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# taz.de -- Waffenstillstand im Gazastreifen: Rätseln um Mörserbeschuss
> Israelis und Palästinenser haben sich auf einen provisorischen
> Wiederaufbauplan für den Gazastreifen geeinigt. In Israel schlug indes
> eine Granate ein.
Bild: Erster Schultag in Gaza-Stadt.
JERUSALEM/GAZA afp/rtr | Erstmals seit Inkrafttreten des Waffenstillstands
im Gazastreifen vor drei Wochen ist aus dem Gebiet nach Angaben Israels
wieder eine Mörsergranate abgeschossen worden. Die im Gazastreifen
herrschende Hamas äußerte jedoch Zweifel an der Darstellung der
israelischen Armee, derzufolge die Granate am Dienstag in der Nachbarregion
Eschkol einschlug. Unterdessen einigten sich beide Konfliktparteien auf
einen provisorischen Wiederaufbauplan für den stark zerstörten
Gazastreifen.
Nach Angaben des israelischen Militärsprechers Peter Lerner kamen bei dem
Vorfall in Eschkol weder Menschen noch Gebäude zu Schaden. Der Vorsitzende
des Gemeinderats von Eschkol, Haim Jelin, sagte der Zeitung Haaretz, bei
dem Geschoss könne es sich auch um einen Irrläufer handeln, der bei Übungen
militanter Palästinensern abgefeuert wurde.
Der Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri stellte in Frage, ob es überhaupt einen
Angriff gab: Es gebe „keinerlei Beweise für Mörserbeschuss aus dem
Gazastreifen“, sagte er der Nachrichtenagentur afp. Vielmehr seien sowohl
die Hamas als auch andere Palästinensergruppen daran interessiert, dass die
Waffenruhe halte.
Allerdings ist es bereits mehrfach vorgekommen, dass sich kleinere, mit
Al-Qaida in Verbindung stehende Palästinenser-Gruppen aus dem Gazastreifen
nicht an die Vorgaben der Hamas gehalten haben. Der unbefristete
Waffenstillstand war am 26. August nach siebenwöchigen Gefechten in Kraft
getreten, in deren Zuge mindestens 2.143 Palästinenser getötet wurden.
Auf israelischer Seite kamen 67 Soldaten und sechs Zivilisten ums Leben.
Anfang Juli hatte Israel eine großangelegte Militäroffensive gestartet, um
den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen dauerhaft zu unterbinden. Bei dem
Einsatz wurden zahlreiche Munitionslager, Abschussrampen und Stellungen der
Hamas sowie der Organisation Islamischer Dschihad zerstört. Nach
wochenlangen Verhandlungen kam unter ägyptischer Vermittlung schließlich
eine unbefristete Waffenruhe zustande.
## Provisorischer Wiederaufbauplan
Am Dienstag einigten sich Israelis und Palästinenser auf einen
provisorischen Wiederaufbauplan für den Gazastreifen: Unter Vermittlung der
UNO wurde vereinbart, die Einfuhr von Baumaterialien in das abgeschottete
Küstengebiet für zivile Konstruktionszwecke zu ermöglichen. Laut
israelischen Regierungsangaben und dem UN-Sondergesandten für den
Friedensprozess im Nahen Osten, Robert Serry, sollen die Vereinten Nationen
sicherstellen, dass die Lieferungen nicht der Hamas zugute kommen.
„Dieser Mechanismus wird den Wiederaufbau im Gazastreifen erleichtern und
gleichzeitig die Sicherheitsinteressen des Staates Israel schützen“,
erklärte das israelische Verteidigungsministerium. Serry forderte vor dem
UN-Sicherheitsrat, das Abkommen nun „ohne Verzögerung“ umzusetzen. Es sei
„ein Hoffnungsschimmer für die Menschen im Gazastreifen“ und „ein wichti…
Schritt auf dem Weg zum Ziel, alle Restriktionen aufzuheben“.
Ein- und Ausfuhren sowie Passierscheine für die Bewohner des Gazastreifens
sind seit acht Jahren massiven Beschränkungen unterworfen. In Kairo findet
am 12. Oktober eine internationale Geberkonferenz für die
Palästinensergebiete statt. Die Weltbank und der Internationale
Währungsfonds warnten am Dienstag, dass sich die dramatische Lage im
Gazastreifen ohne entschlossenes Handeln beider Konfliktparteien und der
internationalen Gemeinschaft weiter verschärfen dürfte. Ohne eine Lockerung
der Wirtschaftsblockade sei zu befürchten, dass die Gewalt erneut
aufflamme.
17 Sep 2014
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