| # taz.de -- David Ginola will Fifa-Präsident werden: Meint der das ernst? | |
| > Mit seiner schrägen Kandidatur für den Posten des Fifa-Präsidenten | |
| > bewirkt Ex-Profi David Ginola vor allem eines: Er macht sich lächerlich. | |
| Bild: Hoch die Tassen: David Ginola, Spaßkandidat für die Fifa-Präsidentscha… | |
| DUBLIN taz | Der 17-malige französische Nationalspieler David Ginola, der | |
| unter anderem für Paris Saint-Germain, Tottenham und Everton spielte, will | |
| Ende Mai gegen den 78-jährigen Sepp Blatter für die Fifa-Präsidentschaft | |
| kandidieren. Dafür erhält er vom irischen Wettanbieter Paddy Power 325.000 | |
| Euro. Dennoch beteuert Ginola, der am Sonntag 48 Jahre alt wird, dass es | |
| kein Werbegag sei. Er wird unterstützt von einer obskuren Twitter-Gruppe | |
| namens ChangeFifa, die seit Jahren Veränderungen an der Spitze des von | |
| Korruption durchseuchten Verbands fordert. | |
| Ginolas Kandidatur wurde von M & C Saatchi, der PR-Firma, als „riesige | |
| Sache im internationalen Fußball“ angekündigt, ohne Ginolas Namen zu | |
| nennen. Auch auf Nachfrage blieb man zunächst stumm. Der Grund: Man hatte | |
| einen Exklusivvertrag mit dem Boulevardblatt Sun geschlossen. Sieht so | |
| Ginolas versprochene Transparenz und Offenheit aus? | |
| „Ich kandidiere, weil ich wie ihr Fußball liebe“, sagte er in einer | |
| Presseerklärung. „Ob man auf der Tribüne oder auf dem Fußballplatz steht �… | |
| wir alle wissen, dass das System Fifa nicht funktioniert. Ich kann das aber | |
| nicht alleine verändern. Ich brauche euch in meinem Team.“ Vor allem | |
| braucht er Geld: Seine Wahlkampagne wird rund drei Millionen Euro kosten. | |
| Ob er überhaupt die Voraussetzungen für die Kandidatur erfüllt, ist | |
| allerdings noch unklar. Bis zum Ende der Frist am 29. Januar muss er sich | |
| die Unterstützung von fünf nationalen Fußballverbänden sichern. | |
| Noch hat er keinen einzigen Verband auf seiner Seite. Jérôme Champagne, der | |
| früher dem Fifa-Exekutivausschuss angehörte und ebenfalls gegen Blatter | |
| kandidieren will, sagte, dass es vermutlich einfacher wäre, 50 Stimmen bei | |
| der geheimen Wahl im Mai zu gewinnen, als die öffentliche Unterstützung von | |
| fünf Verbänden. | |
| ## Kennt kein einziges Exekutiv-Mitglied | |
| Ginola muss außerdem nachweisen, dass er in zwei der vergangenen fünf Jahre | |
| eine aktive Rolle im Fußballgeschäft gespielt habe. Er verweist auf seine | |
| Beratertätigkeit beim französischen Drittligisten Etoile Frejus St. Rafael. | |
| Und er hat an Englands gescheiterter Bewerbung für die Austragung der WM | |
| 2018 teilgenommen. Über die Fifa weiß er jedoch wenig. Auf die Frage eines | |
| Journalisten konnte er kein einziges aktuelles Mitglied der Fifa-Exekutive | |
| benennen. | |
| „David Ginola hat die Intelligenz, den Charakter und die Fähigkeit, | |
| Präsident der Fifa zu sein“, heißt es in der Presseerklärung von Paddy | |
| Power. „Er hat die Aussicht, der erste Präsidentschaftskandidat der | |
| Fußballfans zu werden. Wir haben die Basis für eine Fußballrevolution | |
| geschaffen, und nun ist es an euch, das umzusetzen. Wir rufen die Fans in | |
| der ganzen Welt auf, dem Team Ginola beizutreten.“ | |
| Ginola plädiert für eine Zusammenlegung der Männer- und | |
| Frauen-Weltmeisterschaften. Der Frauenfußball werde auf diese Weise eine | |
| neue Ebene erreichen. | |
| ## Ein paar Individuen mit Twitter-Konto | |
| David Larkin von ChangeFifa fügte hinzu: „David ist der einzige Kandidat, | |
| der Erfahrung als Spieler hat. Er ist ein glaubwürdiger Kandidat, der bei | |
| der Fußballfamilie von der Basis bis zur Spitze Hoffnung auf eine neue Ära | |
| im Fußball weckt.“ ChangeFifa ist keine große Bewegung zur Säuberung der | |
| Fifa, sondern besteht aus ein paar Individuen, die ein Twitter-Konto haben. | |
| Im Jahr 2011 wollte Larkin dem ehemaligen chilenischen Nationalspieler | |
| Elias Figueroa zur Fifa-Präsidentschaft verhelfen. Die Wahlkampagne begann | |
| damals am 29. März. Zwei Tage später zog Elias Figueroa seine Kandidatur | |
| zurück. | |
| Ginola war im vergangenen August mit seinem Kollegen David James in Dublin, | |
| um Werbung für den Fernsehsender Setanta Sports zu machen, der die | |
| Senderechte für die englische Premier League in Irland hat. Kurz vor seiner | |
| Abreise besuchte er Doheny & Nesbitt’s, eines der ältesten Pubs der Stadt, | |
| in dem auch die Schriftsteller William Butler Yeats, Brendan Behan und | |
| George Bernard Shaw verkehrten. Dort traf er zufällig den irischen | |
| Präsidenten Michael D. Higgins, der sich als Ehrenpräsident des | |
| Fußballvereins Galway United vorstellte. | |
| Higgins verriet Ginola, dass in seinem Büro ein Galway-United-Trikot mit | |
| der Nummer 9 an der Wand hänge, weil er der neunte Präsident Irlands sei. | |
| Vielleicht schenkt er ja Ginola das Trikot, falls der im Mai zum neunten | |
| Fifa-Präsidenten gewählt wird. Wahrscheinlicher ist aber, dass Ginola sich | |
| zum Narren macht. | |
| 21 Jan 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Ralf Sotscheck | |
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