| # taz.de -- Aufbruchstimmung beim VfL Bochum: Harley-Peter will das Feuer schü… | |
| > Nach gutem Saisonstart hofft der VfL Bochum auf einen Pokal-Sieg gegen | |
| > den VfB Stuttgart. Trainer Neururer: „Dafür müssen wir alle brennen.“ | |
| Bild: 2004 verspielt Hertha BSC im Olympiastadion eine 2:0-Führung gegen Bochu… | |
| Wenn Peter Neururer auf dem Handy angerufen wird, erklingt „Born to be | |
| wild“, die ewige Hymne aller Rocker. So ist er eben, der Trainer des VfL | |
| Bochum. Immer noch ein wenig anders, schriller, bekloppter als die meisten | |
| Vertreter einer Zunft, in der unentwegt geheuert und gefeuert wird. Da muss | |
| man wohl eine kleine Macke haben, um all die Turbulenzen unbeschadet zu | |
| überstehen. | |
| Wenn einer das beurteilen kann, dann Peter Neururer. Der Mann wird nächstes | |
| Jahr 60, vor zwei Jahren erlitt er einen lebensgefährlichen Herzinfarkt, | |
| doch wirklich ruhig geworden ist er deshalb nicht. Klar, er hat das Rauchen | |
| aufgegeben, „und ich äußere mich nicht mehr ungefragt zu allen Themen“. | |
| Doch ein Zampano ist er geblieben. | |
| Bei seiner Odyssee durch den deutschen Profifußball ist Neururer | |
| mittlerweile bei seiner 14. Station gelandet. Es ist der VfL Bochum und | |
| damit mal wieder der Verein, zu dem dieser Trainer offenbar am besten | |
| passt. Bei seinem ersten Engagement stieg er mit dem VfL auf und führte ihn | |
| in den Uefa-Pokal. Auch nun, beim zweiten Anlauf, schaut die Momentaufnahme | |
| glänzend aus: Neururer schaffte mit dem Revierklub den Klassenerhalt, nach | |
| zwei Spieltagen der neuen Saison steht der Klub in der zweiten Liga dank | |
| des besseren Torverhältnisses an der Tabellenspitze. | |
| Das ist für einen Verein, der traditionell damit leben muss, sich im | |
| Schatten der beiden Revier-Giganten aus Dortmund und Gelsenkirchen über | |
| Wasser zu halten, mehr als respektabel. Die einstmals „Unabsteigbaren“ | |
| haben sich längst damit arrangiert, eine Klasse tiefer zurechtzukommen. Im | |
| fünften Jahr in Folge tritt Bochum nun in Liga zwei an, trotz des | |
| hoffnungsvollen Saisonstarts und des fulminanten 5:1 in Aue wissen sie in | |
| Bochum genau, wie steinig der Weg nach oben ist. | |
| Nach dem Kantersieg im Erzgebirge war Neururer mit der Leistung seiner | |
| Mannschaft jedoch nur bedingt zufrieden und gab den Mahner: „Das | |
| Torschussverhältnis von sechs zu sechs sagt eigentlich alles.“ Seine neu | |
| formierte Hintermannschaft habe viel zu viele Standards zugelassen, | |
| monierte er. | |
| ## Starke Offensive | |
| Dennoch lässt sich konstatieren, dass Neururer und Manager Christian | |
| Hochstätter bei der Kaderplanung offenbar ein gutes Händchen hatten: Acht | |
| neue Spieler kamen in Aue zum Einsatz, wobei vor allem die Offensive | |
| mächtig Eindruck hinterließ: Rückkehrer Stanislav Sestak gelangen ebenso | |
| wie dem von Union Berlin gekommenen Simon Terodde zwei Treffer. Unterstützt | |
| wird das Sturmduo vom Österreicher Michael Gregoritsch und vom Japaner | |
| Yusuke Tasaka, die über die Flügel für mächtig Wirbel sorgen. | |
| Der Tabellenführer mit den Fans im Rücken gegen einen Erstligisten ohne | |
| Spielpraxis – da sollte die Favoritenrolle für das Pokalspiel gegen den VfB | |
| Stuttgart (Sonnabend, 15.30 Uhr) doch diskutabel sein. „Um Gottes willen“, | |
| sagt Neururer beschwörend, „wir wissen doch genau, wo wir herkommen“. So | |
| viel dann aber doch: „Dass wir schon Wettkämpfe in den Beinen haben, ist | |
| ein kleiner Vorteil. Aber der VfB ist rein personell um ein Vielfaches | |
| besser aufgestellt.“ | |
| Immerhin glauben sie in Bochum an eine kleine Chance. Und daran, aus dem in | |
| den ersten beiden Ligaspielen entfachten Rückenwind eine steife Brise | |
| entstehen zu lassen, die den Verein durch die Saison trägt. „Wir haben die | |
| Fans zu 100 Prozent hinter uns gebracht und werden gegen Stuttgart ein | |
| ziemlich volles Haus haben“, betont Neururer. Im Gegensatz zu den meisten | |
| Kollegen, die nach Siegen Ruhe, Demut und Bodenhaftung predigen, spricht | |
| Bochums Trainer davon, eine „mögliche Euphoriewelle in keinem Fall | |
| eindämmen“ zu wollen. | |
| In Bochum kämpfen sie darum, nach einer elend langen Phase voller | |
| Rückschläge Aufbruchstimmung zu verbreiten. Einer wie Neururer in | |
| vorderster Front ist da mit Sicherheit keine Fehlbesetzung: „Die Jahre der | |
| Leiden müssen ein Ende haben“, propagiert er: „Dafür müssen wir alle | |
| brennen. Ein Sieg gegen Stuttgart würde wahnsinnig helfen. Von mir aus | |
| können wir das Feuer hier in Bochum weiter schüren.“ Von wegen | |
| zurückhaltend und gesetzt. Das Motto heißt immer noch: Born to be wild. | |
| „Ich bin nun mal begeisterter Harley-Fahrer“, sagt Peter Neururer. „Richt… | |
| ruhig bin ich wohl erst, wenn es mich nicht mehr gibt.“ | |
| 16 Aug 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Felix Meininghaus | |
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