# taz.de -- Nach dem Grubenunglück in der Türkei: Den Zechen-Chefs droht lebe… | |
> Es war das verheerendste Grubenunglück in der Geschichte der Türkei. Nun | |
> soll ein Prozess die Katastrophe von Soma aufklären. 45 Angeklagte stehen | |
> vor Gericht. | |
Bild: 16. Mai 2014: Bergarbeiter bei den Rettungsarbeiten in der Türkei. | |
ISTANBUL dpa | 301 Kumpel kamen beim schwersten Grubenunglück in der | |
Geschichte der Türkei ums Leben. Nun soll die Katastrophe aufgeklärt werden | |
– 45 Angeklagten wird dafür von Montag an im westtürkischen Akhisar der | |
Prozess gemacht. Dem Vorstandsvorsitzenden der Betreibergesellschaft der | |
Zeche, Can Gürkan, und sieben weiteren Angeklagten drohen lebenslange | |
Haftstrafen. Das geht aus Unterlagen des Gerichts hervo. Den acht | |
Angeklagten wird unter anderem Totschlag vorgeworfen. | |
Die Ermittler gehen davon aus, dass ein Brand unter Tage die Katastrophe am | |
13. Mai 2014 ausgelöst hatte. Vier Tage lang hatten Angehörige und | |
Überlebende gehofft, dass eingeschlossene Kumpel aus dem Stollen gerettet | |
würden, bis die Bergungsarbeiten für abgeschlossen erklärt wurden. | |
Insgesamt 485 Bergleute hatten überlebt. 160 wurden verletzt. | |
Die Regierung wies jede Verantwortung für das Unglück von sich. | |
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan – damals noch Ministerpräsident – | |
spielte die schlechte Sicherheitsbilanz der Kohlebergwerke in der Türkei | |
herunter. „Solche Unfälle passieren ständig“, sagte er damals. Nach der | |
Katastrophe gab es in mehreren türkischen Städten Proteste, bei denen | |
Tausende Demonstranten den Rücktritt der Regierung forderten. | |
Bislang habe die Regierung den Chefanklägern die Erlaubnis vorenthalten, | |
Verfahren gegen staatliche Mitarbeiter zu eröffnen, sagte Emma Sinclair | |
Webb, Türkei-Expertin der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. | |
Den Staatsanwälten werde bei den Untersuchungen keine freie Hand gelassen, | |
kritisierte sie. | |
Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch hatten nach dem Unglück | |
scharfe Kritik an den Arbeitsbedingungen in türkischen Gruben geübt. Nach | |
Angaben der Betreibergesellschaft Soma Holding hatten die Behörden das | |
Bergwerk alle sechs Monate kontrolliert und bei der letzten Prüfung vor der | |
Katastrophe im März 2014 keine Unregelmäßigkeiten festgestellt. | |
13 Apr 2015 | |
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