angebot
Israels eingegangen, Ruhe mit Ruhe zu beantworten. Sie wollten es nicht.
Über die Motive der Hamas, gerade jetzt erneut die Konfrontation
anzuheizen, lässt sich spekulieren. Vielleicht ist es die Solidarität mit
den Kampfgenossen im Westjordanland, die Israel jüngst zu Hunderten hinter
Gitter schickte oder die Frustration über die marode Wirtschaftslage im
Gazastreifen. Vielleicht will sich die Hamas auch gegen die wachsende
Opposition noch radikalerer Kräfte behaupten. Einen Grund, Israel
anzugreifen, findet man in Gaza immer. Dass der eigenen Bevölkerung dabei
ein grausamer Blutzoll abverlangt wird, nehmen die Islamisten in Kauf.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist viel vorzuwerfen, seine
kurzsichtige Siedlungspolitik steht ganz oben auf einer langen Liste. Ein
Kriegstreiber ist Netanjahu jedoch nicht. Alle seine Vorgänger, inklusive
Schimon Peres, Israels scheidender Präsident und Friedensnobelpreisträger,
waren schneller bereit, die Armee in den Einsatz zu kommandieren, als der
heutige Regierungschef.
Das massive Truppenaufgebot von 40.000 Reservisten, die sich zum Kampf in
Gaza bereitmachen, muss nicht heißen, dass es tatsächlich zum Einsatz
kommt. Auch vor zwei Jahren warteten tausende Soldaten gut eine Woche lang
in der Grenzregion zum palästinensischen Küstenstreifen und zogen dann
wieder ab.
Netanjahu steht unter dem Druck der Israelis, die sich wünschen, er möge
das leidige Problem der Raketen ein für allemal aus der Welt schaffen. Das
ist zwar verständlich, bleibt aber eine Illusion. Niemand sollte glauben,
dass moderatere Kräfte das Vakuum füllen werden, sollte es Israel
tatsächlich gelingen, die Hamas in die Knie zu zwingen. Das Gegenteil ist
der Fall. Die Hamas ist das kleinere Übel.
9 Jul 2014
## AUTOREN
Susanne Knaul
## TAGS
Israel
Palästinenser
Hamas
Benjamin Netanjahu
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