| # taz.de -- Geringere EEG-Umlage: Siggi Gabriel 0,07 | |
| > Die Umlage für Ökoenergien sinkt minimal. Energieminister Sigmar Gabriel | |
| > will das als seinen Erfolg verkaufen. Vergeblich. | |
| Bild: In charge: Sigmar Gabriel | |
| BERLIN taz | Es sind nicht gerade umwerfende Einsparungen für die deutschen | |
| Stromverbraucher: Die EEG-Umlage, jener Zusatzposten auf der Stromrechnung | |
| zur Förderung von Ökoenergien, sie sinkt zum ersten Mal seit ihrer | |
| Einführung im Jahr 2000. Und zwar ab 1. Januar um 0,07 Cent pro | |
| Kilowattstunde Strom – von 6,24 auf 6,17. Der oft zitierte deutsche | |
| Durchschnittshaushalt spart dann 29 Cent im Monat. | |
| Keine weltbewegende Entlastung. Aber es kommt auf die Symbolik an. Die | |
| Umlage ist in der öffentlichen Debatte das Preisschild für die | |
| Energiewende, und bisher ging es nur nach oben. Das weiß auch Wirtschafts- | |
| und Energieminister Sigmar Gabriel (SPD). Er kam schließlich ins Amt, um | |
| die Kosten der Energiewende in den Griff zu bekommen. | |
| Erst im August trat der erste Teil seiner Reform des | |
| Erneuerbare-Energien-Gesetzes in Kraft, im Januar der Rest. Da die | |
| EEG-Umlage auf Abschätzungen für das Jahr 2015 beruht, könnte Gabriels | |
| Reform also etwas mit der sinkenden Umlage zu tun haben. „Dabei hat die | |
| jüngst in Kraft getretene EEG-Novelle bereits einen unmittelbar dämpfenden | |
| Einfluss auf die EEG-Umlage 2015“, ließ Gabriel deshalb auch mitteilen. | |
| Dumm nur, dass fast zeitgleich sein Staatssekretär Rainer Baake sagte: | |
| „Dass die Umlage jetzt leicht sinkt, hat mit der Reform nichts zu tun.“ | |
| Was nun? Baake erklärt die Senkung mit einem „Prognosefehler“. Die Umlage | |
| war im vergangenen Jahr schlicht zu weit angehoben worden. Zudem sei auch, | |
| erläuterte Baake, das Wetter involviert: Besonders in Süddeutschland gab es | |
| weniger Sonnenschein als im Vorjahr. Dort stehen die meisten der in den | |
| Jahren 2009 bis 2012 gebauten Solaranlagen, die den Strom noch | |
| vergleichsweise teuer produzieren. Weniger Sonne bedeutet also weniger | |
| Zahlungen an die Betreiber dieser Anlagen. Die Umlage hätte sogar noch | |
| deutlicher sinken können. Allerdings gibt es momentan zu viel Kraftwerke: | |
| die alten, vor allem Kohle- und Atomkraftwerke und die neuen | |
| Ökostromanlagen. Das führt zu einer Überproduktion, Strom wird immer | |
| billiger – und damit sinkt auch der Erlös für die Wind- und Solaranlagen. | |
| ## Industrie wird weiter entlastet | |
| Gabriel wiederum bezog sich vor allem auf die Ausnahmen für die Industrie. | |
| Viele, besonders stromintensive Betriebe zahlen eine extrem niedrige | |
| EEG-Umlage. Die Regeln, wer begünstigt wird, werden ab Januar geändert. Das | |
| System wird dann noch komplizierter. Bis jetzt haben 2.452 Unternehmen | |
| einen Antrag auf einen Rabatt gestellt, noch mehr als im vergangenen Jahr. | |
| Was genehmigt wird, ist noch unklar, doch wahrscheinlich werden diese | |
| Betriebe zwar deutlich weniger als Privathaushalte, aber immerhin mehr als | |
| früher zahlen: 629 Millionen 2015 statt 366 im laufenden Jahr. Das meint | |
| Gabriel mit dem kostendämpfenden Faktor. Ein Euphemismus: Die Industrie | |
| wird weiter um 5,1 Milliarden Euro im Jahr entlastet – das müssen die | |
| restlichen Verbraucher zahlen. | |
| „Gabriel hat die großzügigen Befreiungen für die energieintensive Industrie | |
| sogar noch ausgeweitet“, schimpft die energiepolitische Sprecherin der | |
| Grünen-Bundestagsfraktion, Julia Verlinden. Die Linke kritisiert, dass die | |
| sinkenden Strompreise an der Börse nicht bei den Verbrauchern ankommen. | |
| „Ohne öffentliche Preisaufsicht bekommen wir die Strompreisentwicklung | |
| nicht in den Griff“, sagte Caren Lay, stellvertretende Vorsitzende der | |
| Linksfraktion. | |
| Baake äußerte vor Journalisten noch eine andere Idee: Er habe eben noch | |
| einen Preisvergleich im Internet gemacht. Der günstigste Stromanbieter | |
| koste ihn 778 Euro im Jahr, der teuerste 1.071 Euro. Nicht bekannt ist, ob | |
| Baake nun wechselt. | |
| 15 Oct 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Ingo Arzt | |
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