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# taz.de -- Neuer HSV-Trainer weckt Teamgeist: Juwelen-Joe und der Kabinen-Coup
> Der schiffbrüchige Hamburger Sportverein schafft unter Leitung seines
> neuen Trainers Josef Zinnbauer ein 0:0 gegen Bayern München. Entschieden
> wurde die Partie in den Katakomben.
Bild: Gelungene Kommunikation: Der neue HSV-Trainer Josef Zinnbauer (rechts) un…
HAMBURG taz | Die Kabinenansprache ist ein mythisches Ereignis. Kaum ein
Journalist durfte je dabei sein, wenn ein Trainer hinter den Kulissen
versucht, seine Spieler zu motivieren. Dabei kann die Kabinenansprache eine
Mannschaft umkrempeln, ein Spiel entscheiden, die Welt bedeuten. Aber wenn
die Journalisten nach dem Spiel wissen wollen, was gesagt wurde in der
Kabine, dann heißt es immer: „Betriebsgeheimnis.“
So hält es auch der neue HSV-Trainer Josef „Joe“ Zinnbauer, der vergangene
Woche den erfolglosen Mirko Slomka beerbt hatte. „Gänsehautstimmung“ habe
es in der Kabine gegeben, erzählte HSV-Spieler Tolgay Arslan, „die
Motivation, die er uns mitgab, war der ausschlaggebende Punkt“. Aber was
genau gesagt wurde, ist nach dem 0:0 gegen Bayern München weder von den
Spielern noch vom Trainer zu erfahren. Zinnbauer hat zwar noch nie in der
Bundesliga gearbeitet, aber wie man sich da interessant macht, das weiß er
schon.
Klar ist auch: Der 44-Jährige hat es geschafft, der zuletzt leblosen Truppe
Einsatzbereitschaft und Teamgeist einzuhauchen. Die HSV-Profis rannten
wieder, sie gingen wieder in die Zweikämpfe, standen in der Abwehr und im
Mittelfeld kompakt und gaben sich im Angriff so viel Mühe, dass immerhin
zwei bis drei Chancen entstanden.
Die Bayern dagegen gingen die erste Halbzeit mit mittelmäßigem Engagement
an und kriegten in der zweiten trotz deutlicher Überlegenheit und einiger
guter Chancen den Ball nicht ins Tor. Der HSV hielt dicht, weil er zusammen
hielt und das zuletzt arg frustrierte Heimpublikum endlich mal wieder Grund
hatte, sich hinter die Mannschaft zu stellen.
Bestätigt hat Zinnbauer die Einschätzung, eine seiner Stärken liege darin,
Spieler zu motivieren. Bestätigt hat er auch seine Ankündigung, zur Not
auch Spieler aus der U23 aufs Feld zu schicken: In der 87. Minute kam der
19-Jährige Matti Steinmann zu seinem Bundesliga-Debut. Vor allem aber hat
er jenen Nimbus bestätigt, den ihm der HSV und die Hamburger Medien
angeheftet haben: Alles, was Josef Zinnbauer anfasst, wird zu Gold. Was
soll es da ausmachen, dass er sich noch nicht so ganz mit der Bundesliga
auskennt?
## Erfolgsmensch aus der Oberpfalz
Die Schlüsselqualifikation zum Erfolgsmenschen hat sich Zinnbauer bereits
mit 24 erworben: Damals spielte der gelernte Zerspanungsmechaniker in der
Zweiten Liga bei Mainz 05, gründete aber nebenher ein
Finanzberatungsunternehmen, das dreistellige D-Mark-Millionenbeträge
umsetzte. Zum HSV kam der gebürtige Oberpfälzer und Selfmade-Millionär erst
dieses Jahr, und zwar als Trainer der U23. Seine Bilanz in der
Regionalliga-Nord: acht Siege in Serie. Die Hamburger Medien nennen
Zinnbauer den „Juwelen-Joe“ ob seiner Fähigkeit, talentierte Spieler zu
veredeln. Im Umlauf sind auch „Magic Joe“ – oder „Ferrari-Joe“ wegen …
Faibles für schnelle Autos.
Zum Trainer der Profis wurde Zinnbauer nur „vorerst“ berufen: Eigentlich
wollen die HSV-Bosse Thomas Tuchel, bekamen vergangene Woche aber eine
Absage. Wenn sich Zinnbauer bewährt, hat er durchaus eine Chance auf
Weiterbeschäftigung beim finanziell angeschlagenen Verein – das ließ
HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer bereits durchblicken.
Zinnbauer verdient laut Abendblatt beim HSV 120.000 Euro pro Jahr, bei
Bayern-Trainer Pep Guardiola sind es 12 Millionen. Ähnlich drastisch ist
das Missverhältnis bei Kosten und Qualität des Kaders: Auf der Bayern-Bank
saßen am Samstag Robben, Alonso, Lewandowski und Götze. Robben musste
verletzungsbedingt pausieren, die anderen sollten geschont werden wegen der
anstehenden englischen Wochen.
## Schlechte Laune
Guardiola brachte Alonso, Lewandowski und Götze erst in der zweiten
Halbzeit, als partout kein Tor fallen wollte. Dass auch das nichts half,
versaute ihm sichtbar die Laune. Es habe am Champions-League-Spiel
vergangene Woche gelegen, dass der FC Bayern in Hamburg nicht gewinnen
konnte, sagte Guardiola.
Das erstaunte dann doch: Der Kader des FC Bayern scheint für Außenstehende
breit genug aufgestellt, um auch Champions-League-Auftritte kompensieren zu
können. Guardiola aber wirkte am Samstag wenig euphorisch: „Unsere
Performance bis Dezember wird schwer“, sagte er. „Wir müssen mehr
arbeiten.“
21 Sep 2014
## AUTOREN
Klaus Irler
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