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# taz.de -- Basketball in den USA: Spurs schicken Frau in die Spur
> Beim NBA-Champion San Antonio Spurs wird mit Becky Hammon erstmals eine
> Frau zum Vollzeitcoach – als Ko-Trainerin von Gregg Popovich.
Bild: Glänzte als Spielerin mit Übersicht: Becky Hammon (li.).
Es gibt Menschen, die halten Gregg Popovich für ein Genie. Andere finden,
der Chefcoach der San Antonio Spurs sei der größte Miesepeter, der jemals
eine Basketballhalle betreten durfte. Einig ist man sich weitestgehend,
dass der grummelige Popovich einer der besten Trainer ist, die jemals in
der besten Liga der Welt gearbeitet haben.
Als Vorreiter des Feminismus allerdings ist er bislang nicht auffällig
geworden. Man darf also davon ausgehen, dass seine Entscheidung, Becky
Hammon anzuheuern, eine rein sportliche ist. Geschichte geschrieben hat er
damit trotzdem: Die 37-Jährige wird die erste Frau, die als
Assistenztrainerin von einem NBA-Team eingestellt wird
„Ich freue mich auf Zusammenarbeit mit Becky Hammon“, ließ der für seinen
Sarkasmus gefürchtete Popovich völlig ironiefrei verlauten. Um daraufhin
noch den „Basketball-IQ, die Arbeitseinstellung und zwischenmenschlichen
Fähigkeiten“ seiner neuen Assistentin zu loben.
Die Verpflichtung von Hammon darf zwar als Ereignis gelten, ist aber nicht
unbedingt eine große Überraschung: Popovich hatte bereits im Mai gesagt,
dass er sich vorstellen könne, eine Frau einzustellen , wenn sie
qualifiziert sei.
Das ist Hammon zweifellos. Sie ist Profi seit 1999, hat in den USA, Spanien
und Russland gespielt. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking gewann
sie Bronze mit dem russischen Team, für das sie sich entschieden hatte, als
sie nicht zu den Sichtungen des US-Verbands eingeladen wurde.
In den vergangenen acht Jahren war Hammon in der WNBA, dem Ableger der NBA,
bei den San Antonio Stars aktiv. Die Aufbauspielerin war niemals sonderlich
schnell oder athletisch, hat sich aber überall mit Spielübersicht und
klugen Pässen durchgesetzt. Bei ihren Profi-Stationen wurde sie schnell für
ihre Trainer zum verlängerten Arm auf dem Feld.
Als ihr im vergangenen Sommer das Kreuzband riss, nutzte sie die
monatelange Rehabilitation, um bei den Spurs zu hospitieren. Dabei
hinterließ sie offenbar bleibenden Eindruck.
## Taktisch gewiefte Frauen
„Ich werde oft gefragt, wann die erste Frau in der NBA spielen wird“, sagte
Hammon, „aber das ist dumm. Das wird nie passieren, denn die Männer sind
einfach größer und stärker. Aber wenn es um Trainingsmethodik und Taktik
geht, gibt es keinen Grund, dass Frauen nicht mitmischen könnten und
sollten.“
San Antonio dürfte genau der richtige Ort sein, um diesen genderpolitischen
Fortschritt zu vollziehen. Zum einen besitzt die
1,5-Millionen-Einwohner-Stadt im Süden von Texas eine überschaubare
Medienlandschaft, zum anderen sitzt kein anderer Coach so fest im Sattel
wie Popovich, der die Spurs schon seit 1996 trainiert und die letzte seiner
fünf NBA-Meisterschaften erst im Juli gewinnen konnte. Der aktuelle
Titelträger gilt zudem als äußerst innovativ: Kaum ein anderes Team sucht
so intensiv und erfolgreich außerhalb der USA nach Talenten.
Die NBA sieht sich selbst gern als modernste und liberalste der großen
Profi-Ligen in den USA. Erst vergangene Woche hat die NBPA als erste
namhafte Spielergewerkschaft eine Frau als Geschäftsführerin eingestellt.
Das alles bedeutet jedoch nicht, dass es nicht weiterhin Sexismus in und um
die NBA herum gäbe. Hammon aber ist darauf vorbereitet: „Mir ist nichts im
Leben wirklich leicht zugefallen“, sagte sie, „ich habe immer gegen
Widerstände ankämpfen müssen.“
6 Aug 2014
## AUTOREN
Thomas Winkler
## TAGS
NBA
Basketball
Coach
San Antonio Spurs
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Tennis
Sexismus
Basketball
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Donald Sterling
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