# taz.de -- Schottland vor der Unabhängigkeit?: Salmonds Leute | |
> Der schottische Regierungschef Alex Salmond hat ein breites Bündnis für | |
> die Unabhängigkeit gebildet. Wären da nicht die Umfragen. | |
Bild: Alex Salmond feiert die bestehende EU-Mitgliedschaft Schottlands im Kreis… | |
MORAY/ABERDEENSHIRE taz | Für Lorna Campbell könnte ein jahrzehntealter | |
Traum in Erfüllung gehen. Die 60-Jährige wirkt wie eine freundliche | |
Großmutter, und das ist sie im Privatleben auch. Zurzeit hat sie aber kein | |
Privatleben. Sie kämpft für das „Yes“. | |
Sie sitzt in ihrem Büro in der Einkaufsstraße von Keith, einer schottischen | |
Kleinstadt in Moray nordwestlich von Aberdeen. „Niemand behauptet, dass | |
Milch und Honig fließen werden. Es gibt in unserem Land gesundheitliche | |
Probleme, Armut, Arbeitslosigkeit“, sagt sie. | |
Aber sie ist überzeugt: Das ändert sich nur, wenn die Schotten beim | |
Referendum am nächsten Donnerstag „Ja“ zur Unabhängigkeit sagen. Dann | |
können sie ihre Steuerfragen selbst regeln. Bis dahin muss Campbells | |
Familie zurückstehen. | |
Hin und wieder betreten Passanten ihr Büro, das sie in einem winzigen Laden | |
zwischen Krimskramsgeschäften bezogen hat. Die Fassade ist blau | |
angestrichen und sticht aus dem einheitlich grauen Granit der Straße hervor | |
wie in vielen kleineren Städten, in denen die Scottish National Party (SNP) | |
Infoläden für ihre Kampagne angemietet hat. Wenn die Neugierigen zum | |
Schluss auch noch einen Autoaufkleber mit dem Wort „Yes“ mitnehmen, ist | |
Campbell sicher, dass sie wieder Stimmen für ihre Sache gewonnen hat. | |
## Als sei die Sache schon gelaufen | |
Doch Informationen brauchen nur noch wenige im Norden der britischen Insel. | |
Seit Monaten vibriert das kleine Land, es wird gestritten und debattiert. | |
Das „Yes“ auf hellblauem Grund steht auf Törtchen in Bäckereien, strahlt | |
von Schildern am Rande der Schafweiden oder hängt in den Wanten der | |
Fischerboote. | |
Es scheint, als sei die Sache schon gelaufen, wären da nicht die Umfragen, | |
die für den 18. September eine knappe Entscheidung vorhersagen. | |
Mit 13 Jahren ist Lorna Campbell in die SNP eingetreten, 1967 war das, | |
damals taten das nur Idealisten. „Die Partei war damals nicht sonderlich | |
populär“, sagt sie und lacht, „sie wurde bestenfalls ignoriert.“ Das hat | |
sich geändert. Bei der Wahl 2011 gewann sie die absolute Mehrheit im | |
schottischen Parlament und regiert mit Ministerpräsident Alex Salmond an | |
der Spitze. | |
„Ich fand es schon als 13-Jährige ungerecht, dass wir von London regiert | |
wurden, obwohl wir eine eigenständige Kultur, Wirtschaft und sogar Sprache | |
haben“, sagt Campbell. Heute kämpft sie für ihre Kinder und Enkelkinder: | |
„Schottland kann nur aufblühen, wenn wir unser Geschick in die eigenen | |
Hände nehmen.“ | |
## Schwieriges Bündnis | |
Der Traum von der Unabhängigkeit. Seit über 300 Jahren ist Schottland Teil | |
der Union mit England. Doch das Bündnis war immer schwierig. Schon bei der | |
Vereinigung 1707 flossen englische Bestechungsgelder. Das schottische | |
Königshaus hatte sich mit dem Abenteuer, in Panama eine eigene Kolonie zu | |
gründen, total übernommen. | |
Es gab zwar noch Aufstände, doch schließlich arrangierte sich das Land mit | |
der Situation – bis zum Ersten Weltkrieg. Die Schotten fühlten sich auf den | |
europäischen Schlachtfeldern verheizt: 12 Prozent der britischen Soldaten | |
waren gefallen – die Sterblichkeitsrate unter den Schotten lag allerdings | |
bei 26 Prozent. | |
Auch von der Teilunabhängigkeit, die London vor dem Krieg versprochen | |
hatte, war auf einmal keine Rede mehr. Keine der Parteien in Westminster | |
hatte ein Interesse daran, am Status des Vereinigten Königreichs zu | |
rütteln. Als die Londoner Regierung 1920 während eines Streiks gegen die | |
Abschaffung von Mietpreisbindung und Mindestlöhnen 12.000 Soldaten mit | |
Panzern und Maschinengewehren entsandte, fühlten sich viele Schotten unter | |
ausländischer Besetzung. | |
Nationalistische Strömungen bekamen Auftrieb, zumal auch Schiffbau, Stahl- | |
und Textilindustrie kollabiert waren und die Arbeitslosigkeit höher lag als | |
in England. Glasgow, einst eine Zierde der viktorianischen Ära, wurde zum | |
Symbol des Verfalls. | |
## Schottlands Öl | |
1934 wurde die SNP gegründet. Sie entstand aus einer Fusion der linken | |
National Party of Scotland mit der konservativen Scottish Party. Heraus kam | |
eine eher rechte Partei, heute ist die SNP sozialdemokratisch und | |
proeuropäisch. Ihr erstes Unterhausmandat gewann sie 1967, in dem Jahr, als | |
Lorna Campbell beitrat. | |
Der Durchbruch kam bei den Wahlen 1974. Die Partei gewann 30 Prozent der | |
Stimmen, denn in der Nordsee hatte man Erdöl entdeckt, und die SNP bestritt | |
den Wahlkampf mit dem Slogan: „Es ist Schottlands Öl.“ Das Öl – so | |
schottisch wie bis dahin nur der Whisky. | |
Auf den Feldern um Keith wächst wie in ganz Moray die Gerste, die in den | |
zahlreichen Brennereien zu Whisky veredelt wird. Auch in der | |
Coleburn-Brennerei soll das bald wieder geschehen. 30 Minuten dauert die | |
Autofahrt von Keith hierher. An der Straße weist ein kleines Schild auf die | |
Destille hin. Ein abschüssiger Weg führt zu einem imposanten Gebäude mit | |
einer Pagode über einem Ofen, in dem die Gerste zu Malz getrocknet wird. | |
„Diese Pagoden sind typisch für schottische Brennereien“, sagt Mark | |
Winchester. Seit die Firma Diageo, Getränkemulti und Guinness-Besitzer, sie | |
1985 geschlossen hat, ist hier kein Tropfen Alkohol mehr aus der Brennblase | |
geflossen. Winchester und sein Bruder Dale haben große Pläne. Vor neun | |
Jahren haben sie die Brennerei gekauft. Sie wollen ein neues Gebäude für | |
Veranstaltungen bauen, ins alte Hauptgebäude soll ein Hotel einziehen. | |
## 40 Flaschen Whisky pro Sekunde | |
„Ich habe das Gefühl, das Referendum wird mit Ja ausgehen“, sagt | |
Winchester. Der 48-Jährige wird wohl dafür stimmen, aber ganz sicher ist er | |
nicht. „Es wäre wahrscheinlich gut fürs Land“, vermutet er. Für die | |
Whiskyindustrie werde sich nichts ändern. | |
Schottlands Brennereien verkaufen 40 Flaschen Whisky pro Sekunde in alle | |
Welt. Der Export ist, ebenso wie die Tourismusindustrie, mehr als vier | |
Milliarden Pfund wert – bei steigender Tendenz. Im Vergleich dazu liegen | |
die Steuereinnahmen aus dem Ölgeschäft bei rund sieben Milliarden Pfund, | |
doch die gehen bisher nach London. | |
Das Bruttoinlandsprodukt betrug voriges Jahr rund 150 Milliarden Pfund. | |
Rechnet man das Erdöl mit ein, hätte Schottland das sechsthöchste | |
Bruttoinlandsprodukt weltweit, behauptet die SNP. Der Reichtum ist freilich | |
nicht gleichmäßig verteilt. In den Lowlands liegt das reiche, in den | |
Highlands das arme Schottland. | |
Und auch zwischen der vornehmen Hauptstadt Edinburgh und dem eher | |
schmuddeligen Glasgow herrscht ein Gefälle. Mehr als 50 Prozent des | |
schottischen Grund und Bodens gehören knapp 500 Familien. So ungleich ist | |
die Verteilung in keinem anderen westlichen Land. Die SNP plant nach der | |
Unabhängigkeit eine Landreform. | |
## Die Engländer reagieren panisch | |
Der Unternehmer vertraut Salmond. Dem Regierungschef in Edinburgh ist es | |
gelungen, nicht nur Linke, Grüne und Nationalisten hinter sich zu scharen, | |
sondern auch weite Teile der Mittelschicht. Winchester war beeindruckt von | |
dessen Auftritt in den Fernsehdebatten gegen den früheren britischen | |
Labour-Schatzkanzler Alistair Darling. Der ist selbst Schotte, gilt aber | |
als dröge. | |
Darling führt „Better Together“ an, die gemeinsame Kampagne von Labour, | |
Tories und Liberalen, mit der man die Schotten von den Vorzügen der Union | |
überzeugen will. Die drei Parteien hatten die Gefahr einer schottischen | |
Abspaltung bis vor einem Monat nicht sonderlich ernst genommen, zu groß war | |
der Vorsprung der Nein-Seite. | |
Das hat sich dramatisch geändert. Laut einer Umfrage des seriösen Instituts | |
YouGov vom vorigen Sonntag lagen Salmonds Leute, die Befürworter der | |
Unabhängigkeit, erstmals mit 51 Prozent vorne. Eine zweite Umfrage ein paar | |
Tage später bestätigte: Es wird spannend. | |
Labour, Tories und Liberale reagierten panisch. Man sagte geschwind die | |
übliche parlamentarische Fragestunde am Mittwoch ab, alle drei Parteichefs | |
machten sich auf in das Land im Norden, das ihnen mit seinen Männern in | |
Röcken, die bisweilen Baumstämme schleudern und Unmengen Whisky trinken, im | |
Vergleich zur Londoner City vermutlich fremd vorkommt. | |
## Schottische Versuchskaninchen | |
Schon die frühere Premierministerin Margaret Thatcher hatte in den Schotten | |
Versuchskaninchen gesehen, an denen sie ihre umstrittene Kopfsteuer | |
ausprobieren konnte. Es war der Wendepunkt für die Unabhängigkeitsbewegung | |
– und für die schottischen Tories. Sie sind seitdem eine Kleinstpartei und | |
stellen nur einen von 59 schottischen Abgeordneten. Salmond bezeichnete die | |
gemeinsame Reise der Parteichefs als „größte Torheit der Nein-Kampagne“. | |
Alex Salmond ist die SNP. Er ist klug, schlitzohrig, ein großartiger Redner | |
und strategisch brillant, sagen selbst seine Gegner. Er wurde an der | |
Eliteuniversität St. Andrews ausgebildet, arbeitete danach für eine Bank | |
als Experte in Ölgeschäften und gewann 1987 das Direktmandat in seinem | |
Wahlkreis. Drei Jahre später wurde er Parteichef. Nach internen | |
Führungskämpfen trat er 2000 zurück und schwor, das Amt nie mehr zu | |
übernehmen. | |
Doch schon vier Jahre später holte man ihn zurück, weil sein Nachfolger | |
John Swinney selbst im besten Wollkilt wie ein blasser Bürokrat wirkt. | |
Salmond wurde mit mehr als 75 Prozent der Stimmen erneut zum Parteichef | |
gewählt und 2007, als die SNP stärkste Kraft im Parlament wurde, Erster | |
Minister, wie der Titel offiziell lautet. | |
Mit verschiedenen populistischen Maßnahmen sorgte er dafür, dass die SNP | |
bei den Wählern ankam. Er schaffte die Mautgebühr für zwei stark befahrene | |
Brücken und die Rezeptgebühr für chronisch Kranke ab. Er strich die | |
Studiengebühren für schottische Studenten, während Engländer weiterhin für | |
die Universität zahlen müssen. | |
## Egalitärer Wohlfahrtsstaat | |
Vier Jahre später reichte es sogar zur absoluten Mehrheit. Das war Salmonds | |
Chance, das Referendum für die Unabhängigkeit anzuberaumen – mit | |
Unterstützung von Premierminister David Cameron, der es ablehnte, die | |
Schotten über eine volle Selbstverwaltung im Rahmen der Union abstimmen zu | |
lassen. | |
Salmond verspricht dem Land seither ein gesellschaftliches Gegenmodell zum | |
marktradikalen Westminsterkapitalismus à la Thatcher, einen egalitären | |
Wohlfahrtsstaat, und macht Front gegen die Sparpolitik der | |
konservativ-liberalen Koalition in London, vor allem im öffentlichen | |
Dienst. Bei den Schotten, die viel Wert auf Gemeinsinn legen und sich | |
deswegen manchmal sogar „britischer“ als die Briten vorkommen, stößt das | |
auf offene Ohren. | |
Natürlich will der First Minister Elisabeth II. als Königin behalten. Und | |
auch während der vergangenen Wochen hat er in den Debatten die richtigen | |
Themen besetzt: Kinderarmut, Arbeitslosigkeit, die britischen Atom-U-Boote | |
in Faslane und vor allem der Nationale Gesundheitsdienst NHS, der in | |
England privatisiert werden soll. Der NHS ist für die Briten eine Art | |
Religion. | |
Wer Neinsager sucht, findet sie zum Beispiel in Strichen. Ausgerechnet das | |
Dorf, in dem Alex Salmond lebt, will britisch bleiben. Der Ort liegt rund | |
60 Kilometer nördlich von Aberdeen, der Ölhauptstadt Großbritanniens. Das | |
ist zu weit, um davon zu profitieren, außer dem Café am See, ein paar | |
Geschäften und einem Hotel gibt es hier nicht viel. | |
## Sicherheit der Renten | |
„Früher war Salmond in Strichen sehr beliebt“, sagt Tracey MacLeod und | |
zeigt zur alten Mühle am Ortsrand. Sie ist aufwendig restauriert und von | |
einem großen, gepflegten Garten umgeben, durch den ein kleiner Bach fließt. | |
Auf dem Anwesen lebt Salmond mit seiner Frau Moira. Sie haben 1981 | |
geheiratet, Salmond war damals 26, seine Frau 43 Jahre alt. | |
Viele in Strichen seien mit seiner Politik allerdings nicht mehr | |
einverstanden, sagt MacLeod, die hinter der Theke des Mormond Inn arbeitet: | |
„Er ist arrogant, und er glaubt, dass er auf alles eine Antworten hat.“ Die | |
schlanke junge Frau, die ihre dunklen Haare zum Zopf gebunden hat, glaubt | |
Salmonds Versprechungen nicht mehr. | |
Sie wird gegen die Unabhängigkeit stimmen. „Ich tue das für meine Kinder“, | |
sagt die 24-Jährige ganz ähnlich wie Lorna Campbell auf der Ja-Seite, auch | |
wenn sie auf absehbare Zeit noch keine geplant hat. „Schottland könnte sich | |
das kostenlose Bildungssystem ohne die Zuschüsse aus London gar nicht | |
leisten“, sagt sie. Und es gebe andere unbeantwortete Fragen: „Was ist mit | |
der Sicherheit der Renten?“, fragt sie und zeigt auf die Schlagzeile der | |
Sunday Post: „72 Prozent der Rentner fürchten um ihre Altersversorgung.“ | |
Bill Callaghan macht sich keine Sorgen um seine Rente. Er bekommt sie aus | |
London. „Ich war früher bei der britischen Marine“, sagt er. Er ist | |
Stammgast im Mormond Inn und trinkt mittags sein großes Lager auf der | |
Veranda, denn der Spätsommer hat den Schotten noch ein paar sonnige Tage | |
beschert. Callaghan, ein grauhaariger Mann mit Bierbauch, ist 74. | |
## Mel Gibson ist schuld | |
Eigentlich ist er ein „Geordie“, wie die Menschen aus dem Nordosten | |
Englands genannt werden. Vor zwei Jahren ist er nach Strichen gezogen und | |
hat deshalb Stimmrecht. Er wird mit Nein stimmen. „Ein unabhängiges | |
Schottland würde nur Probleme verursachen“, glaubt er. „Schau dir die Welt | |
doch an. Überall zerfallen Staaten, und meistens geht das nicht gut.“ | |
Das Referendum gebe böses Blut, befürchtet er. „Je knapper das Ergebnis, | |
desto mehr Zwist wird es geben; egal, wer gewinnt“, sagt er. „Der Riss wird | |
durch Gemeinden und durch Familien gehen, und wenn etwas schiefgeht, wird | |
es Vorwürfe hageln.“ Er gibt Mel Gibson die Schuld an allem: „Mit Gibson | |
als Braveheart und seinem Gedöns von Freiheit hat alles angefangen.“ Das | |
habe der SNP Auftrieb gegeben. | |
In Aberdeen lohnt es sich für Unabhängigkeitskämpfer noch, auf die Straße | |
zu gehen. Das Rennen in Schottlands Ölmetropole ist offen. „Keiner von uns | |
ist in der SNP“, sagt Hugh Wallace, der an einem Stand in der Union Street, | |
Aberdeens Hauptstraße, steht und Flyer verteilt. „Die beiden da drüben sind | |
in der Labour Party“, sagt er und zeigt auf ein älteres Paar, die eben | |
Passanten ansprechen. „Und Joe, der Mann mit der Mütze, ist sogar Tory.“ | |
Die Ja-Kampagne sei weit größer als die SNP, sagt der junge Mann mit den | |
rotblonden Locken und verweist auf die „Afrikaner für ein unabhängiges | |
Schottland“. | |
## Welche Währung? | |
Rund 30.000 Afrikaner und 7.000 Menschen aus der Karibik leben in | |
Schottland. Das sind 0,7 Prozent der Bevölkerung. Zieht man diejenigen mit | |
Flüchtlingsstatus ab, bleiben immerhin 30.000 Wahlberechtigte aus den | |
Ländern des Commonwealth. Die meisten werden für die Unabhängigkeit | |
stimmen, schon aus Eigeninteresse, denn die Regierung in London verfolgt | |
eine immer schärfere Einwanderungspolitik. Salmond hingegen hat | |
versprochen, Schottland für Immigranten zu öffnen. | |
Das werde zu Problemen führen, prophezeien die Gegner der Unabhängigkeit. | |
England würde dann womöglich Grenzkontrollen zwischen beiden Ländern | |
einführen. Sollte das Werben der Londoner Politiker zu spät kommen und | |
sollten die gut vier Millionen Wahlberechtigten am Donnerstag mehrheitlich | |
für die Unabhängigkeit stimmen, beginnen die Verhandlungen über die | |
Scheidungsmodalitäten. | |
Es gäbe einiges zu klären. Schottland müsste eine eigene Armee, Marine und | |
Luftwaffe aufstellen, vielleicht auch Geheimdienste. Was ist mit der | |
EU-Mitgliedschaft? Und wo soll das Geld dafür herkommen? Und in welcher | |
Währung? | |
## Salmond Achillesferse | |
Die Frage war Salmonds Achillesferse während der ersten TV-Begegnung mit | |
Darling Anfang August. Er will das Pfund Sterling beibehalten, doch die | |
britische Regierung hält eine Währungsunion nicht für praktikabel. Einen | |
Plan B kann Salmond bis heute nicht vorweisen. Notfalls will er das Pfund | |
auch gegen den Willen der Bank of England behalten. Das beunruhigt viele | |
Wähler, die um ihre Ersparnisse fürchten. | |
In ihrem Büro in Keith glaubt Lorna Campbell fest daran, dass all diese | |
Probleme bewältigt werden können. Doch selbst wenn das Referendum abgelehnt | |
würde, wäre das lediglich ein Aufschub, meint sie: „Es wird nie mehr so | |
sein wie vorher. Auch England wird aufwachen und über sich selbst | |
nachdenken.“ | |
Früher habe es das Britische Weltreich gegeben, sagt sie, und das habe | |
seine Kolonien nie leichten Herzens ziehen lassen: „Aber die Union geht | |
ihrem natürlichen Ende entgegen.“ | |
16 Sep 2014 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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