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# taz.de -- Waldrat über Waldinvestments: „Wir sind das Frühwarnsystem“
> Forstbeteiligungen versprechen hohe Renditen, aber die Kontrolle ist
> schwierig, weil die Anlage langfristig ist. Bei Miller Forest Investment
> übernimmt dies ein Waldrat.
Bild: Bäume für hohe Rendite: Waldinvestments versprechen viel.
taz: Herr Klein, mit einem Direktinvestment kann sich heutzutage jeder ein
Stück Wald kaufen. Die Händler werben mit hohen Renditen und öko soll es
auch sein. Ist das eine sichere Geldanlage?
Heinz-Dieter Klein: Eine 100-Prozent-Sicherheit gibt es nie, aber die
Versprechen lassen sich schon einhalten.
Sie selbst trauen dem offenbar nicht. Immerhin sitzen Sie einem Gremium
vor, das extra eingerichtet wurde, um das Geschäft zu überwachen – dem
sogenannten Waldrat.
Die Firma Miller hatte 2008 in der Hochphase der Finanzkrise die Idee, den
Waldrat zu gründen. Das waren nicht die Investoren. Wir verstehen uns als
Frühwarnsystem. Dazu kontrollieren wir zum Beispiel die Gewinn- und
Verlustrechnung. Vor allem haben wir aber eine Inspektorenteam aus zehn
Vereinsmitgliedern gegründet. Jedes halbe Jahr fliegt einer davon nach
Paraguay. Nur dort pflanzt Miller Bäume.
Wie kontrolliert der Waldrat?
Die Inspektoren bekommen ein Mietauto, falls das Wetter schlecht ist auch
Pferd oder Moped. Das zahlt ausschließlich der Waldrat. Er ist unabhängig
und finanziert sich nur durch die Beiträge unserer Mitglieder. Das sind 45
Euro im Jahr plus vier bis neun Euro pro Hektar, je nach Größe der Anlage.
Die Kontrolleure verschaffen sich einen Gesamteindruck und nehmen dann
Investments von jeweils 15 Vereinsmitgliedern genauer unter die Lupe, die
vor jeder Reise neu bestimmt werden.
Sie sind Biologen oder Förster?
Nein, unsere Mitglieder und damit auch unsere Kontrolleure, kommen aus
allen Berufsgruppen. Die einen investieren 3.000 Euro, die anderen 300.000.
Ob die Bäume gedeihen, das kann aber jeder beurteilen. Und wie hoch sie
sind, jeder messen.
Der größte Frevel?
Miller gibt an, zwischen Eukalyptus und Kiefern immer auch einheimische
Hölzer zu pflanzen, als sogenannte Beimischung. Die waren aber auf einigen
Parzellen nicht zu sehen. Das haben wir bemängelt. Der
Bewirtschaftungsbetrieb in Paraguay hat dann ein neues Grundstück gekauft
und dort die Pflanzungen immerhin nachgeholt.
Also gibt es nun ein Grundstück mit heimischen Hölzern und eines vor allem
mit Eukalyptus und damit eine Monokultur, die nicht öko ist?
Eigentlich werden die Bäume ja gemischt gepflanzt, und zwar auf Brach- und
Weideland, wo einst Regenwald stand. Nur wurde der meist wild abgeholzt
oder niedergebrannt, um Rinder zu halten oder Soja anzubauen. Da die Böden
für die Landwirtschaft aber nicht geschaffen sind, laugten sie innerhalb
weniger Jahre aus. Darum ist es gut, wenn Einheimische jetzt wieder als
Forstleute arbeiten können. Die Grundstücke wurden von ehemaligen
Rinderzüchtern gekauft.
Warum fordern Sie kein Ökosiegel?
Öko ist ein Aspekt von vielen. Einige von unseren Investoren wollen alles
ökologisch, für andere hat das eine untergeordnete Bedeutung. Viele liegen
dazwischen. Vorgesehen ist, das Holz nur in Paraguay auf dem lokalen Markt
zu verkaufen. Erst wenn sich daran etwas ändert soll Miller, so haben wir
gefordert, das Holz durch den Forestry Stewardship Council, FSC,
zertifizieren lassen. Wir versprechen uns von dem Siegel für eine
ökologischere und soziale Holzwirtschaft, einen Wettbewerbsvorteil auf dem
internationalen Markt.
Egal wie grün, Wachstum braucht Zeit. Bis Ihre Bäume Rendite abwerfen,
dauert es 20 Jahre. Zwischendurch können Insekten oder Naturkatastrophen
alles zunichte machen.
Risiken liegen in der Sache der Natur. Ein Waldbrand zum Beispiel. Darum
achten wir auf große Feuerschneisen im Wald und dass dort kein trockenes
Gras und Holz liegt. Außerdem müssen Dauerinspektionsposten aufgebaut sein,
damit die Feuerwehr im nächsten Ort sofort alarmiert werden kann, sobald
irgendwo Rauch zu sehen ist. Auch die politische Situation eines Landes
kann sich ändern.
17 Nov 2014
## AUTOREN
Hanna Gersmann
## TAGS
Wald
Rodung
Wald
Amazonas
EZB
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