# taz.de -- Performing Arts: Ein Theater taucht ab | |
> Autorenpreisträger Arne Vogelgesang und „internil e. V." zeigen | |
> "Untergrund" - eine verstörende Performance zum NSU-Terror. | |
Bild: Ein Plakatentwurf - oder der Fake eines Plakatentwurfs fürs fiktive real… | |
BREMEN taz | Der „[1][internil] Verein zur Untersuchung Sozialer | |
Komposition“ e. V. zeigt in der Schwankhalle „Untergrund“, eine theatrale | |
Annäherung an den NSU, den Nationalsozialistischen Untergrund. Aber: Läuft | |
da nun eigentlich wirklich ein Stück von „internil“? | |
Oder stimmt, was „internil“ uns erzählen? Dass sie gleichsam gekapert | |
wurden von einem etwas ominösen „real*theater*kollektiv“ (RTK), das ein | |
Stück über den Nationalsozialistischen Untergrund machen und damit „einen | |
kollektiven Untergrund des deutschen Bewusstseins freilegen“ wollte? | |
Dabei setzt sich jenes Kollektiv, wie wir erfahren werden, in schönstem | |
RAF-Kassiber-Duktus offenbar selbst in den Untergrund ab, um nicht der | |
bürgerlichen Gesellschaft einen weiteren „Theaterpopel“ zu kredenzen. Davon | |
gab es ja so einige: in Frankfurt, München, Karlsruhe, Braunschweig, Köln. | |
Manche, die unter Materialmassen ächzten, andere, die sich davon bewusst | |
abschotteten. Vielleicht also muss man dem anders beikommen. | |
## Beginn vor der Deutschlandfahne | |
Der Abend beginnt vor der Deutschlandfahne, wo ein Mann, der sich als Arne | |
Vogelgesang vorstellt, in autonomem Schwarz mit Palituch, einen kurzen | |
Abriss zum NSU referiert, vom RTK erzählt und von dessen rätselhaftem | |
Verschwinden samt einem beträchtlichen Teil des Produktionsbudgets, derweil | |
auf der großen Leinwand Ausschnitte aus der Korrespondenz mit der | |
[2][Schwankhalle] zu sehen sind: „… Verständnis für die Situation … mü… | |
wir aber auf einer Umsetzung bestehen“ – was Vogelgesang, scheinbar | |
peinlich berührt, kommentiert: „Das wollten wir jetzt eigentlich nicht | |
zeigen.“ | |
Lediglich einen USB-Stick jedenfalls habe das RTK hinterlassen. Dessen | |
mutmaßlicher Inhalt spielt im Folgenden gewissermaßen die Hauptrolle, wobei | |
die Handlung fast nur noch auf großer Leinwand stattfindet und nie ganz | |
sicher zu sagen ist, ob etwas von dem, was da zu sehen ist, und wenn ja, | |
was wirklich live ist: Das Theater verschwindet in seiner medialen | |
Repräsentation. | |
## Niemand ist da zu beklatschen | |
Das ist natürlich ein durchaus didaktischer Fingerzeig, indem die | |
Inszenierung die mediale Repräsentation des NSU reflektiert, aber auch | |
stets einen Rest Geheimnis lässt, womit dieses Stück ja erstaunlich nah an | |
der Wirklichkeit ist. | |
Da tauchen Fahndungsfotos des NSU in einem Fernsehkrimi auf, als Bilder der | |
Mitglieder einer islamistischen Terrorzelle, da scheint die mehr als | |
zweifelhafte Rolle von Verfassungsschutz und Polizei auf, | |
Verschwörungstheorien und ein Video der schon untergetauchten Beate Zschäpe | |
beim Aerobic auf Usedom. Das Ende setzt dazu die verstörende Pointe: Die | |
Deutschlandfahne weht, das Theater ist verschwunden. Niemand lässt sich | |
beklatschen. | |
26 Sep 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.internil.net/ | |
[2] http://www.schwankhalle.de/projekte/spielzeit/details/geballte-kunst-aus-ze… | |
## AUTOREN | |
Andreas Schnell | |
## TAGS | |
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) | |
Schauspiel | |
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