# taz.de -- Ebola-Epidemie in Afrika: Zum Sterben eingemauert | |
> Von den Ebola-Medikamenten ist keines in großen Mengen verfügbar. Dennoch | |
> mehren sich die Bitten afrikanischer Länder um experimentelle Präparate | |
> wie „ZMapp“. | |
Bild: Schutzkleidung für medizinische Helfer in der Ebola-Region in Sierra Leo… | |
KANO/ADIS ABEBA dpa/afp | Auch Nigeria hat um die Lieferung des | |
experimentellen Ebola-Mittels „ZMapp“ gebeten. Die Regierung habe sich bei | |
der US-Gesundheitsbehörde CDC gemeldet, um das Medikament zu erhalten und | |
Patienten damit behandeln zu können, sagte Nigerias Informationsminister | |
Labaran Maku. Eine Antwort aus den USA stehe noch aus. | |
Liberia hatte am Montag die Zusage aus den USA erhalten, mit „ZMapp“ zwei | |
infizierte Ärzte behandeln zu können. Danach hatte der Hersteller Mapp | |
Biopharmaceutical allerdings mitgeteilt, seine Vorräte seien vorerst | |
erschöpft. Es werde Monate dauern, die Produktion hochzufahren, hatte der | |
US-Sender CNN kürzlich einen Unternehmenssprecher zitiert. Auch bei anderen | |
möglicherweise einsetzbaren Präparaten sind die verfügbaren Mengen bei | |
weitem nicht groß genug, um damit Hunderte Patienten behandeln zu können. | |
Vorbeugende Mittel wären hingegen zumindest begrenzt vorhanden: | |
Schätzungsweise 800 bis 1.000 Dosen Impfstoff könnten nach Westafrika | |
gebracht werden, sagte der stellvertretende Leiter der kanadischen | |
Gesundheitsbehörde, Gregory Taylor. Auch dieser Wirkstoff wurde noch nicht | |
in klinischen Studien am Menschen getestet. Die Weltgesundheitsorganisation | |
(WHO) hatte am Dienstag den Einsatz kaum erprobter Medikamente als ethisch | |
vertretbar eingestuft. | |
Aus Nigeria wurde unterdessen ein dritter Ebola-Toter gemeldet. Ein | |
36-jähriger Mitarbeiter sei in Lagos gestorben, teilte die westafrikanische | |
Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas mit. Er habe Kontakt zu dem infizierten | |
Berater der liberianischen Regierung gehabt, der im Juli nach Lagos | |
geflogen und am Flughafen zusammengebrochen war. Der Ecowas-Mitarbeiter | |
habe seither unter Quarantäne gestanden, hieß es weiter. Mehr als 100 | |
Menschen stehen in Nigeria derzeit unter Beobachtung. | |
## Eingemauert in Liberia, gefährdet in Kenia | |
Nach Informationen der Nachrichtenagentur afp droht im westafrikanischen | |
Liberia an Ebola Erkrankte eingemauert in Einzelfällen ein grausamer Tod. | |
Im Dorf Ballajah wurde Fatu Sherrif in ihrem Haus neben der Leiche ihrer | |
Mutter ohne Wasser und Nahrung eingemauert. Fast alle Dorfbewohner seien | |
aus Angst in die umliegenden Wälder geflohen. Dies habe der Dorfälteste | |
Momoh Wile erzählt. Behördenvertreter hätten den Dorfbewohnern geraten, | |
„sich der Frau und ihrer Tochter nicht zu nähern“. Beide wurden in ihrem | |
Haus eingesperrt, Fenster und Türen verbarrikadiert. | |
In Kenia besteht nach Auffassung der WHO ein erhöhtes Risiko für das | |
Übergreifen der Ebola-Epidemie aus Westafrika. Der Flughafen der Hauptstadt | |
Nairobi gilt als wichtiges Drehkreuz im afrikanischen Luftverkehr. Die | |
zuständige Landesdirektorin Custodia Mandlhate sagte am Mittwoch, es sei | |
sehr wichtig, dass das ostafrikanische Land seine Kontrollen weiter | |
verschärfe. | |
Nach Angaben des britischen Senders BBC landen wöchentlich 70 Flüge aus | |
Westafrika in Kenia, darunter auch aus den von Ebola betroffenen Ländern | |
Guinea, Sierra Leone, Liberia und Nigeria. Die Regierung schloss zunächst | |
aus, Flüge wegen der Epidemie zu streichen. In Ostafrika wurden bisher | |
Verdachtsfälle in Uganda und Ruanda bekannt. Die Ebola-Tests fielen aber | |
jeweils negativ aus. | |
## Deutsche Staatsbürger sollen ausreisen | |
Verschärfte Vorsorgemaßnahmen wurden aus Ghana gemeldet. Bildungsministerin | |
Jane Naana Opoku Agyemang wies die Hochschulen des Landes an, das kommende | |
Semester zwei Wochen später beginnen zu lassen. Zudem soll eine | |
Einsatztruppe an den Grenzen mit Temperaturmessungen verhindern, dass mit | |
Ebola infizierte Studenten zum Semesterstart einreisen. Dies sei eine | |
Maßnahme von vielen, mit denen eine Ausweitung der Ebola-Epidemie in | |
Westafrika auf Ghana verhindert werden soll. Demnach soll es zudem vorerst | |
keine internationale Konferenzen und öffentliche Großveranstaltungen geben. | |
Das Auswärtige Amt hat indes alle deutschen Staatsbürger zur Ausreise aus | |
den westafrikanischen Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia | |
aufgefordert. Das gelte ausdrücklich nicht für medizinisches Personal, das | |
dringend zur Bekämpfung des Virus' benötigt werde, sagte ein Sprecher am | |
Mittwoch in Berlin. Auch die deutschen Vertretungen blieben geöffnet. | |
Diesen Schritt beschloss der Krisenstab der Bundesregierung wegen der | |
weiterhin kritischen Lage. Der Stab hatte am Vormittag im Auswärtigen Amt | |
getagt. | |
Bis zum 9. August hatten die Behörden der betroffenen Länder der WHO 1.800 | |
bestätigte und Ebola-Verdachtfälle gemeldet, mehr als 1.000 Tote waren | |
registriert. | |
13 Aug 2014 | |
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