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# taz.de -- Grubenunglück in der Türkei: Überlebenschancen sinken
> Fünf Monate nach dem schwersten Bergbauunglück in der Geschichte der
> Türkei ist erneut eine Grube zur Falle geworden. 18 Bergarbeiter sind
> eingeschlossen.
Bild: Rettungskräfte versuchen Wasser aus der Kohlegrube zu pumpen.
ANKARA afp | Nach einem schweren Grubenunglück im Süden der Türkei sinken
die Überlebenschancen für die 18 eingeschlossenen Kumpel stündlich. Die
Aussichten für die in einem überfluteten Stollen festsitzenden Bergarbeiter
seien nicht gut, sagte Energieminister Taner Yildiz, während die
Bergungsarbeiten am Mittwoch auf Hochtouren weiterliefen. „Die Zeit spielt
gegen uns“, erklärte Yildiz. „Der Wasserspiegel steigt alle zwei Stunden um
einen Meter.“
Fünf Monate nach dem schwersten Bergbauunglück in der Geschichte der Türkei
ist damit erneut eine Grube zur Falle geworden: Schauplatz der neuen
Tragödie ist die Steinkohlegrube in der Stadt Ermenek in der Provinz
Karaman fast 500 Kilometer südlich von Ankara.
Nach vorläufigen Behördenangaben wurden 34 Kumpel am Dienstagnachmittag von
einem Wassereinbruch überrascht, nur die Hälfte von ihnen konnte sich rasch
befreien. Yildiz zufolge saßen 18 ihrer Kollegen in mehr als 300 Meter
Tiefe fest.
Provinzgouverneur Murat Koca wies Medienberichte zurück, wonach es eine
Explosion gegeben haben soll. Warum der Teil der Grube überflutet wurde,
war aber nach wie vor offen. Ein Sprecher des Grubenbetreibers sagte am
Nachmittag im Fernsehen, die Eingeschlossenen könnten „nicht länger als
zwei Stunden überleben“.
## Überlebender spricht von Sicherheitsmängeln
Zwar machten sich nach dem Alarm mehr als 250 Hilfskräfte der
Notfallbehörde auf den Weg, um die Bergungsarbeiten zu koordinieren. Trotz
des Versuchs, das Wasser abzupumpen, gelang ihnen zunächst aber kein
Durchbruch. In den Stollen seien mehr als 10.000 Tonnen Wasser gelaufen,
sagte Yildiz. Pro Stunde könnten aber nur 180 bis 200 Tonnen abgepumpt
werden.
Ein Kumpel, der sich in Sicherheit bringen konnte, machte Sicherheitsmängel
für das Unglück verantwortlich. Das Drama hätte durch Befolgen der üblichen
Regeln verhindert werden können, sagte er der Nachrichtenagentur Anadolu.
Dies sei schon das dritte Mal, dass die Mine überflutet wurde.
Am 13. Mai waren in einer Grube Soma im Westen der Türkei 301 Bergleute
nach einer Explosion ums Leben gekommen. Der damalige Regierungschef und
heutige Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte die Angehörigen der Opfer mit
seiner erschreckenden Gleichgültigkeit zusätzlich erzürnt, es kam zu
wütenden Protesten gegen ihn, die Regierung und die Zechenbetreiber.
Ermittlungen ergaben, dass grundlegende Sicherheitsvorkehrungen missachtet
worden waren. Acht Manager sind wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Zwar
wurde Ende Mai ein Gesetz verabschiedet, das zu mehr Sicherheit führen soll
und die Arbeitszeit der Kumpel verkürzt. Nach einer Statistik der
Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) liegt die Türkei bei Todesfällen
am Arbeitsplatz aber weltweit nach wie vor auf Rang drei.
29 Oct 2014
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